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Vergessener Brauch? Was es mit Rübengeistern auf sich hat

Leuchtende Kürbisse, verkleidete Kinder – Halloween ist vielen bekannt. Ein ähnlicher Brauch ist in Süddeutschland beheimatet. Vermeintlich vergessen, soll dieser sogar älter sein.

Von dpa

30.10.2025

Der Brauch der Rübengeister - ausgehöhlte Rüben, denen Gesichter eingeschnitzt werden - ist schon sehr alt. (Archivbild)Thomas Warnack/dpa

Der Brauch der Rübengeister - ausgehöhlte Rüben, denen Gesichter eingeschnitzt werden - ist schon sehr alt. (Archivbild)Thomas Warnack/dpa

© Thomas Warnack/dpa

Wenn es im Herbst dunkel wird, dann leuchten vor manchen Häusern in Süddeutschland gruselige Fratzen. Es sind nicht klassische Halloween-Kürbisse, sondern Rübengeister.

Der Brauch ist in manchen Teilen von Hessen, Baden-Württemberg und Bayern zu finden - dort unter anderem in Schwaben und im Allgäu, sagt Sabine Zinn-Thomas, Leiterin der Landesstelle für Alltagskultur beim Landesmuseum Württemberg. Aber auch in manchen Teilen der Schweiz und Österreichs wird der Brauch begangen.

Brauch weist regionale Unterschiede auf

Der Brauch variiert je nach Gemeinde und Region. So werden die Rübengeister manchen Orts vor Häusern oder in Gassen drapiert, erklärt Kulturwissenschaftler Christof Heppeler vom Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck. Er sei als Kind mit seinem Rübengeist in der Hand durch den Ort gelaufen. Man kann die Rübengeister aber auch an Stangen befestigen.

In einigen Gemeinden, etwa im Rottweiler Ortsteil Göllsdorf - hier „Riabagoaschter“ genannt - finden auch organisierte Umzüge statt.

Zudem gibt es auch eine Variation des Brauchs, bei der die Kinder Gaben bekommen. Verkleidungen gehören nicht zum Rübengeisterbrauch dazu.

Die ausgehöhlten und mit Kerzen ausgeleuchteten Rüben werden vor Häusern aufgestellt, manchen Orts gibt es auch Rübengeisterumzüge. (Archivbild) Thomas Warnack/dpa

Die ausgehöhlten und mit Kerzen ausgeleuchteten Rüben werden vor Häusern aufgestellt, manchen Orts gibt es auch Rübengeisterumzüge. (Archivbild) Thomas Warnack/dpa

© Thomas Warnack/dpa

Rüben sind schwer zu bekommen

Die Rübengeister werden meist aus Futterrüben geschnitzt. In den 1950er- und 60er-Jahren war der Anbau von Futterrüben noch verbreiteter. Heutzutage haben sie hier kaum noch Bedeutung, wie Johann Meierhöfer vom Deutschen Bauernverband erklärt. Geerntet wird die ein bis zwei Kilogramm schwere Pflanze zwischen September und Dezember

Brauch ist im christlichen Kontext zu betrachten

Kulturwissenschaftler Heppeler zufolge ist der Rübengeisterbrauch im christlichen Kontext zu betrachten. Rübengeister seien so ein Brauch vor Sankt Martin, der Tage oder sogar Wochen davor begangen wird. Es gehe dabei um das Licht, das in die Welt hinausgetragen werden soll.

Rübengeister wären damit älter als Halloween in Deutschland. In der Forschung wird Halloween als Westwanderung beschrieben, sagt Zinn-Thomas. Der Brauch stammt aus Irland, wanderte von dort nach Amerika und kam dann in den 1990er-Jahren nach Deutschland.

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