Dritter Tag ohne Strom für 13.700 Berliner Haushalte
Tiefbau in vier Metern und Notversorgung für Kranke: Bei Berlins längstem Stromausfall seit 25 Jahren ist für Betroffene Geduld angesagt.

Nach 48 Stunden sind immer noch mehr als Zehntausend Haushalte ohne Strom.Britta Pedersen/dpa
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Fast 14.000 Haushalte und auch Geschäfte im Südosten Berlin haben am dritten Tag des großflächigen Stromausfalls weiter auf die Wiederherstellung der Energieversorgung gewartet. Der Netzbetreiber Stromnetz sprach von 13.700 Kunden im Bezirk Treptow-Köpenick, wie viele Menschen genau in den betroffenen Wohnungen leben, war nicht bekannt.
Bis spätestens zum Abend sollen alle Wohnungen, Läden, Straßenlaternen und andere Einrichtungen wieder Elektrizität haben, so die Versprechung. „Wir sind sehr optimistisch, dass wir am frühen Abend mit der Zwischenlösung fertig sind und alle versorgen können“, sagte ein Sprecher. „Die Arbeit ist sehr, sehr komplex, aber wir machen Fortschritte.“
Haushalte kamen nach und nach wieder ans Netz
Der Stromausfall nach einem Brandanschlag nahe dem Stadtteil Adlershof mit seinem Technologiegelände im Südosten Berlins hatte am frühen Dienstagmorgen zunächst rund 50.000 Kunden betroffen. Im Laufe des ersten Tages und der ersten Nacht wurden 30.000 Haushalte wieder an das Netz gebracht, so dass am Mittwoch noch 20.000 übrig blieben.
Mittwochnachmittag erhielten über eine Zwischenlösung weitere rund 6.000 Haushalte wieder Strom. Diese Verbindungsleitung fiel allerdings schnell wieder aus und wurde erst am heutigen Morgen wieder aufgebaut.
Schwierige Arbeiten an Starkstromkabeln in vier Meter Tiefe
Auch in der vergangenen Nacht sei in vier Meter Tiefe an dem vom Brandanschlag beschädigten Strommast gearbeitet worden. Dort werden Starkstromkabel freigelegt und verbunden, um die zerstörten Stellen und den Mast zu umgehen. Diese Zwischenlösung werde auch länger bestehen bleiben, wenn dann demnächst der Mast repariert werden könne, sagte der Sprecher. Zum Glück sei der Mast trotz des Feuers weiter nutzbar.
Bezirk: Sauerstoffversorgung für kranke Menschen bereitgestellt
Stromnetz Berlin appellierte weiter an alle Kunden, die vom Stromausfall betroffen waren und schon wieder versorgt sind: „Bitte reduzieren Sie Ihren Stromverbrauch. So können wir Ihre eigene Stromversorgung stabil halten und - wenn technisch möglich - weitere Kunden ans Netz anschließen.“
Der Bezirk Treptow-Köpenick teilte mit, dass auch Menschen, die Sauerstoff benötigten, an einer der Anlaufstellen der Hilfsorganisationen unterstützt würden.
Mutmaßliche Linksextremisten hatten in der Nacht zu Dienstag einen Brandanschlag auf den Strommast verübt und Starkstromkabel weitgehend zerstört. In einem Bekennerschreiben im Internet, das von der Polizei noch geprüft wird, war von einem Angriff auf den Technologiepark Adlershof und die dortigen Firmen und Forschungseinrichtungen die Rede.
Den Angaben zufolge ist der Stromausfall bereits der längste in Berlin seit mindestens 25 Jahren. Beim letzten großen Blackout 2019 in Köpenick waren mehr als 30.000 Haushalte rund 30 Stunden lang ohne Elektrizität.

Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes und des Technischen Hilfswerks stehen an einer Anlaufstelle für die Bevölkerung beim Stromausfall.Britta Pedersen/dpa
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