Nettelbeckplatz hat einen neuen Namen
Ein Platz im Wedding trägt künftig den Namen von Martha Ndumbe, die in der NS-Diktatur in einem Konzentrationslager starb. Der Bezirk Mitte will mit der Umbenennung ein Zeichen setzen.

Bei einem Festakt ist das Straßenschild enthüllt worden - der Platz ist nun nach Martha Ndumbe benannt. Annette Riedl/dpa
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Der Nettelbeckplatz in Berlin-Mitte heißt jetzt Martha-Ndumbe-Platz. Bei einem Festakt am Nachmittag wurde das neue Straßenschild offiziell enthüllt. Die Suche nach einem neuen Namen war ein aufwendiger Prozess. Nach Angaben des Bezirksamts gab es mehr als 500 Vorschläge aus der Bevölkerung.
Eine Kommission aus Anwohnerinnen und Anwohnern, Initiativen und Institutionen wählte drei Favoriten aus. Die Bezirksverordnetenversammlung beschloss im Januar, den Platz nach Martha Ndumbe (1902 bis 1945) umzubenennen.
Joachim Nettelbeck (1738 bis 1824), nach dem der Platz im Wedding bisher benannt war, war Obersteuermann auf Versklavungsschiffen und gilt als Verfechter von Kolonialismus, Sklaverei und rassistisch-imperialistischen Ideologien. Aus Sicht des Bezirks werden damit auch mit Blick auf die rechtlichen Voraussetzungen die nötigen Kriterien für die Umbenennung eines Straßennamens erfüllt.
Martha Ndumbe starb im Konzentrationslager
Die neue Namensgeberin Martha Ndumbe wurde in Berlin geboren. Ihre Mutter war Hamburgerin, ihr Vater stammte aus Kamerun. In der NS-Diktatur wurde Martha Ndumbe 1944 ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Dort starb sie im Februar 1945. Mit der Umbenennung des Platzes will der Bezirk an die Opfer rassistischer Gewalt erinnern und eine bislang marginalisierte Biografie sichtbar machen.

Bein Festakt aus Anlass der Umbenennung waren auch etliche Plakate zu sehen. Annette Riedl/dpa
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Erst Anfang Oktober wurde die Treitschkestraße in Berlin-Steglitz in Betty-Katz-Straße umbenannt. Der Historiker Heinrich von Treitschke (1834 bis 1896) stand bereits zu seiner Zeit für seine nationalistischen und antisemitischen Ansichten in der Kritik.
Ende August war die Mohrenstraße in Mitte umbenannt worden. Sie heißt inzwischen Anton-Wilhelm-Amo-Straße. Der aus Westafrika stammende Gelehrte lebte im 18. Jahrhundert und gilt als erster schwarzer Philosoph und Jurist an deutschen Universitäten. Der Bezirk und mehrere Initiativen trieben die Umbenennung voran, weil der Begriff „Mohr“ als rassistisch gilt.