Konjunkturreport: Schlechte Stimmung in der Lausitz
Steigende Energiepreise, fehlende Impulse und schwache Nachfrage: Warum Lausitzer Unternehmen trotz Hoffnung weiter auf der Stelle treten.
Bei Unternehmen aus der Lausitz ist die Hoffnung auf eine Trendwende in der wirtschaftlichen Entwicklung bisher ausgeblieben (Symbolbild). Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
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Die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung in der Lausitz hat sich laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) bislang nicht erfüllt. Nach spürbarer Verbesserung im Frühjahr habe sich die Geschäftslage in der brandenburgisch-sächsischen Lausitz im Herbst wieder verschlechtert, teilten die IHK Cottbus und Dresden mit. Für die Analyse waren mehr als 600 Unternehmen aus den Branchen Industrie, Bau, Dienstleistungen, Handel und Gastgewerbe in den Landkreisen Görlitz, Bautzen, Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster und Spree-Neiße sowie der Stadt Cottbus befragt worden.
Entwicklung in einzelnen Wirtschaftsbereichen unterschiedlich
„27 Prozent der Unternehmen beschreiben ihre Situation als gut. Ihnen stehen 22 Prozent gegenüber, die eine schlechte Lage konstatieren. Der Saldo rutscht von elf Punkten im Frühjahr auf fünf Punkte ab und liegt damit auch drei Punkte unter dem Vergleichswert vom Herbst 2024“, hieß es. Eine wirtschaftliche Trendwende zeichne sich in den Ergebnissen nicht ab. Die Entwicklungen in den einzelnen Wirtschaftsbereichen würden jedoch unterschiedlich verlaufen.
Sorgenkinder Industrie, Handel und Dienstleistungen
„Sorgen machen uns die Industrie, der Handel und die Dienstleister. Ihre Lageeinschätzungen haben hauptsächlich zum Abrutschen des Lagesaldos beigetragen“, erklärte Lukas Rohleder, Hauptgeschäftsführer der IHK Dresden. Eine schwache Inlandsnachfrage, schwierige Exportbedingungen und bürokratische Hürden bremsten die Geschäfte der Industrie aus. Der Handel habe nach wie vor mit Zurückhaltung der Käufer zu kämpfen. Die auf Firmen bezogenen Dienstleister seien durch die schwache Konjunktur in den anderen Branchen gelähmt.
Nur 10 Prozent glauben an Besserungen der Lage
„Dass die Gesamteinschätzung nicht noch schwächer ausfällt, verdanken wir den positiven Stimmen, die sich in der Bauwirtschaft und im Gastgewerbe mehren“, so Rohleder. Die Geschäftserwartungen blieben verhalten. Nur 10 Prozent der Befragten gingen von einer Verbesserung ihrer Lage aus, mehr als dreimal so viele (34 Prozent) rechneten mit einer weiteren Verschlechterung. Eine Trendwende sei nicht in Sicht. In Industrie, Handel und Dienstleistungen würden die Erwartungen auf niedrigem Niveau im Vergleich zum Frühjahr etwas anziehen, in der Bauwirtschaft und im Gastgewerbe aber deutlich sinken.
Unternehmen rechnen mit sinkenden Umsätzen
Laut Umfrage wird branchenübergreifend mit rückläufigen Umsätzen gerechnet. Bei Investitionen bleibe die Lausitzer Wirtschaft sehr zurückhaltend. Zirka die Hälfte der Unternehmen (49 Prozent) investiert derzeit gar nicht, hieß es. Zunehmende (18 Prozent) und rückläufige Investitionsvorhaben (14 Prozent) hielten sich fast die Waage. „Der Wirtschaft fehlen Planungssicherheit und wirtschaftspolitische Impulse. Hauptrisiken für die Unternehmen sind Energie- und Rohstoffpreise (67 Prozent), die hohen Arbeitskosten (65 Prozent) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (61 Prozent)“. Danach folgten Fachkräftemangel (51 Prozent) und die Inlandsnachfrage (45 Prozent).
Fachkräftemangel wird weniger dramatisch bewertet
„Der Mangel an Arbeits- und Fachkräften wird in der aktuellen Risikoeinschätzung zwar weniger dramatisch bewertet als in den Vorjahren, bleibt jedoch ein zentrales Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung der Lausitz“, unterstrich André Fritsche, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus. Zwei Drittel der Unternehmen würden dadurch eine höhere Belastung ihrer Belegschaft erwarten. Ebenso viele rechneten mit steigenden Arbeitskosten – bedingt auch durch die beschlossene Erhöhung des Mindestlohns, von der 31 Prozent der befragten Unternehmen unmittelbar betroffen sind.