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Verfassungsschutz: „Wir verlieren Menschen in Filterblasen“

Worauf vertrauen die Nutzer im Netz? Niedersachsens Verfassungsschutz warnt vor Fehlinformationen – und macht deutlich, dass auch Online-Delikte strafbar sind.

Von dpa

22.11.2025

Immer mehr Menschen verlassen sich online auf zweifelhafte Inhalte – der Verfassungsschutz nimmt das genauer in den Blick. (Symbolbild)Sebastian Kahnert/dpa

Immer mehr Menschen verlassen sich online auf zweifelhafte Inhalte – der Verfassungsschutz nimmt das genauer in den Blick. (Symbolbild)Sebastian Kahnert/dpa

© Sebastian Kahnert/dpa

Desinformation im Netz wird für den niedersächsischen Verfassungsschutz ein immer größeres Problem. „Wir verlieren Menschen in Filterblasen“, sagte Verfassungsschutzpräsident Dirk Pejril der Deutschen Presse-Agentur. Dagegen helfe nur Medienkompetenz. „Und die ist nicht nur etwas für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Erwachsene mittleren Alters, die sich von traditionellen Medien abgewendet haben.“

Filterblasen entstehen durch die Funktionsweise sozialer Netzwerke im Internet: Nutzerinnen und Nutzer bekommen vor allem Inhalte angezeigt, die zu ihrem bisherigen Verhalten passen. Das verstärkt den Eindruck, dass die von ihnen selbst bevorzugten Sichtweisen die richtigen sind. Widerspruch oder andere Perspektiven erscheinen seltener.

Pejril betonte, auch viele ältere Nutzerinnen und Nutzer hätten zunehmend Schwierigkeiten, zwischen Nachricht und Meinung zu unterscheiden. „Jeder sollte wissen, wie man einen Faktencheck macht und wie wichtig das in der heutigen Informationsflut ist.“

Klarnamen statt Tarnkappe: Pejril plädiert dafür, dass Plattformen bei der Registrierung echte Namen verlangen sollten.Shireen Broszies/dpa

Klarnamen statt Tarnkappe: Pejril plädiert dafür, dass Plattformen bei der Registrierung echte Namen verlangen sollten.Shireen Broszies/dpa

© Shireen Broszies/dpa

Hausdurchsuchungen in bestimmten Fällen „richtig“

Ein zentrales Problem bleibt aus seiner Sicht die vermeintliche Anonymität im Internet. Nicknames seien in Ordnung, doch Plattformen sollten bei der Registrierung den echten Namen verlangen, forderte Pejril. 

„Wer in einer Kneipe jemanden beleidigt oder bedroht, muss sich sofort dafür verantworten. Im Internet ist das oft anders – obwohl das Netz kein rechtsfreier Raum ist.“ Für Sicherheitsbehörden sei es häufig eine „Herkulesaufgabe“, hinter digitalen Beschimpfungen und Drohungen die tatsächlichen Absender zu ermitteln.

Um deutlich zu machen, dass Hass im Netz Konsequenzen hat, verteidigte Pejril auch Ermittlungsmaßnahmen: „Dass es in bestimmten Fällen zu Hausdurchsuchungen kommt, ist richtig – nur so wird deutlich, dass Hass, Hetze und Bedrohungen im Netz Konsequenzen haben.“ Jeder müsse lernen, im Netz verantwortlicher zu handeln.

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