Igel in Gefahr – Nabu fordert Nachtfahrverbot für Mähroboter
Seine vielen Stacheln schützen ihn längst nicht vor allem: Igel sind nach Einschätzung von Naturschützern vielen Bedrohungen ausgesetzt, darunter auch ein „messerscharfer, tödlicher Trend“.

Ihr Lebensraum schwindet, außerdem bedroht sie der messerscharfe tödliche Trend zum Mähroboter: Igel sind in Gefahr. (Archivbild)Armin Weigel/dpa
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Wenn auf den Straßen weniger überfahrene Igel gefunden werden, liegt es nach Einschätzung von Naturschützern daran, dass der Bestand sinkt: Die Zahl der von Rasenmährobotern schwer verletzten und getöteten Igel steigt laut Naturschutzbund Nabu rasant.
Zwar gebe es keine harten Zahlen, aber allein in die Auffangstation in Leiferde im Landkreis Gifhorn seien im vergangenen Jahr 501 Igel gebracht worden, sagte Bärbel Rogoschik, die Leiterin des dortigen Artenschutzzentrums. In den Jahren zuvor seien es in der Regel zwischen 200 und 300 Igel gewesen. „Die Notfälle steigen exponentiell“, warnte sie. Der Nabu forderte in Niedersachsen ein verbindliches Nachtfahrverbot für automatisierte Mähroboter täglich zwischen 18.00 und 7.00 Uhr.
Igel-Auffangstationen sind überlastet
Auch in anderen Bundesländern seien Igel-Auffangstationen „ausgelastet und überlastet“, sagte Rogoschik. Die Dunkelziffer getöteter und verletzter Igel dürfte ihren Worten zufolge hoch sein – viele Tiere sterben demnach versteckt in Hecken oder unter Sträuchern. „Die Igel schreien nicht vor Schmerz, sondern verstecken sich“, sagte sie. „Es gibt so viele Gefahrenquellen“, betonte sie mit Blick etwa auch auf zu enge Maschendrahtzäune, Netze oder Mausefallen, in denen sich Igel verfingen und verhungerten.
Es sei ein „messerscharfer, tödlicher Trend“, sagte Nabu-Experte Rüdiger Wohlers zu den Mährobotern. Der natürliche Instinkt der Igel, sich bei Gefahr einzurollen, schütze sie vor Füchsen oder Dachsen – nicht aber vor rotierenden Klingen. Die Folge seien schwerste Schnittverletzungen. Und weil die Igel ihre Wunden nicht überall lecken und sauber halten könnten, würden sie gleichsam „von Fliegen aufgefressen“, sagte Rogoschik.
Igel stehen inzwischen auf Vorwarnliste
Nach früheren Angaben des niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz stehen Igel inzwischen auf der Vorwarnliste der aktualisierten Roten Liste für gefährdete Tierarten. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer sprach sich daher nach Angaben des Ministeriums dafür aus, die Hersteller von Mährobotern zu mehr Igelschutz zu verpflichten. Es müsse klare Regeln geben, sagte der Grünen-Politiker einem NDR-Bericht zufolge.
Nach Nabu-Angaben gibt es keinen einzigen Mähroboter auf dem Markt, der nachweislich Kleinsäuger wie die streng geschützten Igel zuverlässig erkennt oder aktiv meidet. Unkontrollierte Einsätze in der Dunkelheit verschärften das Problem. „Wenn es nicht gelingt, das Ruder herumzureißen, werden wir diesen Mecki bald verlieren“, betonte Wohlers. Das sei ein europaweiter Trend, sagte er zu der „Art, die allgegenwärtig war“.
Auch Jungtiere bedroht
Rogoschik erklärte, würden Igel getötet, könne dies auch die Jungtiere betreffen, die nicht mehr versorgt würden. September und Oktober seien die Monate, in denen kleine Igel zur Welt kämen. Sie sprach sich zudem für igelfreundliche Gärten aus: „Je unordentlicher ein Garten ist, desto besser.“ Auch Überwinterungskisten für Igel seien hilfreich – man solle „nur nicht jeden Tag nachsehen“: „Unruhe im Garten finden Igel überhaupt nicht witzig.“
Sie betonte: „Man kann viel für Igel tun, indem man im Garten wenig tut.“ Wohlers machte allerdings klar, dass Gärten nicht alles ausbügeln können, was in der Natur etwa an Wiesenrändern oder Insekten fehle. Schutz und Quartiere für Igel und andere Kleintiere böten dichte Sträucher, Laubhaufen oder alte Holzstapel. Viele Menschen wollten Igeln helfen, sagte Rogoschik.
Igel-Leidenschaft geht manchmal zu weit
„Wir stellen fest, dass die Igel-Leidenschaft manchmal etwas weit geht“, sagte Wohlers wiederum. Verletzte und geschwächte Tiere dürften nur vorübergehend aufgenommen und nicht schon im Sommer eingesammelt werden: „Das ist ganz großer Unsinn – und gefährdet die Tiere.“

Auffangstationen für verletzte Igel sind überlastet. (Archivbild)Marius Becker/dpa
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