Handball

Ärger vor dem Handball-Gipfel: Transfer-Fehde und Fan-Wut

Meister Berlin „könnte ein Real Madrid werden“. Auf dieser Mission bedienen sich die Füchse bei der SG Flensburg-Handewitt. Jetzt kommt’s zum brisanten Duell - und Stefan Kretzschmar ist auch zurück.

Von Jordan Raza und Nicolas Sowa, dpa

09.12.2025

Der Transfer-Wirbel um Simon Pytlick sorgt für Ärger vor dem Handball-Topspiel. (Archivbild)Soeren Stache/dpa

Der Transfer-Wirbel um Simon Pytlick sorgt für Ärger vor dem Handball-Topspiel. (Archivbild)Soeren Stache/dpa

© Soeren Stache/dpa

Die Stimmung zwischen den Füchsen Berlin und der SG Flensburg-Handewitt war lange nicht mehr so schlecht. Der Transferärger um Weltklasse-Handballer Simon Pytlick, der Fans und Vereinsbosse gleichermaßen beschäftigt, belastet das Verhältnis. Ausgerechnet jetzt kommt es am Donnerstag (19.00 Uhr/Dyn) zum brisanten Bundesliga-Duell zwischen dem deutschen Meister und dem Tabellenzweiten aus dem Norden. 

Auf dem Papier ist alles geregelt. Der dänische Olympiasieger, der erst im April bis 2030 verlängert hatte, wechselt 2027 dank einer Vertragsklausel an die Spree. Doch Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning lotet bereits aus, was früher möglich wäre. „Wenn wir Pytlick 2026 kriegen können, würden wir das tun. Wenn der Spieler und Flensburg das auch wollen“, sagte der 57-Jährige und heizte die Stimmung damit weiter an.

„Flensburg ist viel schöner als Berlin“

Pytlick will wohl, aber Flensburg nicht. „Wir planen mit Simon bis 2027“, teilte eine Club-Sprecherin dem Portal „handball-world“ mit. Berichten zufolge würde die SG nur bei einer entsprechenden Ablöse, die bei über einer Million Euro liegen soll, ihren Standpunkt überdenken. 

Die Dänen Simon Pytlick (l.) und Mathias Gidsel spielen bald in Berlin zusammen. (Archivbild)Soeren Stache/dpa

Die Dänen Simon Pytlick (l.) und Mathias Gidsel spielen bald in Berlin zusammen. (Archivbild)Soeren Stache/dpa

© Soeren Stache/dpa

Die Flensburger Fans haben längst genug von der Wechsel-Debatte. „Niemand ist größer als der Verein“, stand zuletzt auf einem Banner. Dazu sangen die Anhänger: „Flensburg ist viel schöner als Berlin“.

„Viel Geld frei“: Woher hat Berlin die Mittel?

Über eine Million Euro für einen Wechsel? Was im Fußball Kleingeld wäre, ist im Handball eine horrende Summe. Ein Betrag, der für die Berliner noch im Vorjahr unvorstellbar gewesen wäre. Doch Hanning hat den deutschen Meister auf ein neues Level gehoben. „Uns sind zuletzt ganz viele Dinge gelungen. Es wird viel Geld frei“, berichtete der 57-jährige.

Bob Hanning formt die Füchse Berlin zu einem Verein mit internationaler Strahlkraft. (Archivbild)Andreas Gora/dpa

Bob Hanning formt die Füchse Berlin zu einem Verein mit internationaler Strahlkraft. (Archivbild)Andreas Gora/dpa

© Andreas Gora/dpa

Die Trennung von Sportvorstand Stefan Kretzschmar wird sich ebenso im Geldbeutel bemerkbar machen wie der Abgang einiger Stars im Sommer. „Und ich habe es geschafft, uns auszuvermarkten. Wir haben keine Flächen mehr frei“, verkündete der Füchse-Chef stolz. 

Außerdem werde noch „eine Sache“ passieren. Was Hanning meint, pfeifen die Spatzen längst vom Dach. Ab nächstem Jahr schließt der Club nach dpa-Informationen einen hoch dotierten Ausrüstervertrag mit Adidas ab.

„Wir könnten ein Real Madrid werden, aber...“

Was tun mit dem immer größer werdenden finanziellen Spielraum? Zum Beispiel Dika Mem verpflichten. Die Füchse bestätigten zuletzt ihr Interesse an dem französischen Starspieler. „Dann bist du wettbewerbsfähig mit dem SCM“, sagte Kretzschmar bei Dyn mit Blick auf Champions-League-Sieger SC Magdeburg und schwärmte von einem Rückraum, der europaweit seinesgleichen suchen würde.

Die Hauptstädter mausern sich zum Weltclub mit internationaler Strahlkraft. Die Angebote von Spielerberatern häufen sich. „Wir haben dieses Thema so in der Form noch nicht erlebt. Wir könnten ein Real Madrid werden, wenn wir wollten - aber das ist nicht im Ansatz das Bestreben“, stellte Trainer Nicolej Krickau klar. Ziel sei es, die Füchse-DNA zu bewahren: Weltklasse-Spieler holen und gleichzeitig selbst Weltklasse ausbilden.

„Die Füchse Berlin haben sich schon in den vergangenen Jahren als internationaler Spitzenverein etabliert, zu Hause in einer Weltstadt und mit einem Handball-Weltstar wie Mathias Gidsel als sportlichem Aushängeschild“, sagte Nationalmannschafts-Manager Benjamin Chatton der dpa. Er hoffe, dass auch das DHB-Team profitiere. Im erweiterten Kader für die EM 2026 stehen vier Füchse-Profis. 

Kretzschmars Kommentatoren-Premiere bei Füchse-Spiel

Für Hanning dürfte die Entwicklung auch eine Genugtuung sein. Sie zeigt: Es geht auch ohne Kretzschmar, der vor der Trennung im September für die Spielerverpflichtungen verantwortlich war. Brisant: Kretzschmar wird beim HBL-Kracher seinen ersten TV-Auftritt als Dyn-Experte bei einem Füchse-Spiel haben. „Wird eine Herausforderung, aber ich bin so weit“, sagte Kretzschmar.

Stefan Kretzschmar kommentiert für Dyn das Spiel seines Ex-Vereins.Marco Wolf/dpa

Stefan Kretzschmar kommentiert für Dyn das Spiel seines Ex-Vereins.Marco Wolf/dpa

© Marco Wolf/dpa

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