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Prozess um jahrelang verstecktes Mädchen startet 2026

Ein Mädchen wächst in Attendorn jahrelang versteckt auf – nun lässt das Landgericht Siegen die Anklage gegen Mutter und Großeltern zu. Der Prozess soll Anfang 2026 beginnen.

Von dpa

29.10.2025

In diesem Haus soll das Mädchen neun Jahre versteckt gehalten worden sein. (Archivbild)Markus Klümper/dpa

In diesem Haus soll das Mädchen neun Jahre versteckt gehalten worden sein. (Archivbild)Markus Klümper/dpa

© Markus Klümper/dpa

Rund drei Jahre nach der Entdeckung eines jahrelang von der Außenwelt isolierten Mädchens im nordrhein-westfälischen Attendorn hat das Landgericht Siegen die Anklage gegen die Mutter und die Großeltern zugelassen. Der Prozess soll Anfang 2026 beginnen, wie das Gericht am Mittwoch mitteilte.

Der Mutter des heute elfjährigen Mädchens wird laut Gericht Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht sowie Freiheitsberaubung, Entziehung Minderjähriger, Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Die Großeltern sind wegen Beihilfe angeklagt. Die Staatsanwaltschaft hatte schon vor einem Jahr Anklage erhoben, das Gericht hatte damals aber weitere Ermittlungen angeordnet. Nun wurde die Anklage zugelassen.

Auswanderung nach Italien vorgetäuscht

Die Mutter soll vorgetäuscht haben, mit ihrer Tochter - damals noch ein Baby - nach Italien ausgewandert zu sein. „Tatsächlich soll sie sich zwischen Juli 2015 und September 2022 mit dem Kind in Attendorn in ihrem Elternhaus aufgehalten haben, wo sie die Tochter versteckt, isoliert und eingesperrt haben soll“, teilte das Landgericht Siegen am Mittwoch mit.

„Das Kind soll in der Zeit weder die Schule besucht, noch durch Ärzte untersucht oder behandelt worden sein. Aufgrund der vollständigen Isolation soll es bei der Tochter zu einer erheblichen Entwicklungsstörung gekommen sein“, so das Gericht. Den Großeltern werde „insbesondere vorgeworfen, ihrer Tochter das Haus zur Verfügung gestellt, Besorgungen für diese erledigt und die Lüge, die Tochter halte sich in Italien auf, verbreitet zu haben.“

Durch einen Hinweis war das Jugendamt auf das damals achtjährige Mädchen aufmerksam geworden, das Ende September 2022 aus dem Haus befreit wurde. Der Fall hatte für politische Debatten gesorgt, weil das Jugendamt seit 2020 bereits mehrfach anonyme Hinweise auf das Kind bekommen hatte - ohne, dass etwas passierte.

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