Nach tagelangem Stromausfall: Ermittlungen gehen weiter
Nach dem tagelangen Stromausfall im Berliner Südosten geht die Suche nach den Tätern weiter. Die Hintergründe sind noch unklar. Auch die Reparaturarbeiten sind längst nicht abgeschlossen.

Die Ermittlungen nach dem Brandanschlag gehen weiter. (Archivfoto)Jens Kalaene/dpa
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Nach dem extremistischen Brandanschlag von Dienstagnacht, der in Berlin zum längsten Stromausfall der Nachkriegszeit führte, gehen sowohl die Reparaturarbeiten als auch die Suche nach den Tätern weiter. Die Hintergründe für den Anschlag sind noch unklar. Von der Berliner Staatsanwaltschaft hieß es zunächst nur, die Ermittlungen dauerten an.
Es gebe einen Zeugenaufruf, den die Polizei herausgegeben hat, ein Hinweisportal im Internet aber bisher nicht, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf dpa-Anfrage mit. Ob von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht wird, hänge von den weiteren Ermittlungen ab.
Hatten die Täter Insiderwissen?
Zur öffentlich diskutierten Frage, ob die Täter, die hinter dem Brandanschlag auf zwei Strommasten stecken, Insiderwissen hatten, machte der Sprecher der Staatsanwaltschaft keine Angaben.
Auch zu den Chancen, die Täter zu fassen, lehnte er eine Prognose ab. Zur Aussage der Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD), die sich bereits am Dienstag mit der Ankündigung „Wir kriegen euch!“ an die Täter gewandt hatte, sagte er lediglich: „Ich weiß auch nicht, wie Frau Spranger zu dieser Einschätzung kommt.“
Zu dem Brandanschlag wurde auf der linksradikalen Internetseite „Indymedia“ ein Bekennerschreiben veröffentlicht, das von der Polizei als vermutlich authentisch bewertet wurde. Der Anschlag gelte den Technologiefirmen und Forschungseinrichtungen aus den Bereichen IT, Robotik, Bio- & Nanotechnologie, Raumfahrt sowie Sicherheits- und Rüstungsindustrie am Standort Adlershof, hieß es in dem Text.
Nach dem Brandanschlag in der Nacht zu Dienstag waren zunächst rund 50.000 Kunden der landeseigenen Stromnetz GmbH von dem Stromausfall betroffen. Seit dem späten Donnerstagnachmittag werden sie wieder versorgt.
Reparaturarbeiten dauern noch Monate
Die Reparaturarbeiten gehen aber voraussichtlich noch mehrere Monate weiter. Das könne nach ersten Schätzungen bis ins Jahr 2026 hinein dauern, sagte der Sprecher der Stromnetz GmbH, Henrik Beuster, der Deutschen Presse-Agentur.
Bislang wird eine Zwischenlösung genutzt. „Wir arbeiten jetzt Schritt für Schritt daran, wie wir die beschädigten Leitungen wieder in Betrieb nehmen können“, sagte Beuster. „Wir haben den Vorteil, dass die beiden Masten, die durch den Brand beschädigt wurden, als stabil und weiter nutzbar eingestuft worden sind.“ Das mache es etwas einfacher. „Aber trotzdem ist das noch eine komplexe Aufgabe.“
Aus der ersten Nacht nach Ende des Stromausfalls sind dem Betreiber bisher keine Probleme bekannt. „Die Leitungen, die wir in Betrieb genommen haben, funktionieren einwandfrei“, sagte Beuster. „Der Betrieb ist weiterhin gesichert.“
Oberirdische Leitungen soll es künftig noch seltener geben
Beuster sagte dem RBB-Inforadio, das Stromnetz in Berlin sei mehr als 35.000 Kilometer lang. „Davon sind 99 Prozent unterirdisch.“ Diese Leitungen seien nicht zu sehen und damit sehr gut geschützt.
„Wir haben in Berlin nur noch ganz wenige Leitungen, die als oberirdische Freileitung, so wie dort in Johannestal verlaufen“, erklärte Beuster. „Und der Plan ist langfristig, auch diese durch Erdkabel zu ersetzen. Das hilft genauso wie der Ausbau und die Modernisierung, das Netz sicherer zu machen.“
Hundertprozentige Sicherheit gebe es aber nicht. „Ich sage mal so: Wer kriminelle Energie hat, wird immer Wege suchen und sicherlich auch finden.“ Der aktuelle Vorfall sei aber ein Anlass, die Bemühungen um mehr Sicherheit noch zu verstärken: „Wir schauen noch mal genau, was sind die Punkte und was muss man da tun.“