„Ärmel hochkrempeln und anpacken“
Leserbrief zu den Missbrauchsvorwürfen in der Katholischen Kirche.

© Sven Kauffelt
Missbrauch und Kirche. Ist es nicht so? Wenn bei Kirche draufsteht „christlich“, dann möchte man auch, dass „christlich“ drin ist. Hat Kirche beziehungsweise Religion nicht allgemein die Aufgabe, den Menschen im Leben Orientierung zu geben, damit das Leben von so vielen einfachen und unerfahrenen Menschen gelingen kann?
Könnten wir uns vielleicht im Sinne unserer Vernunft darauf einigen, dass jeder seine Sexualität im Sinne der Freiheit verantwortlich leben muss? Meine Grenzen der Freiheit liegen da, wo die Grenzen des anderen beginnen. Deshalb darf ich mit meiner Sexualität anderen nicht Gewalt antun. Ich muss auch bereit sein, Verantwortung für mein sexuelles Handeln zu übernehmen. Ich darf nicht allgemeines Recht brechen, das unser Staat zum Schutz jedes einzelnen garantiert und schützen muss.
Und entspricht nicht diese Haltung ganz genau den Forderungen eines Jesus und Gottes, dass jeder Mensch auf dieser Erde ein eigenes, glückliches Leben führen soll? Dieser Gedanke durchzieht die Bibel von A bis Z wie ein roter Faden. Jesus gibt die Motivation, auf das Gemeinwohl zu achten. Und Kirche muss von Generation zu Generation immer wieder darum kämpfen, diese Grundgedanken in der Sprache der Zeit neu zu formulieren und dann auch ins praktische Leben umzusetzen. Durch Missbrauch innerhalb der Kirche werden Christen herausgefordert, nicht nur „christlich“ drauf stehen zu haben, sondern auch „christlich“ in Denken, Reden und Handeln drin zu haben. Und da wären wir genau an dem Punkt, worauf ich hinaus will: tretet bitte nicht aus der Kirche aus, sondern baut sie wieder auf im Sinne eines Gottes, der für jeden einzelnen Menschen nur das Gute will. Austreten heißt, die Hoffnung aufzugeben. Ich habe mich stattdessen entschlossen, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken. Wer macht mit?
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