Minister: Kein pauschales Handyverbot an Schulen
Experten empfehlen Smartphone-Verbote bis zur zehnten Klasse, doch die Länder setzen auf individuelle Lösungen und mehr Medienkompetenz an Schulen.

Eine pauschales, gesetzliches Smartphone-Verbot auch in weiterführenden Schulen ist aus Sicht der für Bildung zuständigen Minister aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt keine Lösung. (Archivbild)Marijan Murat/dpa
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Eine pauschales, gesetzliches Smartphone-Verbot auch in weiterführenden Schulen ist aus Sicht der zuständigen Minister aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt keine Lösung. Das sagten die CDU-Politiker im Rahmen eines länderübergreifenden Austauschs am Freitag in Erfurt. „Es geht uns nicht um Verbotsdebatten, sondern es geht uns wirklich um Nutzungshinweise“, sagte Thüringens Bildungsminister Christian Tischner (CDU). Die private Handynutzung an Schulen solle zwar nicht stattfinden. „Aber das Wie, das glaube ich, sollte man nicht im Ministerbüro entscheiden, das sollte man mit den Schulkonferenzen vor Ort entscheiden“, so Tischner weiter.
Sachsen-Anhalts Bildungsminister Jan Riedel (CDU), der noch bis zum Sommer ein Gymnasium in Halle leitete, sieht die Schulen in einem Spannungsfeld. Man müsse anerkennen „dass das ein Teil unserer gegenwärtigen und modernen Art und Weise ist, zu leben und auf der anderen Seite einen verantwortungsvollen Umgang damit zu ermöglichen.“ Das Land müsse den Rahmen und die Richtlinien vorgeben, auf deren Grundlage die Schulen Lösungen vor Ort aushandeln könnten.
Experten empfehlen Verbot bis zur zehnten Klasse
Zuvor hatten sich die Minister mit Experten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle ausgetauscht. Diese hatten sich in einem Diskussionspapier zuletzt für Smartphone-Verbote in Kitas und Schulen bis zur zehnten Klasse ausgesprochen und ein Social-Media-Verbot für Kinder unter 13 Jahren empfohlen.
Die Botschaft der Experten sei: Es brauche mehr Medienkompetenz und klare Regeln zum Umgang mit privaten Endgeräten an den Schulen, sagte Sachsens Kultusminister Conrad Clemens (CDU). „Ich glaube, es geht jetzt in ganz Deutschland in diese Richtung, dass wir es auch sehr restriktiv handhaben wollen, insbesondere im Grundschulbereich, aber auch bei den weiterführenden Schulen in bestimmten Klassenstufen das auch einzuschränken.“
Söder hat Ausdehnung des Handyverbots in Bayern angekündigt
In Schleswig-Holstein und Hessen sind entsprechende Regelungen mit Beginn des neuen Schuljahres in Kraft getreten. Ausnahmen gibt es nur für Oberstufenschüler oder die pädagogische Nutzung im Unterricht. In Bayern hat CSU-Ministerpräsident Markus Söder eine Ausdehnung des landesweiten Handyverbots bis einschließlich der siebten Klassenstufe angekündigt.
Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt hatte zuletzt eine deutliche Einschränkung der Nutzung von Smartphones von Kindern und Jugendlichen gefordert. „Kein Smartphone vor 14“, schrieb Voigt in einem Gastbeitrag in der „Frankfurt Allgemeinen Zeitung“ (13. August). Darin sprach er sich außerdem dafür aus, dass soziale Medien erst ab 16 Jahren genutzt werden sollten.

Es brauche klare Richtlinien, aber die Entscheidung zur Umsetzung müsse den Schulen überlassen bleiben, so Thüringens Bildungsminister Christian Tischner (M, CDU) am Rande eines Treffens in Erfurt.Martin Schutt/dpa
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