Panorama

Allgäuer Tierschutzskandal: Landwirte erneut vor Gericht

2019 lösen Videoaufnahmen, die aus einem Milchviehbetrieb im Allgäu stammen sollen, bundesweit Empörung aus. Doch die gerichtliche Aufarbeitung zieht sich. Jetzt soll es einen neuen Anlauf geben.

Von dpa

20.11.2025

Im Allgäuer Tierschutzskandal stehen zum zweiten Mal Landwirte eines großen Milchviehbetriebs vor Gericht. (Symbolbild)Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Im Allgäuer Tierschutzskandal stehen zum zweiten Mal Landwirte eines großen Milchviehbetriebs vor Gericht. (Symbolbild)Karl-Josef Hildenbrand/dpa

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Wegen des Vorwurfs der teils massiven Misshandlung von Rindern sollen ab Januar zwei Landwirte und zwei ihrer Angestellten zum zweiten Mal vor dem Landgericht Memmingen stehen. In 58 Fällen sollen sie auf einem Milchviehgroßbetrieb in Bad Grönenbach im Allgäu und Nebenstellen unter anderem in Baden-Württemberg gegen das Tierschutzgesetz verstoßen haben, wie das Gericht mitteilte. Nachdem eine Tierschutzorganisation 2019 Hinweise darauf an die Behörden gegeben hatte, mussten nach Gerichtsangaben 30 Tiere getötet werden. 

Zwei Angestellte bereits verurteilt

Bereits 2023 wurden der Landwirt, sein Sohn und die beiden Angestellten gemeinsam mit zwei weiteren Angestellten angeklagt, das Verfahren gegen sie aber ausgesetzt. Zwei Angestellte legten dagegen in dem vergangenen Prozess ein Geständnis ab und wurden zu Geldstrafen verurteilt. Auf Anweisung ihres Vorgesetzten hätten sie es vermieden, einen Tierarzt zu rufen. Sie sprachen von einem „selbstherrlichen und gewissenlosen Führungsstil“.

Auch im aktuellen Prozess wird den Angeklagten laut Gericht vorgeworfen, keinen Tierarzt zu kranken Tieren gerufen zu haben. Außerdem sollen sie Rinder, bei denen eine Behandlung aussichtslos gewesen wäre, nicht notgetötet haben. „Dadurch und durch unangemessenen Transport der Tiere mit einem Radlader sollen die vier Angeklagten den Rindern länger anhaltende erhebliche Schmerzen und Leiden zugefügt haben“, teilte das Gericht mit. 

15 Verhandlungstage angesetzt 

15 Verhandlungstage hat das Landgericht ab 27. Januar 2026 derzeit für den Prozess angesetzt. Aufgrund zahlreicher Verfahren mit Vorrang und wegen der Anzahl der zu erwartenden Sitzungstage sei es erst jetzt möglich, den Prozess neu aufzurollen, teilte das Gericht mit. 

Der Sprecher des Vereins „Soko Tierschutz“, der die mutmaßlich aus dem Betrieb stammenden Aufnahmen 2019 veröffentlicht hatte, bezeichnete das Verfahren als überfällig. Es handle sich um den wohl bedeutendsten aktuellen Tierschutzprozess bundesweit, sagte Friedrich Mülln. „Mehr denn je ist die Politik gefordert, den rechtsfreien Raum und das Vollzugsdefizit bei Milchkühen in Bayern und bundesweit endlich zu beenden.“

In der Zwischenzeit kamen neue Vorwürfe gegen die Angeklagten auf. Nachdem eine Tierschutzorganisation erneut belastendes Material gesammelt hatte, durchsuchten Staatsanwaltschaft und Polizei nach eigenen Angaben im März dieses Jahres Gebäude des Milchviehbetriebs. Die erneuten Vorwürfe sind aber laut einem Gerichtssprecher nicht Gegenstand des im Januar startenden Verfahrens. Sollte das Verfahren wie geplant zu Ende gehen, ist Mitte Mai mit einem Urteil zu rechnen.

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