Panorama

Thüringens Städte rüsten Weihnachtsmärkte mit Sperren auf

Neben Weihnachtsliedern und Glühwein sind künftig auch mobile Durchfahrtsperren, Road-Blocker aus Beton und mehr Sicherheitspersonal ein fester Teil der Weihnachtsmärkte im Freistaat.

Von dpa

11.11.2025

Thüringens größte Städte - wie hier in Erfurt - verschärfen in diesem Jahr ihre Sicherheitsvorkehrungen für Weihnachtsmärkte.Martin Schutt/dpa

Thüringens größte Städte - wie hier in Erfurt - verschärfen in diesem Jahr ihre Sicherheitsvorkehrungen für Weihnachtsmärkte.Martin Schutt/dpa

© Martin Schutt/dpa

Thüringens größte Städte verschärfen in diesem Jahr ihre Sicherheitsvorkehrungen für Weihnachtsmärkte. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. 

„Konkrete Hinweise auf eine erhöhte Gefährdungslage oder eine sonstige auffällige Kriminalitätsentwicklung rund um den Weihnachtsmarkt sind in den letzten Jahren nicht feststellbar gewesen“, fasst Stefanie Braune für die Stadt Jena zusammen. Angesichts von Vorfällen wie dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt im Dezember vergangenen Jahres gehören aber vor allem mobile oder fest verankerte Durchfahrtsperren künftig fest zum Bild von Weihnachtsmärkten. 

In Sachsen-Anhalt hat das Landesverwaltungsamt zahlreiche Mängel und Bedenken zum Sicherheitskonzept des diesjährigen Magdeburger Weihnachtsmarktes angemeldet. Die Kritik konzentriert sich nach dpa-Informationen vor allem auf die Zufahrtssicherung und die Organisation der Sicherheitskräfte. 

In Thüringen werden verschiedene Formen der Straßensperren bei den Weihnachtsmärkten in Jena, Erfurt, Eisenach, Weimar, Sonneberg, Suhl, Mühlhausen und Gera im Einsatz sein. Auch die Zahl der Sicherheitskräfte wird vielerorts erhöht.

Kommunen investieren hohe Summen in Sicherheit

Herausfordernd sei das in erster Linie in finanzieller Hinsicht, hieß es übereinstimmend - die teils beachtlichen Kosten mussten die Kommunen aus eigener Tasche stemmen. Nachdem die Stadt Erfurt bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche mobile und feste Sperren angeschafft hatte, sei für den kommenden Weihnachtsmarkt zusätzlich zu den ohnehin entstehenden Sicherheitskosten noch einmal ein „mittlerer fünfstelliger Betrag“ für zusätzliches Personal und das Anmieten weiterer Sperren investiert worden, so Heike Langguth, Dezernentin für Ordnung und Sicherheit der Landeshauptstadt.

Die Landeshauptstadt setze Sperren ein, die für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen Gewicht zertifiziert sind. Besonders im Fokus stehe der Domplatz, auf dem sich bis zu 17.000 Menschen aufhalten, so Langguth. Während der Öffnungszeiten ist die Zufahrt zum Weihnachtsmarkt - außer für Sicherheits- und Rettungskräfte - demnach gesperrt. Zusätzlich sind Awareness-Teams unterwegs. Über eine Smartphone-App des Anbieters „SafeNow“ können Gäste im Notfall direkt das Sicherheitspersonal alarmieren. 

Der Kommunalservice Jena hat nach Angaben der Stadt rund 150.000 Euro in Sicherungsmaterial investiert, hinzu kämen Ausgaben für zusätzliches Sicherheitspersonal beim kommunalen Veranstalter JenaKultur. In Eisenach wurden 100.000 Euro in die zusätzliche Sicherheit investiert, in Weimar rund 185.000 Euro in mobile Überfahrsperren. In Gera seien für den Kauf von Zufahrtssperren 387.600 Euro an außerplanmäßigen Mitteln bereitgestellt worden. Genutzt würden die Sperren aber auch bei anderen städtischen Veranstaltungen, hieß es. Teilweise leihen sich die Kommunen die Straßenblocker auch gegenseitig aus.

