Hat jeder etwas Gans auf dem Teller?
Traditionell essen viele Menschen an den Weihnachtstagen mindestens einmal Gans. Für die ganze Familie kann das Gericht schnell teuer werden. Noch teurer als im vergangenen Jahr.

Eine Weihnachtsgans aus Sachsen-Anhalt ist eine Seltenheit. Matthias Bein/dpa
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Nicht alle Gansliebhaber könnten in diesem Jahr zu Weihnachten einen Vogel auf ihrem Teller vorfinden - schon gar keinen heimischen. Für dieses Jahr sei zu vermuten, dass die polnische Frischware aufgrund vieler Vogelgrippe-Fälle knapp werde, sagte Katharina Standke vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft. In Sachsen-Anhalt gebe es nur sehr wenige Landwirte, die noch Gänse züchten, so der Landesbauernverband.
Deutsche Ware zum gleichen Preis
Einzelne Landwirte aus Sachsen-Anhalt hatten die Gänsezucht in der Vergangenheit eingestellt - etwa aus betriebswirtschaftlichen Gründen, wie Landwirt Mathias Mösenthin aus dem Zerbster Ortsteil Deetz auf seiner Webseite schreibt.
Deutsche Ware mit ausgezeichneten Haltungsstandards werde ihrer Kenntnis nach in diesem Jahr zum Vorjahrespreis verkauft, sagte Standke. „Grundsätzlich müssten die deutschen Erzeuger aufgrund diverser Kostensteigerungen deutlich höherer Preise aufrufen, aber wir bewegen uns bereits auf hohem Niveau“, erklärte sie. Wegen des steigenden Mindestlohnes sei für die nächsten Jahre davon auszugehen, dass die Preise für die Weihnachtsvögel deutlich steigen.
Noch Appetit auf Gans?
Wer essen geht, muss schon seit einiger Zeit und auch für andere Gerichte deutlich tiefer in die Tasche greifen. Auf den Karten vieler Restaurants werde man den Gänsebraten in diesem Jahr allerdings wahrscheinlich nicht einmal zu Auswahl haben, sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands in Sachsen-Anhalt, Michael Schmidt.
Vom Martinstag am 11. November bis ins neue Jahr sei das Gansessen im Restaurant seit eh und je Tradition. „Die Leute wollen sich verwöhnen lassen, nach dem Essen nicht abspülen, den Geruch und die Arbeit nicht im Haus haben.“ Das anbieten zu können, stelle viele Gastronomen vor eine große Herausforderung.
Ente fürs schmalere Budget
In den vergangenen Jahren hätten die Preise für die Tiere immer wieder geschwankt. „Hohe Preise müssen aber unweigerlich an den zahlenden Kunden weitergegeben werden. In diesem Jahr wird das sicher dafür sorgen, das so manchem der Appetit auf Gans vergeht“, prognostizierte Schmidt.
Eine Alternative könnte die Ente sein, sagte er. „Geflügel ist in der Vorweihnachtszeit immer ein großes Thema. Ente ist nicht ganz so teuer, da könnte man also ausweichen.“ Insgesamt sei die Entwicklung wirklich dramatisch, betonte der Gastronom.

Die Preise für eine Gans könnten in diesem Jahr weiter steigen. Matthias Bein/dpa
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Nur sehr wenige Betriebe in Sachsen-Anhalt züchten Gänse. Matthias Bein/dpa
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