Maritime Wirtschaft: Schiffbau und Schifffahrt legen zu
Schiffbau und Schifffahrt in Norddeutschland melden bessere Stimmung. Doch Unsicherheiten bei Außenhandel und Kosten bleiben zentrale Themen.
Laut der jüngsten Konjunkturumfrage der IHK Nord hat sich die Stimmung in der norddeutschen Schifffahrt und bei den Werften verbessert, bei der Hafenwirtschaft jedoch leicht eingetrübt. (Archivbild)Christian Charisius/dpa
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Die Stimmung in der maritimen Wirtschaft Norddeutschlands hat sich im Herbst bei Schiffbau und Schifffahrt verbessert, in der Hafenwirtschaft jedoch leicht eingetrübt. Das geht aus der Konjunkturumfrage der IHK Nord hervor, dem Zusammenschluss von 13 Industrie- und Handelskammern im Norden. Die IHK Nord befragte nach eigenen Angaben Ende September 555 norddeutsche Unternehmen der maritimen Wirtschaft.
Schifffahrt mit stärkstem Zuwachs
Die Schifffahrt verzeichnete demnach den stärksten Zuwachs: Beim von 0 bis 200 Punkte reichenden Geschäftsklimaindex kletterte die Branche den Angaben zufolge um 6,7 auf 82,7 Punkte, blieb damit aber immer noch deutlich hinter dem Wert von vor einem Jahr mit 108,5 Punkten zurück. Rund 90 Prozent der Unternehmen bezeichneten ihre aktuelle Geschäftslage als befriedigend oder gut. Fast die Hälfte (47,7 Prozent) rechne jedoch für die Zukunft mit einer ungünstigeren Geschäftslage.
Als größtes Risiko machten zwei Drittel der Reedereien die Auslandsnachfrage aus. „Die Unsicherheit über die amerikanische Zollpolitik und ihre globalen Folgen für den Außenhandel ist nach wie vor erheblich“, sagte der IHK Nord-Vorsitzende Thomas Buhck. Ebenfalls Risiken sähen die Unternehmen bei den wirtschaftlichen Bedingungen (60,4 Prozent), bei den Energie- und Rohstoffpreisen (45,7 Prozent) sowie den Arbeitskosten (32,2 Prozent).
Schiffbau stabilisiert sich
Leicht zulegen konnte das Konjunkturbarometer im Schiffbau. Es sei um 1,5 auf 96,0 Punkte gestiegen und liege damit fast zehn Punkte über dem Wert von vor einem Jahr. Die aktuelle Lage bewerteten mehr als zwei Drittel der Werften als gut oder befriedigend. 96 Prozent gingen davon aus, dass die künftige Geschäftslage gleich bleibe oder verbessere. Ausnahmslos alle befragten Werften sehen die wirtschaftspolitischen Bedingungen als größtes Risiko, gefolgt von den Arbeitskosten (79,7 Prozent) und Energie- und Rohstoffpreisen (53,6 Prozent).
Als einziger Bereich in der maritimen Wirtschaft musste die Hafenwirtschaft leichte Verluste hinnehmen. Deren Geschäftsklimaindex sank den Angaben zufolge um 0,5 auf 97,1 Punkte - wobei das der höchste Wert aller Sparten ist und fast 20 Punkte über dem Ergebnis von vor einem Jahr liegt. Mehr als 95 Prozent sehen demnach die aktuelle Lage als gut oder befriedigend, fast 80 Prozent gehen davon aus, dass das auch so bleibt oder besser wird.
Wirtschaftspolitischer Rahmen größtes Risiko für Hafenwirtschaft
Wie im Schiffbau sieht auch die Hafenwirtschaft die wirtschaftspolitischen Bedingungen mit 78,4 Prozent als größtes Risiko, gefolgt von den Arbeitskosten (73,2 Prozent) und den Energie- und Rohstoffpreisen (71,2 Prozent). Die Auslandsnachfrage sehen 70,6 Prozent der Betriebe als wirtschaftliches Risiko.
„Ohne intakte Kaimauern steht die Versorgungssicherheit auf dem Spiel“, warnte Buhck. Die IHK Nord unterstütze daher die Forderung nach 15 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen des Bundes zur Auflösung des Sanierungsstaus in den Häfen. „Zusätzlich braucht es eine dauerhafte Beteiligung des Bundes von mindestens 500 Millionen Euro jährlich, um die maritime Infrastruktur langfristig zu sichern.“