Handball

WM-Casting für Handball-Frauen startet mit Fragezeichen

Der Doppel-Test gegen die Niederlande wird für Deutschlands Handballerinnen zu einer ersten WM-Standortbestimmung. Es ist der erste Auftritt nach dem großen Knall in Ludwigsburg.

Von Eric Dobias, dpa

16.09.2025

Bei Bundestrainer Markus Gaugisch wächst die Vorfreude auf die Heim-WM.Federico Gambarini/dpa

Bei Bundestrainer Markus Gaugisch wächst die Vorfreude auf die Heim-WM.Federico Gambarini/dpa

© Federico Gambarini/dpa

Markus Gaugisch stürzte sich nach einer langen Sommerpause mit Feuereifer in die Arbeit. „Ich freue mich, dass es jetzt losgeht. Ich bin heiß ohne Ende“, sagte der Bundestrainer zum Start der deutschen Handballerinnen in die Vorbereitung auf die Heim-WM. 

Die Lehrgangswoche mit den abschließenden Länderspielen gegen die Niederlande am Freitag in Eindhoven und Sonntag in Krefeld soll das DHB-Team auf dem Weg zum Jahreshöhepunkt einen weiteren Schritt nach vorn bringen. „Wir werden einiges ausprobieren, aber trotzdem all in gehen. Nichts ist besser als Siege und die wollen wir uns holen“, formulierte Gaugisch das Ziel für das erste WM-Casting.

Wenig Zeit bis zur WM

Bis zum WM-Eröffnungsspiel gegen Island am 26. November in Stuttgart sind es lediglich noch zehn Wochen. Nach dem Doppeltest gegen den Co-Gastgeber der Endrunde hat Gaugisch sein Team nur noch im Oktober bei den EM-Qualifikationsspielen gegen Nordmazedonien und in Belgien beisammen, ehe er sich auf seinen WM-Kader festlegen muss. Der bestreitet dann wenige Tage vor dem Turnierauftakt noch zwei finale Tests gegen die Schweiz. 

„Alle brennen darauf, bei diesem Highlight dabei zu sein. Diese Vorfreude und Emotionen müssen wir in jeder Trainingseinheit und bei jedem Länderspiel leben, um diese Begeisterung auch auf unsere Fans zu übertragen und somit die Lust auf die Heim-WM bei allen weiter zu steigern“, forderte Nationalmannschaftsmanagerin Anja Althaus.

Neuer Name, vertrautes Gesicht: Emily Bölk heißt nach ihrer Hochzeit jetzt Emily Vogel.  Marcus Brandt/dpa

Neuer Name, vertrautes Gesicht: Emily Bölk heißt nach ihrer Hochzeit jetzt Emily Vogel. Marcus Brandt/dpa

© Marcus Brandt/dpa

Bölk heißt jetzt Vogel

Zeit für personelle Experimente bleibt nicht, weshalb Gaugisch auf bewährte Kräfte setzt. Im 18-köpfigen Aufgebot findet sich nur ein neuer Name, hinter dem sich aber eine der erfahrensten Spielerinnen verbirgt: Rückraum-Ass Emily Bölk hat Ende Juni geheiratet und heißt jetzt Vogel. „Es ist immer noch witzig zu sehen, dass es für andere ungewohnt ist. Ich habe mich schon daran gewöhnt und freue mich darauf“, sagte die 27-Jährige. 

Das private Glück könnte Vogel, die bisher 134 Länderspiele bestritten hat und schon bei der Heim-WM 2017 dabei war, auf dem Weg zum Saison-Höhepunkt zusätzlich beflügeln. „Es fühlt sich gut an, verheiratet zu sein. Ich bin aber immer noch ich selbst“, sagte die Rückraumspielerin vom ungarischen Topverein Ferencvaros Budapest. 

Wirkt sich das Ludwigsburg-Aus auf das DHB-Team aus?

Gleich sechs ihrer Auswahlkolleginnen hatten dagegen einen Horror-Sommer. Xenia Smits, Antje Döll, Jenny Behrend, Viola Leuchter, Mareike Thomaier und Torfrau Nicole Roth mussten sich nach dem finanziellen Kollaps des deutschen Meisters und Pokalsiegers HB Ludwigsburg einen neuen Verein suchen. 

„Das war natürlich schon ein Brett. Emotional, aber auch handballerisch. Neues Lebensumfeld, neue Mitspielerinnen und auch nicht das Champions-League-Niveau für alle“, schilderte Gaugisch die Konsequenzen. Auch wenn mittlerweile alle betroffenen Spielerinnen „jetzt ihren Punkt gefunden haben“, wird sich der Wegfall des Ludwigsburger Blocks nach Ansicht des Bundestrainers auf die Nationalmannschaft auswirken. 

„Das war eine tolle Trainingsgruppe, in dem sich alle jeden Tag auf höchstem Niveau messen konnten. Auch die Abstimmung in Kleingruppen war optimal möglich. Es ist schon Luxus, wenn du eine eingespielte Reihe hast, denn gewisse Abläufe bekommst du bei der Nationalmannschaft in der wenigen zur Verfügung stehenden Zeit nicht rein. Das wird fehlen“, sagte Gaugisch. Jammern will er darüber aber nicht. Vielmehr gab der 51-Jährige das Motto aus: „Wir wollen die Gier auf die Heim-WM weiter entfachen.“

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