Wirtschaft

Niedersachsen droht Solarausbau-Ziel zu verpassen

„Die Photovoltaikoffensive des Landes läuft“, sagt Niedersachsens Finanzminister Heere. Doch ein Zwischenziel für die landeseigenen Gebäude ist kaum mehr zu erreichen.

Von dpa

16.09.2025

Auch der Regierungschef packt an: Olaf Lies montierte bei einem Arbeitseinsatz als Wirtschaftsminister ein Solarmodul auf einem Dach. (Archivbild)Michael Matthey/dpa

Auch der Regierungschef packt an: Olaf Lies montierte bei einem Arbeitseinsatz als Wirtschaftsminister ein Solarmodul auf einem Dach. (Archivbild)Michael Matthey/dpa

© Michael Matthey/dpa

Niedersachsen wird sein selbstgestecktes Ziel beim Ausbau der Solarenergie auf landeseigenen Gebäuden wohl verpassen. Für zwei von vier Ausbauregionen steht der Zuschlag an einen privaten Partner noch aus, wie Finanzminister Gerald Heere der Deutschen Presse-Agentur sagte. Dabei sieht das Klimagesetz des Landes vor, dass bis zum laufenden Jahr 30 Prozent aller geeigneten Dachflächen des Landes mit Solarenergieanlagen auszustatten sind. Die bisher errichteten Anlagen werden dafür aller Voraussicht nach nicht ausreichen. Bis zum Jahr 2040 sollen alle geeigneten Dächer belegt sein.

„Die Photovoltaikoffensive des Landes läuft“, sagte Grünen-Politiker Heere zwar. „Zwei Regionen sind bereits vergeben worden: die Region Hannover und der Nordwesten.“ Noch in diesem Monat werde für den Südosten als dritte Region ein Zuschlag erteilt. Danach fehle nur noch eine weitere Ausschreibung.

Viele Dächer müssen erst noch saniert werden

Allerdings: Auch in der Region Hannover ist Heere zufolge bisher erst etwa jedes dritte geeignete Landesgebäude mit Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen belegt worden – oder die Anlagen seien derzeit zumindest in der Montage beziehungsweise in der unmittelbaren Vorbereitung dafür. „Das sind mehr als 33.000 Quadratmeter“, sagte er. „Im Nordwesten sind wir bei über 40.000 Quadratmetern.“ Das sei in dieser Region mehr als ein Drittel der möglichen Flächen.

Das Land habe beim Solarausbau eine Vorbildfunktion, sagt Finanzminister Heere. (Archivbild)Julian Stratenschulte/dpa

Das Land habe beim Solarausbau eine Vorbildfunktion, sagt Finanzminister Heere. (Archivbild)Julian Stratenschulte/dpa

© Julian Stratenschulte/dpa

Eine Herausforderung für den langfristigen Ausbau ist, dass zuerst die eher unkomplizierten Flächen belegt werden. „Bei einer ganzen Reihe weiterer Flächen müssen wir erst die Dächer sanieren und in einen besseren Zustand bringen. Auch das geschieht aktuell“, sagte der Finanzminister.

Solarausbau-Ziel auch im privaten Bereich noch weit entfernt

Auf die Frage, ob die landeseigenen Dächer überhaupt einen maßgeblichen Anteil zur Energiewende beitragen können, sagte Heere: „Das Land ist ein relevanter Stromverbraucher.“ Es gebe zwar stromintensive Industrien, die noch viel mehr Energie verbrauchen, das Land habe aber auch eine Vorbildfunktion. „Wir zeigen, dass es in vertretbarer Zeit und wirtschaftlich möglich ist, den Ausbau der Photovoltaik voranzubringen.“

Das Land Niedersachsen besitzt rund 5.500 eigene Bauwerke, die von Landesbehörden und Hochschulen genutzt werden. 

Energieminister kritisiert Solar-Pläne von Reiche

Auch außerhalb der landeseigenen Gebäude hat Niedersachsen beim Solarausbau noch einen weiten Weg vor sich. Ende 2024 waren laut Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen Solaranlagen mit einer Leistung von 8.784 Megawatt in Betrieb. Das Klimagesetz sieht bis 2035 jedoch einen Ausbau auf 65.000 Megawatt vor.

Energieminister Christian Meyer dringt daher darauf, dass der Ausbau weitergehen müsse. „Solaranlagen – gerade in Verbindung mit Speichern – sind eine kostengünstige, effiziente und klimaschonende Stromerzeugung ohne Verbrauch unversiegelter Flächen“, sagte der Grünen-Politiker. 

Die von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) geplante Abschaffung der Einspeisevergütung für neue Solaranlagen lehnt Meyer ab. Die Pläne, „die Förderung für private Solaranlagen abzuwürgen“, seien schädlich für den Ausbauboom und verunsicherten Verbraucher ebenso wie das Handwerk. „Damit werden nicht nur der Klimaschutz, sondern auch Zehntausende Arbeitsplätze gefährdet“, sagte Meyer.

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