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Weidemilch: So lange müssen die Kühe wirklich auf die Weide

Stehen Kühe, deren Milch später als Weidemilch verkauft wird, jeden Tag idyllisch draußen und grasen? Nicht ganz. Geschützt ist der Begriff nicht, es hat sich aber immerhin eine Faustregel etabliert.

Von dpa

06.10.2025

„Weidemilch“ klingt nach Kühen auf riesigen, saftigen Wiesen – doch was steckt wirklich hinter dem Begriff?Merle Schmalenbach/dpa-tmn

„Weidemilch“ klingt nach Kühen auf riesigen, saftigen Wiesen – doch was steckt wirklich hinter dem Begriff?Merle Schmalenbach/dpa-tmn

© Merle Schmalenbach/dpa-tmn

Viel Bewegung, natürliches Futter und frische Luft für die Tiere: das lässt die Weiden- gegenüber der Stallhaltung vermuten. Manche Milch wird im Laden als „Weidemilch“ verkauft - heißt das also, dass diese Kühe auf der Weide leben?

Ganz so eindeutig ist es nicht, informiert die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Denn der Begriff „Weidemilch“ ist lebensmittelrechtlich nicht geschützt. Es gibt kein Gesetz, das vorschreibt, wie lange Kühe auf der Weide stehen müssen, damit man ihre Milch Weidemilch nennen darf.

In der Regel: 120 Tage im Jahr für sechs Stunden Weide

Immerhin hat aber 2017 ein Gericht entschieden, dass die Bezeichnung „Weidemilch“ nur dann nicht irreführend ist, wenn die Kühe an mindestens 120 Tagen im Jahr für mindestens sechs Stunden auf der Weide stehen. Diese 120/6-Regel ist das Minimum. Von Hersteller zu Hersteller schwankt die genaue Dauer, so die Verbraucherzentrale.

Das heißt im Umkehrschluss: im schlechtesten Fall stehen die Kühe an 245 Tagen im Jahr nicht auf der Weide. Und wo sie diese Zeit verbringen, ob in einem anderen Freigelände oder angebunden im Stall, ist häufig nicht nachvollziehbar. Unklar bleibt außerdem meist, womit die Tiere gefüttert werden, wenn sie nicht grasen. 

Diese Labels bieten Orientierung

Die Verbraucherschützer empfehlen, sich beim Kauf an diesen Labels zu orientieren:

  • Das „PRO WEIDELAND“-Label schreibt die 120/6-Regel vor, hat aber darüber hinausgehende Standards: So müssen die Kühe mindestens 2000 Quadratmeter Grünland je Tier Platz haben, sie dürfen auch im restlichen Jahr nie angebunden werden und nur gentechnikfreies Futter bekommen.
  • Das Tierschutzlabel „Für mehr Tierschutz“ mit zwei Sternen schreibt einen Weidegang von April bis Oktober für mindestens sechs Stunden am Tag vor. Zudem muss nachgewiesen werden, dass je Tier genug Weidefläche zur Verfügung steht.

Bio-Milch ist nicht gleich Weidemilch

Grundsätzlich ist aus Sicht der Verbraucherschützer auch Milch mit einem Bio-Siegel empfehlenswert. Doch sie weisen darauf hin, dass Bio-Milch nicht automatisch Weidemilch ist. Denn laut der entsprechenden EU-Verordnung muss für Bio-Milch lediglich gewährleistet sein, dass die Kühe ständigen Zugang zu Freigelände haben. Das sollte zwar vorzugsweise Weideland sein - muss es aber nicht. Es kann sich auch um einen andersartigen Auslauf handeln.

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