IHK zieht ernüchternde Bilanz und ist enttäuscht vom Bund
„Eine schöne Weihnachtsgeschichte klingt anders“, sagt der Dresdner IHK-Präsident Andreas Sperl. Man sei in einem Dauertief. Enttäuschung herrscht bei Unternehmern vor allem über die Bundesregierung.
Die Industrie- und Handelskammer Dresden hat eine ernüchternde Bilanz zur wirtschaftlichen Entwicklung in Sachsen gezogen (Archivbild).Sebastian Kahnert/dpa
© Sebastian Kahnert/dpa
Die Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK) hat eine ernüchternde Bilanz zur wirtschaftlichen Entwicklung im Freistaat gezogen und der Bundesregierung schlechte Noten erteilt. „Wir haben uns mehr erwartet. Also der Herbst der Reformen war ein Herbst, aber von den Reformen war nichts zu sehen“, sagte IHK-Präsident Andreas Sperl. Die Enttäuschung unter den Mitgliedsunternehmen sei groß.
IHK beklagt Regelwut der Politik und der öffentlichen Verwaltung
Man hätte sich gewünscht, dass wirklich ein Zeichen gesetzt wird und „nicht nur gestritten und gelabert wird, um das mal etwas banal auszudrücken“, sagte Sperl. Er habe sich etwa konkrete Maßnahmen in Sachen „schlanker Staat“ gewünscht. „Die Regelwut der Politik und der öffentlichen Verwaltung hätte eingeschränkt werden müssen.“
„Die Bundesregierung hätte mehr auf die Eigenverantwortlichkeit der Unternehmerinnen und Unternehmer setzen können“, sagte Sperl. Das hätte einen Aha-Effekt gebracht. „Dass man natürlich viele andere gesetzgeberische Vorhaben nicht von heute auf morgen umsetzen kann, ist mir auch klar. Aber da wären sicher noch Möglichkeiten gewesen, die Stimmung auch in der Unternehmerlandschaft deutlich zu verbessern.“
Keine Entlastung bei den Energiekosten
Nach den Worten von IHK-Hauptgeschäftsführer Lukas Rohleder wäre es geboten gewesen, die Unternehmenssteuerreform vorzuziehen und nicht zu verschieben. Auch bei den Energiekosten könne man keine wirkliche Entlastung sehen. Die Reduzierung durch den Industriestrompreis komme bei den Unternehmen nicht an, weil die Bedingungen zu umständlich sind. Wenn man das eingesparte Geld wieder investieren müsse, sei das der falsche Ansatz.
Für die ersten zehn Monate dieses Jahres konstatierte die IHK einen leichten Umsatzrückgang von 0,3 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Bei der Zahl der Beschäftigten ist der Rückgang mit 2,5 Prozent schon deutlicher. Die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen lag im November bei rund 146.000. Das sind etwa 7.400 mehr als vor einem Jahr. Zugleich sank die Zahl der gemeldeten Stellen im Vergleich zum November 2024.
IHK sieht Lage vieler Unternehmen kritisch
„Stagnierende Umsätze im In- und Ausland bei gleichzeitig steigenden Kosten, eine unterdurchschnittliche Auslastung von Produktionskapazitäten sowie eine negative Tendenz für Auftragseingänge. Die Lage vieler Unternehmen - bei weitem nicht nur im verarbeitenden Gewerbe - ist kritisch“, lautete das Fazit von Sperl. Die Unternehmen würden nach wie vor unter hohen Energie- und Arbeitskosten sowie unter einer hohen bürokratischen Belastung leiden.
Sperl zufolge hat die Zahl der Unternehmensinsolvenzen bis November (979) schon des gesamten Vorjahres (867) übertroffen. In dieser Statistik seien nicht einmal jene Betriebe enthalten, die mangels Nachfolger aufgeben. Es werde immer schwieriger, Investoren zu finden, die insolvente Betriebe übernehmen. Wenn der Insolvenzverwalter früher mit drei oder vier Interessenten verhandelte, könne er heute froh sein, einen zu finden.