Politik Inland

Fünf Wünsche für weniger Unfälle im Berliner Straßenverkehr

Unfallforscherin Kirstin Zeidler hält viele Unfälle für vermeidbar. Was sie sich von der Politik für die Verkehrssicherheit in Berlin im neuen Jahr wünscht.

Von dpa

20.12.2025

Getrennte Bereiche für Radfahrer und Autoverkehr tragen zu mehr Sicherheit bei. (Archivbild) Fabian Sommer/dpa

Getrennte Bereiche für Radfahrer und Autoverkehr tragen zu mehr Sicherheit bei. (Archivbild) Fabian Sommer/dpa

© Fabian Sommer/dpa

Berlin hat beim Thema Verkehrssicherheit an vielen Stellen Nachholbedarf. Mehr Kontrollen, mehr Tempolimits und freie Sicht an Kreuzungen sind für die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer (UDV) in Berlin, Kirstin Zeidler, dringend nötig. Ihre fünf Wünsche an die Politik für das neue Jahr:

1. Rad- und Autoverkehr sollten idealerweise voneinander getrennt werden. Mit zusätzlich angelegten Radwegen, wenn der Platz dafür da ist - ist das nicht so, lassen sich die Verkehrsarten entzerren durch separate Fahrradstraßen und reine Autobereiche. Alternativ kann man dem Auto Platz nehmen, etwa Parkbereiche oder eine Fahrspur reduzieren.

2. Einmündungen und Kreuzungsbereiche müssen sicherer werden, insbesondere für Radfahrer. Kreuzungen, aber auch Supermarkt- und Tankstelleneinfahrten oder Grundstückszufahrten sind Hotspots für Radunfälle. Bundesweit passieren zwei Drittel aller Radunfälle mit Verletzten und Getöteten an Kreuzungen und Einmündungen. 

An Kreuzungen kommt es besonders oft zu Unfällen. (Archivbild)Jens Kalaene/dpa

An Kreuzungen kommt es besonders oft zu Unfällen. (Archivbild)Jens Kalaene/dpa

© Jens Kalaene/dpa

Mehr Sicherheit bringen außerdem getrennte Ampelschaltungen: eigene Grünphasen für Fußgänger und Radfahrer sowie für den motorisierten Verkehr. Heute gibt es zeitversetzte Phasen: Radfahrer und Fußgänger haben etwas vor dem motorisierten Verkehr Grün. Bei Abbiegesituationen kommt es immer wieder zu Konflikten. 

3. Sichere Übergänge sind wichtig. Wir gehen insgesamt mehr zu Fuß. Und es gibt kein Bundesland, wo anteilig so viele Wege zu Fuß gegangen werden wie in Berlin. Nach einer kürzlich veröffentlichten Erhebung zu „Mobilität in Deutschland“ sind es 35 Prozent. 

Wir brauchen deshalb an Straßen mehr Überquerungshilfen – zum Beispiel, wenn gegenüber vom Supermarkt oder Einkaufszentrum die Bushaltestelle liegt. Wir sind starke Befürworter der Mittelinsel, weil sie sowohl den Älteren als auch Kindern die Möglichkeit verschafft, die Fahrbahn in zwei Phasen zu überqueren. Fehlt der Platz, sind Zebrastreifen oder Fußgängerampeln gute Alternativen.

Die Unfallforscherin Kirstin Zeidler wünscht sich für 2026 unter anderem mehr Kontrollen und mehr sichere Radwege. (Archivbild)Jens Kalaene/dpa

Die Unfallforscherin Kirstin Zeidler wünscht sich für 2026 unter anderem mehr Kontrollen und mehr sichere Radwege. (Archivbild)Jens Kalaene/dpa

© Jens Kalaene/dpa

4. Es wird noch zu oft zu schnell gefahren. Die novellierte Straßenverkehrsordnung bietet mehr Möglichkeiten als früher, niedrigeres Tempo anzuordnen. An Zebrastreifen, neben Spielplätzen und an hochfrequentierten Schulwegen oder als Lückenschluss zwischen Tempo-30-Abschnitten. Wo es für mehr Sicherheit sorgt, sollten Städte wie Berlin diese Möglichkeiten nutzen. 

5. Wir brauchen mehr Kontrollen. Das betrifft Geschwindigkeitsüberschreitungen, aber auch Handy, Alkohol oder Drogen am Steuer bis hin zum Falschparken. Und das gilt gleichermaßen für Radfahrer, die auf der falschen Fahrbahnseite entgegen der Fahrtrichtung, auf dem Gehweg oder bei Rot fahren. Besonders wirksam ist Polizeipräsenz und direkte Ansprache. Das würde man dann auch positiv bei den Unfallzahlen sehen. 

In Berlin kamen 2024 insgesamt 55 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, davon waren 24 Fußgänger. 2025 starben im Berliner Straßenverkehr bis kurz vor Ende des Jahres deutlich weniger Menschen: 37 Tote zählte die Polizei bis zum 18. Dezember. Darunter waren 17 Fußgänger, 8 Autoinsassen, 5 Motorrad- oder Rollerfahrer, 5 Radfahrer und 2 Menschen mit sonstigen Verkehrsmitteln. 

Auffällig ist die hohe Zahl der tödlich verunglückten Rentner im Alter über 65 Jahren. 22 waren Senioren, das sind 60 Prozent.

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