Schwesig und Günther erinnern in Boizenburg an Grenzöffnung
Manuela Schwesig und Daniel Günther waren Teenager, als die Mauer fiel. Immer am 9. November treffen sich die Regierungschefs von MV und Schleswig-Holstein an der früheren innerdeutschen Grenze.
Manuela Schwesig und Daniel Günther sind fast gleich alt. Sie erlebten den Mauerfall als Teenager.Markus Scholz/dpa
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Die Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein haben in Boizenburg an die Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989 erinnert. In der Stadt am Ostufer der Elbe wurde auch das 35-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft von Boizenburg und Lauenburg am Westufer gefeiert, die 1990 geschlossen wurde. Die Regierungschefs Manuela Schwesig (SPD) und Daniel Günther (CDU) treffen sich traditionell am 9. November an einem Ort an der früheren innerdeutschen Grenze.
„Es waren die Menschen in der DDR, die im Herbst 1989 mit sehr viel Mut und mit Erfolg Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Reisefreiheit und freie Wahlen eingefordert haben“, sagte Schwesig. Der 9. November sei der Auftakt eines Prozesses gewesen, der nicht einmal ein Jahr später zur Deutschen Einheit führte. „Die Jahre 1989 und 1990 zeigen, was alles möglich ist, wenn Menschen zusammenstehen und gemeinsam für Verbesserungen eintreten. Diese Kraft und diesen Zusammenhalt wünsche ich uns auch für die Zukunft.“
Beide Regierungschefs erleben Mauerfall als Teenager
Schwesig und Günther waren Teenager, als die Mauer fiel. Sie war 15 und lebte in Seelow im heutigen Brandenburg, er war 16 Jahre alt und lebte in Eckernförde in Schleswig-Holstein.
Günther sagte, der 9. November sei ein Tag, der die Menschen bis heute bewege. „Ich erinnere mich gut an die emotionalen Bilder des Mauerfalls und an die Menschen in der DDR, die mit ihrem Mut Geschichte geschrieben haben.“ Dieser Mut sei eine Kraft, „die wir auch heute dringend brauchen, wenn wir auf die großen Aufgaben unserer Zeit schauen“.
Entschädigung nach Zwangsaussiedlung
Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) erinnerte an die Menschen in der DDR, die einst ihre Dörfer in Grenznähe auf Anweisung der Behörden verlassen mussten. „Viele Familien wurden über Nacht aus ihrem Zuhause gerissen, weil sie der DDR im Zusammenhang mit der Errichtung der innerdeutschen Grenze im Weg waren“, sagte sie.
Dieses Unrecht werde heute anerkannt. Nach Worten der Ministerin können seit dem 1. Juli Opfer der Zwangsaussiedlungen von 1952 und 1961 eine Entschädigung beantragen. „Bislang sind es knapp 240 Anträge, die von Betroffenen aus dem Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns eingegangen sind“, berichtete Bernhardt. Das Schweriner Justizministerium als zuständige Stelle habe rund die Hälfte davon bereits bewilligt. Die Ausgleichszahlung betrage einmalig 7.500 Euro.
Auch für die SED-Opferrente gingen immer noch Anträge ein, so Bernhardt weiter. „Allein in diesem Jahr sind es schon rund 230“, sagte sie. Die SED-Opferrente beträgt den Angaben zufolge monatlich 400 Euro.
MV-Landtagspräsidentin erinnert an 9. November 1938
Landtagspräsidentin Birgit Hesse erinnerte in einer Mitteilung auch an den 9. November 1938. „Die Entrechtung und Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden hatte bereits mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem Ende der Weimarer Republik begonnen“, so Hesse. „Auf die Pogrome im November des Jahres 1938 folgten Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes.“ So etwas dürfe nie wieder geschehen.
Jedes Jahr treffen sich die Ministerpräsidentin von MV und der Regierungschef des Nachbarbundeslandes Schleswig-Holstein in einem Ort an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.Markus Scholz/dpa
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