Politik Inland

Wie Hessens Städte ukrainische Partnerkommunen unterstützen

Städtepartnerschaften helfen ukrainischen Gemeinden im Krieg – von Schulmöbeln im Luftschutzkeller bis zu Gründerprojekten für Frauen.

Von Jenny Tobien, dpa

11.11.2025

Nur ein kleines Zeichen: Zum dritten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine leuchtete der Europaturm in Frankfurt im Februar 2025 in den Nationalfarben des Landes blau und gelb. (Symbolbild)Helmut Fricke/dpa

Nur ein kleines Zeichen: Zum dritten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine leuchtete der Europaturm in Frankfurt im Februar 2025 in den Nationalfarben des Landes blau und gelb. (Symbolbild)Helmut Fricke/dpa

© Helmut Fricke/dpa

Ukrainische Kinder lernen im Luftschutzkeller an Schulmobiliar aus Nordhessen. Frauen aus Lwiw werden in Frankfurt bei der Gründung eines eigenen Unternehmens unterstützt. Und Kinder und Jugendliche aus Kamjanez-Podilskyj erholten sich im Sommer-Camp in Wiesbaden.

Mehrere Kommunen in Hessen haben eine Städtepartnerschaft mit einer ukrainischen Kommune. Vor allem seit dem russischen Angriffskrieg haben die Partnerschaften zugenommen. Aber wie sehen diese aus in Zeiten des Krieges? 

Vor eineinhalb Jahren besiegelte Hessens größte Stadt Frankfurt eine Verbindung mit dem westukrainischen Lwiw. „Alle Menschen haben das Recht, in Frieden, Freiheit und Demokratie zu leben. Und genau dieses Recht verteidigen die Ukrainerinnen und Ukrainer Tag für Tag. Deshalb ist die Partnerschaft mit Lwiw für Frankfurt so bedeutsam“, sagt Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). „Unsere Solidarität zeigt sich in vielen zwischenmenschlichen Beziehungen und konkreten Projekten.“

Junge Ukrainerinnen mit Gründergeist in Frankfurt

Im vergangenen Jahr waren etwa 20 ukrainische Schülerinnen und Schüler für einen Erholungsaufenthalt in Frankfurt. In diesem Jahr hatte Eintracht Frankfurt Vertreter des Fußball-Erstligisten FC Karpaty Lwiw sowie einige Nachwuchsfußballer empfangen. Und im September 2025 lud die Stadt junge Frauen mit Gründergeist aus den Partnerstädten Krakau und Lwiw ein, um sie durch praxisnahe Trainings und Vernetzungsmöglichkeiten bei der Gründung eigener Unternehmen zu unterstützen. 

„Dieses Projekt verändert den Alltag der jungen Frauen ganz konkret: Durch europäische Vernetzung entstehen Initiativen, die Selbstentfaltung ermöglichen“, sagt Josef. „Das ist das Fundament einer jungen Generation, die diesen furchtbaren Krieg hoffentlich bald hinter sich lassen kann.“

Darmstadt hat schon seit 1992 die Partnerstadt Uschhorod

Deutlich älter ist die Partnerschaft von Darmstadt mit Uschhorod in der Westukraine. Die ersten Kontakte zwischen den Kommunen bahnten sich nach Angaben der Stadt sogar schon 1988 an, als sich Vertreterinnen und Vertreter beider Kommunen bei den internationalen Schülerspielen in Uschhorod kennenlernten. Die Partnerschaft besteht seit 1992. Erst im August hatten Darmstadt, der Landkreis Darmstadt-Dieburg sowie die Verkehrsgesellschaft HEAG mobilo der ukrainischen Stadt Uschhorod zwei Busse sowie medizinische Hilfsgüter gespendet.

Unterdessen kamen im Sommer Kinder und Jugendliche aus Kamjanez-Podilskyj zu einem Sommer-Camp in die Partnerstadt Wiesbaden. „Ziel war es, den Teilnehmenden eine Pause vom kriegsgeprägten Alltag zu ermöglichen“, hieß es.

Aber nicht nur hessische Großstädte sind mit der Ukraine verbunden. So pflegt die nordhessische Gemeinde Gudensberg eine Partnerschaft mit Schtschyrez. „Bei kleineren Kommunen laufe vieles direkter und unmittelbarer - zudem sind meines Erachtens in der Relation mehr Menschen persönlich involviert in so eine Partnerschaft“, sagt Eberhardt Kettlitz, der in der Stadtverwaltung von Gudensberg für die Städtepartnerschaft zuständig ist.

Kinder lernen im Luftschutzkeller an Schulmobiliar aus Nordhessen

Seit Kriegsbeginn seien alleine aus der 10.000-Einwohner-Stadt Schtschyrez mehr als 40 Menschen an der Front gestorben. „Vermutlich kennt dort jeder - ob über Vereine, das berufliche und familiäre Umfeld oder vielleicht über die Kirchengemeinden - mindestens eine Familie im Ort, die einen Gefallenen zu beklagen hat“, sagt er. „Diese Zahlen führen mir, so abstrakt sie sind, immer wieder die Schrecken dieses Krieges vor Augen.“

Und im Luftschutzkeller in Schtschyrez lernen Schülerinnen und Schüler inzwischen an Schulmobiliar aus Nordhessen. Denn als in Gudensberg eine Schule renoviert wurde, brachte man das nicht mehr benötigte Material in die Ukraine, wie Kettlitz erzählt. „Zwei Klassenzimmerausstattungen stehen jetzt im Keller der großen Schule in Schtschyrez, damit die Kinder dort bei Alarm weiter unterrichtet werden können.“

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