Wirtschaft

Vogelgrippe: Geflügelwirtschaft fordert Stallpflicht

Wegen der anhaltenden Vogelgrippe-Ausbrüche auch in Hühner- und Gänsefarmen ordnen erste Bundesländer Stallpflicht für Geflügel an. In Mecklenburg-Vorpommern entscheiden die Landkreise darüber - noch.

Von dpa

29.10.2025

Für drei weitere Jahre im Amt bestätigt: die Vorsitzende des Geflügelwirtschaftsverbandes MV Marion Dorn. Philip Dulian/dpa

Für drei weitere Jahre im Amt bestätigt: die Vorsitzende des Geflügelwirtschaftsverbandes MV Marion Dorn. Philip Dulian/dpa

© Philip Dulian/dpa

Nachdem das Saarland und Hamburg als erste Bundesländer zur Eindämmung der Vogelgrippe eine Stallpflicht für Geflügel angeordnet haben, werden auch in Mecklenburg-Vorpommern Forderungen danach lauter. Der Geflügelwirtschaftsverband MV hält eine entsprechende behördliche Anordnung für dringend geboten. Nur so könne eine Vermarktung etwa bei der Eierproduktion gesichert werden, sagte die Vorsitzende des Geflügelwirtschaftsverbandes Mecklenburg-Vorpommern Marion Dorn bei einer Mitgliederversammlung in Güstrow. Andernfalls drohe ein hoher finanzieller Verlust.

Im Falle einer angeordneten Aufstallungspflicht - durch welche das Geflügel im Stall gehalten werden müsste - könnten für eine bestimmte Frist Eier aus Bodenhaltung als Eier aus Freilandhaltung zu entsprechend höheren Preisen vermarktet werden. Für eine Aufstallungsanordnung sind in MV die sechs Landkreise für jeweils ihre Bereiche zuständig.

„Angesichts des Ausmaßes der Ausbreitung der Vogelgrippe ist ein Aufstallungsgebot zwingend notwendig. Nur so kann der Schutz der Nutztierbestände und damit die wirtschaftliche Existenz der Geflügelhalter gesichert werden“, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Diener.

Allerdings müsse es praxistaugliche Ausnahmen für die Enten- und Gänsehaltung geben, schränkte der Oppositionspolitiker ein. Denn viele dieser Betriebe verfügten am Ende der Mastperiode nicht über ausreichend Stallkapazitäten, um die Tiere dort unterzubringen.

Tierisches und menschliches Leid

Dorn, die den Verband seit 2008 führt und bei der Versammlung einstimmig für weitere drei Jahre bis 2028 bestätigt wurde, verwies auf die verzweifelte Lage bei den Geflügelhaltern in MV. Bislang seien im Nordosten mehr als 200.000 Tiere gestorben beziehungsweise getötet worden. „Einmal ist es tierisches Leid, dann ist es menschliches Leid, und es ist ein großer wirtschaftlicher Schaden.“ Die Tierseuche gebe es schon seit Jahrzehnten. Dringend notwendig sei, dass es endlich einen Impfstoff gebe. 

Die Situation ist ernst, sagt MV-Agrarminister Backhaus mit Blick auf die grassierende Vogelgrippe. Philip Dulian/dpa

Die Situation ist ernst, sagt MV-Agrarminister Backhaus mit Blick auf die grassierende Vogelgrippe. Philip Dulian/dpa

© Philip Dulian/dpa

Der Verband feierte in Güstrow auch das Jubiläum seines 35-jährigen Bestehens. An der Festveranstaltung nahm auch Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) teil. Er sprach sich dafür aus, dass die Tierbestände, bei denen das möglich sei, in Ställe gebracht werden sollten, vor allem Legehennen und Mastgeflügel. Bei den großen Beständen sei das auch geschehen. Differenzierter müsse man das aber bei Wassergeflügel sehen. 

„Enten und Gänse sind Wassergeflügel und stehen jetzt kurz vor Schlachtung. Die kann man nicht so einfach einsperren“, sagte der Minister. Den zuständigen Behörden in den Landkreisen und kreisfreien Städten sei daher die Empfehlung gegeben worden, nach einer individuellen Risikobewertung über eine regionale Stallpflicht zu entscheiden. 

Jedes vierte Ei in MV ist „öko“

Die derzeitige Lage sei schwierig, und das Virus sei in der Fläche. Seit Freitagabend habe es aber keinen neuen Ausbruch mehr gegeben. Der Schaden könne derzeit noch nicht beziffert werden, dürfte aber „in die Millionen gehen“, so Backhaus. In seinem Grußwort ging Backhaus auch auf die Bedeutung der Eierproduktion in MV ein. 2024 seien im Nordosten 731,4 Millionen Eier produziert worden und damit 3,4 Prozent mehr als 2023. Jedes vierte Ei in MV wird mittlerweile ökologisch erzeugt. 

Bundesweit über 500.000 Tiere getötet

Bundesweit greift die Geflügelpest auf immer mehr Betriebe über. Wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald mitteilte, stieg die Zahl der seit Anfang September erfassten Vogelgrippe-Ausbrüche in kommerziellen Geflügelhaltungen bundesweit auf 35. Täglich würden neue Fälle gemeldet, das Infektionsgeschehen sei weiterhin sehr dynamisch, sagte eine Sprecherin des Instituts für Tiergesundheit. 

Besonders betroffen seien weiterhin Betriebe in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Die Zahl der vorsorglich getöteten Tiere liege bundesweit inzwischen deutlich über 500.000. Um die Ausbreitung der Geflügelpest einzudämmen, werden Hühner, Enten, Gänse und Puten in den betroffenen Betrieben gekeult und entsorgt. Ställe und Gehege werden gründlich desinfiziert, bevor wieder neue Tiere aufgenommen werden.

Vogelgrippe war auch ein zentrales Thema der Mitgliederversammlung des Geflügelwirtschaftsverbandes MV.Philip Dulian/dpa

Vogelgrippe war auch ein zentrales Thema der Mitgliederversammlung des Geflügelwirtschaftsverbandes MV.Philip Dulian/dpa

© Philip Dulian/dpa

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