Politik Inland

Umfrage zur Landtagswahl: Vorsprung der CDU wird kleiner

Ist der Wahlsieg ein „gmähds Wiesle“ für die CDU? Fünf Monate vor der Landtagswahl liegen die Christdemokraten weiter vorn, verlieren aber an Zustimmung – und die AfD holt auf. Es wird spannend.

Von dpa

16.10.2025

Er will jüngster Ministerpräsident der Landesgeschichte werden: Manuel Hagel. (Archivbild)Bernd Weißbrod/dpa

Er will jüngster Ministerpräsident der Landesgeschichte werden: Manuel Hagel. (Archivbild)Bernd Weißbrod/dpa

© Bernd Weißbrod/dpa

Fünf Monate vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg verliert die CDU in der Wählergunst weiter an Boden, bleibt aber klar stärkste Kraft. Wenn an diesem Sonntag Landtagswahl wäre, kämen die Christdemokraten mit ihrem Spitzenkandidaten Manuel Hagel auf 29 Prozent – ein Minus von 2 Prozentpunkten im Vergleich zum Mai, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag des Südwestrundfunks und der „Stuttgarter Zeitung“ ergab. Vor einem Jahr lag die CDU noch bei 34 Prozent. 

Die AfD, die in Baden-Württemberg als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft wird, gewinnt hingegen zwei Prozentpunkte hinzu und liegt in dieser Umfrage mit 21 Prozent erstmals auf Rang zwei. Die Grünen von Spitzenkandidat Cem Özdemir verharren bei 20 Prozent. Bei der Landtagswahl 2021 erzielten die Grünen noch 32,6 Prozent.

Linke vor Liberalen

Die SPD bleibt mit 10 Prozent auf niedrigem Niveau. Die FDP kann ihr Ergebnis von 5 Prozent aus der Umfrage im Mai halten und würde es damit knapp wieder in den Landtag schaffen. Die Linke wäre stärker als die Liberalen – die Partei verharrt bei 7 Prozent und würde erstmals in das Landesparlament einziehen. 

In einer ebenfalls neu veröffentlichten Umfrage des Instituts Insa verharrt die CDU auf ihrem Wert vom Mai von 31 Prozent.

Zum Vergleich: Bei der Landtagswahl im März 2021 hatten die Grünen 32,6 Prozent erreicht, die CDU kam auf 24,1 Prozent, die SPD auf 11, die FDP auf 10,5 und die AfD auf 9,7 Prozent.

Wahl ohne Amtsbonus

Die nächste Landtagswahl findet in Baden-Württemberg am 8. März 2026 statt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) tritt dann nach drei Amtszeiten nicht mehr an. Er regiert mit einer grün-schwarzen Koalition. Für die Grünen geht der ehemalige Bundesminister Özdemir ins Rennen, für die CDU Landes- und Fraktionschef Hagel. 

40 Prozent der Befragten würden eine CDU-geführte Landesregierung im Südwesten bevorzugen – zwei Prozentpunkte weniger als noch im Mai. Dagegen hätten unverändert 29 Prozent lieber weiter einen Grünen in der Regierungszentrale. Eine Landesregierung unter Führung der AfD favorisieren 21 Prozent, zwei Prozentpunkte mehr als im Mai. 

Spitzenkandidat der AfD ist Landeschef Markus Frohnmaier, der aber in der Berliner Bundespolitik bleiben will, sollte er nicht Ministerpräsident werden – was als ausgeschlossen gilt, weil keine andere Partei mit der AfD koalieren will.

Zuwanderung weiter wichtigstes Problem im Land

Die Zuwanderung bleibt für ein Viertel der Menschen in Baden-Württemberg das wichtigste Problem, das die Politik lösen soll. Allerdings spielt die Migration nicht mehr die Rolle wie noch im Frühsommer, damals bezeichnete sie noch knapp jeder Dritte als wichtigstes Problem. Für 22 Prozent zählt die Bildung zu den zentralen Aufgaben. Die Lage der Wirtschaft nennen 20 Prozent als wichtigstes Problem. 

Für die repräsentative Umfrage wurden 1.158 Wahlberechtigte in Baden-Württemberg zwischen dem 8. und 14. Oktober befragt. Die Fehlertoleranz liegt zwischen zwei und drei Prozentpunkten. Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.

Özdemir bei Direktwahl deutlich vorn

Wenn die Menschen in Baden-Württemberg ihren Ministerpräsidenten direkt wählen könnten, würden sich 41 Prozent für Özdemir entscheiden, nur 17 Prozent für Hagel. Özdemir konnte damit im Vergleich zum Mai den Beliebtheits-Vorsprung nochmal ausbauen – um drei Prozentpunkte. Frohnmaier von der AfD wünschen sich lediglich 8 Prozent als Ministerpräsidenten.

Allerdings können die Menschen bei der Wahl am 8. März 2026 nicht direkt über den Regierungschef entscheiden, sondern sie wählen die Listen der Parteien – der Ministerpräsident wird dann vom Landtag gewählt.

Palmer vor Hagel

Noch deutlicher fallen die Persönlichkeitsunterschiede in der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für die „Schwäbische Zeitung“ aus. Zur Auswahl gestellt wurde bei der Direktwahlfrage neben Özdemir und Hagel auch der parteilose Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, der bei der Landtagswahl gar nicht kandidiert. Ergebnis: Die relative Mehrheit von 29 Prozent würde sich bei einer Direktwahl für Özdemir, 25 Prozent für Palmer und lediglich 9 Prozent für Hagel entscheiden. 

Für die nach Angaben des Insa-Instituts repräsentative Umfrage wurden 1.000 Baden-Württemberger ab 18 Jahren online befragt. 24 Prozent gaben an, dass sie sich für keinen der drei entscheiden würden. Aus dem CDU-Lager ist zu hören, dass die höhere Zustimmung für Özdemir nur mit dessen höheren Bekanntheitswerten zu tun habe.

CDU verliert bei Insa nicht an Boden

Im sogenannten Politikerranking, dem Teil der Umfrage, bei dem führende Landespolitiker auf einer Skala von 0 (= sehr schlecht) bis 100 (= sehr gut) bewertet werden, liegen Hagel und Özdemir mit jeweils 46,8 Punkten gleichauf. Nur Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) liegt mit 56,2 Punkten noch höher in der Gunst der Befragten. 

In der Insa-Umfrage bleibt die CDU bei 31 Prozent, die Grünen bei 17 Prozent, die AfD legt auch hier zu - um einen Prozentpunkt auf 20 Prozent. Die SPD kommt auf 11, die FDP wie die Linkspartei auf 7 Prozent.

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