Politik Inland

Solarwärme für Bracht – knapp 200 Häuser heizen mit Sonne

855 Kollektoren liefern Wärme: In Mittelhessen startet jetzt ein Netz, das Häuser mit Sonnenenergie versorgt – und auch bei wolkigem Wetter läuft. Wie das System funktioniert und was es kostet.

Von dpa

20.09.2025

Ein Solarthermiefeld aus 855 Kollektoren ist das Herzstück des neuen solaren Wärmenetzes im Rauschenberger Ortsteil Bracht. (Handout)-/Solarwärme Bracht eG/dpa

Ein Solarthermiefeld aus 855 Kollektoren ist das Herzstück des neuen solaren Wärmenetzes im Rauschenberger Ortsteil Bracht. (Handout)-/Solarwärme Bracht eG/dpa

© -/Solarwärme Bracht eG/dpa

Heizung und warmes Wasser hauptsächlich aus Sonnenenergie – das wird für rund 200 Haushalte im Rauschenberger Ortsteil Bracht zur bevorstehenden Heizperiode Realität. Die Energiegenossenschaft Solarwärme Bracht e.G. nahm dafür ein solares Wärmenetz offiziell in Betrieb, das nach Angaben der Verantwortlichen zu 70 Prozent durch Sonnenenergie gespeist wird – das sei europaweit einmalig, teilte das hessische Wirtschaftsministerium mit.

„Mit viel Kreativität und Durchhaltevermögen haben die Menschen mit Unterstützung der hessischen Landesregierung in Bracht vorgemacht, was auch andere Städte und Gemeinden schaffen können: die Wärmewende“, erklärte Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD). Das solare Wärmenetz schaffe eine unabhängige und klimafreundliche Wärmeversorgung für die Bürgerinnen und Bürger und sei „ein echtes Vorreiterprojekt im ländlichen Raum, von dessen Erfahrungen andere profitieren können.“

Solarthermiefeld mit 855 Kollektoren

Herzstück des Wärmenetzes ist eine aus 855 Kollektoren bestehende Solarthermie-Anlage. Die dort geerntete Wärme wird in einem Erdbeckenspeicher mit einer Temperatur von bis zu knapp 86 Grad gespeichert. Zudem gehören zwei Großwärmepumpen, ein Hackschnitzel-Kessel und ein Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von 200 Kubikmetern zu dem Netz.

Über ein gestuftes System sorgen die einzelnen Bestandteile des Netzes dafür, dass immer eine ausreichend hohe Temperatur von mindestens um die 70 Grad in dem Pufferspeicher vorhanden ist, der Wärme ins Netz einspeist. Auch schlechtere Sommer mit einer geringeren Wärme-Ernte durch die Kollektoren ließen sich so gut ausgleichen – dann werde eben bei Bedarf etwas mehr Biomasse für das Aufheizen verwendet, sagte Helgo Schütze, Vorstandsmitglied der Solarwärme Bracht e.G., der Deutschen Presse-Agentur.

Investitionen von 16,5 Millionen Euro 

Die einzelnen Technologien und ihre Kombination in einem Wärmenetz seien zwar nicht neu, wohl aber der hohe Deckungsanteil durch Solarenergie. Insgesamt belaufen sich die Investitionskosten auf 16,5 Millionen Euro, das Projekt erhielt auch eine EU-Förderung. Rückenwind habe das Vorhaben vor allem nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine erhalten, der die Energiepreise in die Höhe trieb, sagt Schütze.

Entwickelt wurde das Wärmeversorgungskonzept vom Institut für Thermische Energietechnik der Universität Kassel, in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft wurde es auf die örtlichen Wünsche und Bedürfnisse angepasst.

Wärme aus der Sonne für 193 Haushalte

Von insgesamt 312 Gebäuden in Bracht und der benachbarten Bracht Siedlung könnten nach seinen Worten rund 280 über das solare Wärmenetz beheizt werden, 193 Haushalte würden inklusive der noch anstehenden dritten und vierten Baustufe angeschlossen. Sie zahlen einen Wärmepreis von 16,5 Cent für die Kilowattstunde sowie eine Grundgebühr von 60 Euro pro Monat bei einer Mindestabnahmemenge von 8.000 Kilowattstunden.

Hinzu kommt ein Genossenschaftsanteil von 6.000 Euro je Haushalt – dann seien die Abnehmer „sorgenfrei“, denn alles, was bis einschließlich der Hausübergabestation stattfinde wie Wartung und Ersatzteile trage die Genossenschaft. Die Wärmelieferung werde voraussichtlich Anfang Oktober starten, sagte Schütze.

Karte
Das könnte Sie auch interessieren
3000 Menschen beteiligten sich nach Veranstalterangaben in Köln am „Marsch für das Leben“.Christoph Reichwein/dpa
Update -

Politik Inland

zur Merkliste

Tausende demonstrieren für und gegen Abtreibung

In Köln sind bei Demos Befürworter und Gegner des Rechts auf Abtreibung aufeinandergetroffen. Die Polizei war mit starken Kräften im Einsatz - und verhinderte Blockade-Versuche.

Politik Inland

zur Merkliste

Hunderte demonstrieren in Dresden für Energiewende

Mit Sprüchen wie „Energie von gestern zerstört unsere Zukunft“ fordern Hunderte in Dresden einen Gasausstieg. Deutschlandweit hat Fridays for Future Aktionen organisiert.