Akustische Geiselhaft mit städtischer Unterstützung
Leserbrief zum Thema Schlagersause auf dem Borkener Marktplatz.

© Müller
Eine sogenannte Schlagersause, die in diesem Jahr mit 3500 Besuchern auf dem Marktplatz stattfand, soll im Jahr 2024 unter gleichen Bedingungen dort eine Wiederholung erfahren. Als Leser der BZ habe ich die Kontroverse in verschiedenen Leserbriefen und Stellungnahmen zu diesem Event aufmerksam verfolgt und finde mich auf Seiten der Kritiker der Veranstaltung wieder.
Wie kann es sein, dass die Schlagersause bei 3500 Zuhörern offensichtlich mit einem finanziellen Minus endete und trotzdem wieder unter denselben Bedingungen stattfinden soll?
Was veranlasst den städtischen Kulturausschuss, dem Veranstalter im Vorhinein einen Defizitausgleich in Höhe von 12.500 Euro in Aussicht zu stellen und damit die offensichtliche Fehlkalkulation des Veranstalters zu ignorieren und mit Steuergeld dessen Verluste zu subventionieren? Ganz nebenbei: Eine solche Subvention durch die Stadt ist eine indirekte Einflussnahme im kulturellen Bereich.
Mit welchem Recht erlaubt sich die Stadt, Bürgern den Zutritt zum Marktplatz, immerhin ein öffentlicher Platz, für drei Tage zu verwehren, und die Altstadt, einem letztlich privatwirtschaftlich orientierten Eventunternehmen als bloße Kulisse für die Schlagersause zu überlassen?
Kann man den Bewohnern und Besuchern der Innenstadt, die nicht der Schlagersause wegen kommen, zumuten, extrem laute „Musik“ und sexistische und frauenfeindliche Texte zu ertragen, und sie so gewissermaßen in akustische Geiselhaft zu nehmen, inklusive des unangenehmen Gefühls des Fremdschämens?
Wenn besagte Schlagersause dem Kulturausschuss so am Herzen liegt, und die Stadt den offensichtlich zahlreichen Schlagerfans eine Möglichkeit zum Feiern bieten möchte, warum besteht die Stadt dann nicht konsequent und nachdrücklich gegenüber dem Veranstalter darauf, Alternativen zum Marktplatz in Anspruch zu nehmen, wie die Stadthalle, das Gelände am Forellenhof oder auch die Parkfläche am Aquarius oder gar den Pendlerparkplatz an der Heidener Straße?
Der Veranstalter äußert in der BZ seine Hoffnung auf eine tatkräftige Unterstützung durch die Borkener Bürger. Ich bin mal gespannt.
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