Panorama

So fährt sich der neue Renault Clio

Vor 35 Jahren debütierte der Clio. Seither ist er ein Kassenschlager für Renault. Damit das so bleibt, hält der unauffällige Kleine beim Generationswechsel eisern den Kurs - nur nicht beim Design.

Von Thomas Geiger, dpa

02.12.2025

Unaufgeregt und erwachsen: Für einen Kleinwagen wie den Renault Clio ist das kein schlechtes Urteil nach dem Fahrtermin.Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

Unaufgeregt und erwachsen: Für einen Kleinwagen wie den Renault Clio ist das kein schlechtes Urteil nach dem Fahrtermin.Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

© Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

Bei Renault läuft die Elektrifizierung auf Hochtouren. Zwar spricht alle Welt deshalb von R5 oder R4 und freut sich auf den neuen Twingo. Doch nach wie vor verkaufen die Franzosen von keinem Auto mehr als vom Clio.

Umso wichtiger ist deshalb die Neuauflage des Kleinwagens, die kurz nach dem Jahreswechsel für Preise ab 19.900 Euro in den Handel geht. Damit ist der Clio rund 20 Prozent günstiger als der ähnlich positionierte R5 für die Generation E.

Die Zukunft im Blick

Während die Elektroautos alle mit dem Blick in den Rückspiegel gezeichnet wurden und deshalb optisch auf der Retrowelle reiten, schauen die Franzosen beim Clio Nummer 6 extra weit nach vorn: Die Zeiten des knuffigen Kleinwagens zum Kuscheln sind vorbei.

Stattdessen gibt es eine selbstbewusste Front mit einem großen Grill voller Renault-Rauten, eine muskulöse Flanke mit versteckten Griffen in den Fondtüren. Die Kehrseite ist so knackig und sportlich, als hätte der Clio zu lange neben einem Alfa Romeo geparkt. Nur die einzelnen, rechteckig aus dem Blech heraustretenden Blöcke der Rückleuchten wirken da ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Etwas mehr Platz als bisher

Aber der Clio wird nicht nur moderner, er wird auch größer. In der Länge wächst er um sieben Zentimeter auf 4,12 Meter und der Radstand legte bei nun 2,56 Metern um immerhin einen Zentimeter zu. Das reicht nicht für ein neues Raumwunder - vor allem rein elektrische Fahrzeuge bieten mit ihrer flachen Skateboard-Architektur mehr Platz auf weniger Fläche.

Aber man sitzt vorn bequem und hinten gut. Das Gepäckabteil ist mit 301 bis 1.094 Litern selbst im Familieneinsatz zumindest voll alltagstauglich. Außerdem sinkt die Ladekante um vier Zentimeter.

Platz ist in der kleinsten Hütte: Das soll nicht despektierlich klingen, immerhin lassen sich hier maximal 1.094 Liter unterbringen.Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

Platz ist in der kleinsten Hütte: Das soll nicht despektierlich klingen, immerhin lassen sich hier maximal 1.094 Liter unterbringen.Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

© Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

Google holt das Cockpit in die digitale Gegenwart

Anders als die Karosserie sucht das Cockpit die Nähe zu den neuen E-Modellen. Getrieben vom Kostendruck bei den Kleinwagen und der offenbar unstillbaren Sehnsucht nach Digitalisierung hat der Clio deshalb ein sehr ähnliches Armaturenbrett wie R5 & Co. Was aber ganz sicher kein Schaden ist.

Ja, es gibt vielleicht ein paar zu viele Hebel rund ums Lenkrad. Aber die digitalen Instrumente sind gut strukturiert und der Touchscreen daneben zählt dank der extrem eingängigen Google-Software zu den besten in dieser Klasse. Konkurrenten wie der Opel Corsa oder der VW Polo jedenfalls wirken dagegen ganz schön von gestern.

