Protestaktionen für mehr Schutz vor Gewalt an Frauen
43.000 Frauen sind laut der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen 2024 Opfer gewalttätiger Übergriffe geworden. Es braucht mehr Schutzplätze, fordert eine Sprecherin.
Rund 80 Prozent der betroffenen Menschen, die Gewalt in der Partnerschaft erleben, sind Frauen (Archivbild).Hannes P. Albert/dpa
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Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wollen zahlreiche Menschen in Berlin und Brandenburg heute auf die Straße gehen. In Berlin sind mehrere Kundgebungen geplant, um 16 Uhr ruft ein Bündnis zu einer Demonstration mit dem Motto „Kürzt ihr uns zu Tode?! – Lasst uns gewaltfrei leben!“ am Brandenburger Tor auf.
Zu den Organisatoren zählen die Arbeiterwohlfahrt, die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (Big), der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband, das Frauenzentrum Ewa, der Frauen*treff Undine und der Verband Alleinerziehender Mütter und Väter. Geplant ist unter anderem ein Beitrag der Schauspielerin Natalia Wörner.
Plätze in Frauenhäusern reichen nicht aus
„Wir gehen auf die Straße, weil Gewaltschutz in Berlin absolut nicht ausreichend umgesetzt wird“, sagt Big-Sprecherin Nua Ursprung. In Berlin gebe es 477 Schutzplätze in Frauenhäusern. Um den Vorgaben der Istanbuler Konvention - ein Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt - gerecht zu werden, bräuchte es ihren Angaben nach mehr als doppelt so viel.
„Wir müssen jeden Tag 10 bis 15 Schutzsuchenden sagen, tut mir leid, es ist nichts frei“, sagt Ursprung. Die Big bietet unter der 030 611 03 00 rund um die Uhr telefonische Beratung bei häuslicher Gewalt, auch an Wochenende und Feiertagen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen unter anderem bei der Weitervermittlung an ein Frauenhaus. Jeden Monat kämen 700 bis 900 Anrufe rein, sagt Ursprung. Nicht nur Betroffene selbst, auch Angehörige können sich melden.
Senatsverwaltung will Angebot ausbauen
Die Senatsverwaltung für Gleichstellung teilte am Montag mit, dass in den kommenden Monaten weitere Schutzplätze geschaffen werden sollen. Zudem solle ein Gremium künftig die Realisierung des Berliner Landesaktionsplans zur Umsetzung der Istanbul-Konvention fachlich begleiten. „Gewalt gegen Mädchen und Frauen hat in Berlin keinen Platz – weder zu Hause, noch auf der Straße und auch nicht im digitalen Raum“, betonte Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD).
Laut Ursprung braucht es nicht nur mehr Schutzplätze, sondern auch mehr Prävention. Zum Beispiel verpflichtende Täterkurse für Männer, die schon einmal gewalttätig geworden. Kinder müssten bereits in der Schule lernen, wie man sich gewaltfrei verhalte und dass man nie über das Leben einer anderen Person bestimmen dürfe. Wichtig sei aber auch, dass sie lernten, Anzeichen von Gewalt zu erkennen und sich Hilfe zu holen. Die Big führt seit mehreren Jahren entsprechende Präventionsarbeit an Berliner Schulen durch. Weil Mittel gekürzt wurden, laufe das Projekt dieses Jahr vorerst aus, berichtet Ursprung.
Aushänge in Bussen und Straßenbahnen
In allen Bussen und Straßenbahnen der BVG werden am Dienstag Flyer mit Informationen zu Hilfsangeboten aufgehängt. Für die Aktion verantwortlich sind ein Bündnis aus der Senatsverwaltung für Gleichstellung, den bezirklichen Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten und der BVG.
Fast jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexualisierte Gewalt (Archivbild).Christophe Gateau/dpa
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