Wenn Systeme blind füreinander werden
Leserbrief zum BZ-Artikel „Solarpark in Rhedebrügge in Betrieb gegangen“ vom 13. Mai.

Solarpark Schulze MengeringPeter Berger
© Peter Berger
Es ist nicht böser Wille. Es ist System. Der eine sieht Strom, der andere nur CO2. Der nächste nur Investitionen, Netzentgelte oder Genehmigungen. Jeder hat recht, aber niemand sieht das Ganze.
In der Energiewende erleben wir ein Phänomen, das auch als „operative Blindheit“ bezeichnet werden kann. Das Netz versteht Technik, nicht Emotion. Die Politik versteht Ziele, nicht Lastflüsse. Der Markt versteht Rendite, nicht Verantwortung. Und der Bürger? Steht zwischen allen und fragt: Was macht ihr da eigentlich?
Die Antwort: Jeder tut was er kann, aber nicht, was notwendig wäre. Denn das setzt Kommunikation voraus. Nicht nur zwischen Menschen, sondern zwischen den Systemlogiken selbst. Doch die reden nicht miteinander. Sie funktionieren. Und genau darin liegt die Gefahr.
So wird der neue Solarpark am Rande der Stadt zum Symbol: technisch sauber, gesellschaftlich unbesprochen, politisch gewollt, energetisch vielleicht überflüssig, aber finanziell vergütet.
Was wir brauchen, ist eine neue Kultur der Verständigung. Zwischen Technik, Politik, Ethik und der Realität. Sonst transformieren wir am Ende nur eines: unsere Blindheit.