Moderner Kommandostand: Der Tester hebt auch den Touchscreen positiv hervor.Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

Moderner Kommandostand: Der Tester hebt auch den Touchscreen positiv hervor.Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

© Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

Unter der Haube konservativ

Sportlich geschnitten, digital ausgestattet und ein kleines bisschen vorlaut: Zwar will der Clio Nummer 6 ein durch und durch progressiver Player auf dem großen Markt der Kleinwagen sein. Doch unter der Haube gibt er sich betont konservativ. Weil für den elektrischen Erfolg R4 und R5 zuständig sind, gibt es ihn ausschließlich als Verbrenner.

Aber so ganz geht der Geist der neuen Zeit auch an dem Dauerbrenner nicht vorüber: Der Diesel ist Geschichte und die Handschaltung auch, und wer nicht das frugale Basismodell mit 1,2-Liter-Dreizylinder und 85 kW/115 PS bestellt, der fährt zumindest mit einem Hybrid.

In der Stadt ein E-Auto ohne Ladesorgen 

Der kombiniert einen besonders sparsamen 1,8-Liter (80 kW/109 PS) mit einem E-Motor im Automatikgetriebe, dem elektrischen Startergenerator und einem Pufferakku von 1,4 kWh. Das ermöglicht eine Systemleistung von 118 kW/160 PS und auf der Autobahn bis zu 180 km/h, macht den Clio im Stadtverkehr aber zum Quasi-Elektroauto. Denn dank der Energierückgewinnung beim Bremsen etwa vor der roten Ampel soll er bis zu 80 Prozent aller urbanen Strecken rein elektrisch fahren. Dabei beschleunigt er so gut wie ein E-Auto und ist auch so leise.

Nur dass man sich ums Laden keine Gedanken machen muss. Und der rekordverdächtige Verbrauch von ab 3,9 Litern (CO2-Ausstoß: ab 89 g/km) sorgt für eine rechnerische Reichweite von 1.000 Kilometern.

Es gibt Benziner und Hybridvarianten - die Motorenpalette beginnt mit einem 1,2-Liter-Dreizylinder. Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

Es gibt Benziner und Hybridvarianten - die Motorenpalette beginnt mit einem 1,2-Liter-Dreizylinder. Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

© Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

Am Ortsschild wird der Clio erwachsen

Ob im E-Modus, als Verbrenner oder mit vereinten Kräften – egal, welche der 15 verschiedenen Kombinationen der Antrieb gerade automatisch oder auf Knopfdruck wählt, ist der Clio im Stadtverkehr immer wendig, agil und erfreulich quirlig. Jenseits des Ortsschilds dagegen fährt er unaufgeregt und erwachsen, federt komfortabel, lenkt gelassen und präzise und wirkt größer als er tatsächlich ist. Überraschend ist dabei vor allem das Getriebe: Wo solche stufenlosen Automaten sonst gerne die Fahrfreude bremsen, passt die Übersetzung hier immer perfekt und man verschwendet keinen Gedanken mehr daran.

Fazit: Auf der Erfolgsspur 

Ja, beim Design habe sie einen gewaltigen Sprung gemacht. Aber damit distanziert sich der neue Renault Clio unzweifelhaft von seinen elektrischen Nebenbuhlern und beweist auf diese Weise jene Charakterstärke, die ihn zum Bestseller gemacht hat. Und solange die elektrische Revolution weiter im Schneckentempo läuft, stehen die Chancen gut, dass er mit digitalem Innenleben und konventionellen, aber modernen und effizienten Antrieben auch weiterhin um einen Spitzenplatz mitfährt.

Datenblatt: Renault Clio Full Hybrid E-Tech 160 
 

 

 

 

 

Langläufer: Der Clio ist seit Jahrzehnten eine Bank im Modellprogramm des französischen Herstellers. Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

Langläufer: Der Clio ist seit Jahrzehnten eine Bank im Modellprogramm des französischen Herstellers. Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

© Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

Alltagstauglich im besten Wortsinn: Ausreichend Platz und ein Kofferraum, dessen Ladekante nun etwas tiefer sitzt.Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

Alltagstauglich im besten Wortsinn: Ausreichend Platz und ein Kofferraum, dessen Ladekante nun etwas tiefer sitzt.Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

© Clément Choulot/Renault/dpa-tmn

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