Ebenfalls als schwierig erweist sich den Sprechern zufolge die Koordinierung von schärferen Sicherheitskonzepten und den alltäglichen Anforderungen eines Fests im Stadtzentrum: So stellten Anschläge und Kriminalität zwar durchaus eine ernstzunehmende Gefahr dar, hieß es aus Eisenach. „Als wahrscheinlicher gelten allerdings Szenarien wie ein Stromausfall, ein Sturm oder auch ein Brand einer Imbissbude.“ Daher müsse etwa auch die Zufahrt von Rettungskräften jederzeit möglich sein. Gleichzeitig müssten auch der Lieferverkehr zur Versorgung der Buden sowie die Bedürfnisse der Anwohner berücksichtigt werden, hieß es.

Verschärfte Vorkehrungen führen zu Logistik-Problemen

In einigen Kommunen wird etwa die Belieferung nur vor Beginn des Marktes möglich sein. Mobile Sperren sollen zeitweise eine Einfahrt ermöglichen. In Weimar gibt es laut einem Sprecher hier noch Probleme: Aktuell könnten die Sperren aufgrund ihrer Bauart nur in „absoluter Schrittgeschwindigkeit“ passiert werden. Selbst dann könnten Fahrzeuge auf dem Sperrelement aufsetzen - und im Extremfall beschädigt werden. Aktuell liefen Gespräche mit dem Hersteller, um dieses Problem zu lösen.

Genaue Details zu den Sicherheitskonzepten wollen die Kommunen nicht veröffentlichen - auch, was die Abwehr etwa von Drohnen angeht. Derlei Bedrohungen erhöhten aber den Planungsaufwand noch einmal deutlich, hieß es aus mehreren Kommunen. Verständlich ist angesichts der Umstände der Ruf nach einer Unterstützung durch das Land. Bereits im August hatte Innenminister Georg Maier (SPD) beim Thema Sicherheitskonzepte bei Festen und Veranstaltungen geäußert, dass das Land „den Kommunen so gut es geht unter die Arme greifen“ müsse. 

Ministerium setzt auf Partnerschaften zwischen Kommunen

Das Ministerium setzt aktuell vor allem auf Sicherheitspartnerschaften zwischen Kommunen, um die finanzielle Last zu teilen, erklärt Sprecher Daniel Baumbach. Sofern das Landesverwaltungsamt solchen Kooperationsmodellen zustimme, seien bis zu 500.000 Euro für den Kauf von „Zufahrts- und Panzersperren“ denkbar. Aktuell lägen dazu ein Antrag und drei Voranfragen vor, die sich aber nicht nur auf die Absicherung von Weihnachtsmärkten beschränkten. Für eine Aussage zum jeweiligen weiteren Verfahren sei es aber zum jetzigen Zeitpunkt zu früh.

Möglichen Bedrohungen und den damit verbundenen Kosten zum Trotz bleiben die Kommunen ihren Grundkonzepten aber treu: In allen befragten Städte sollen die Weihnachtsmärkte ablaufen wie bisher, auch räumlich in der Stadt verteilte Märkte bleiben bestehen - mit jeweils einem eigenen Sicherheitskonzept für jeden Standort. Der Deutsche Schaustellerbund hatte mitgeteilt, dass deutschlandweit nur in Einzelfällen Weihnachtsmärkte aufgrund von Sicherheitsbedenken abgesagt würden.

Karte
Das könnte Sie auch interessieren
Bei strahlendem Sonnenschein ist in Köln der Beginn der Karnevalszeit gefeiert worden.Rolf Vennenbernd/dpa
Update -

Panorama

zur Merkliste

Jecken-Comeback im „Sunnesching“

Traumhafter Karnevalsauftakt: Unter tiefblauem Himmel haben Tausende kostümierte Jecken die neue Session eingeläutet. Ein Prominenter lässt sich allerdings partout nicht zum Mitschunkeln bewegen.