Politik Inland

Trotz vieler Neueinstellungen fehlen weiterhin Lehrer in MV

Jede dritte neue Lehrkraft in Mecklenburg-Vorpommern ist ein Seiteneinsteiger. Nach Angaben von Bildungsministerin Oldenburg sind sie unverzichtbar, um den Unterricht weitgehend abzusichern.

Von dpa

09.09.2025

Das Land Mecklenburg-Vorpommern stellt von Jahr zu Jahr mehr Lehrer ein, doch es reicht nicht. (Archivbild)Jens Büttner/dpa

Das Land Mecklenburg-Vorpommern stellt von Jahr zu Jahr mehr Lehrer ein, doch es reicht nicht. (Archivbild)Jens Büttner/dpa

© Jens Büttner/dpa

Trotz 675 neu eingestellter Lehrkräfte können nicht alle Schulen in Mecklenburg-Vorpommern mit Beginn des neuen Schuljahres den regulären Unterricht vollständig absichern. Betroffen seien neun und damit 1,8 Prozent der 478 allgemein bildenden staatlichen Schulen im Land, teilte Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) in Schwerin mit. Doch würden diese Schulen durch die Schulbehörden besonders begleitet und unterstützt. 

Eine Woche vor Schulstart hätten 36 Schulen im Land wegen Lehrermangels die sogenannte Kontingentstundentafel nicht erfüllen können. Ziel sei weiterhin, durch Maßnahmen wie Abordnungen von Lehrkräften, weitere Stellenausschreibungen, Klassenzusammenlegungen und Angebote der Digitalen Landesschule den Unterricht für alle 143.600 Schüler an öffentlichen Schulen abzusichern. Zudem liefen aktuell noch mehr als 100 Besetzungsverfahren, über die kontinuierlich entschieden werde. „Wir haben täglich Einstellungen“, sagte Oldenburg. 

Generationswechsel in Lehrerkollegien 

Ein Generationswechsel sei eingeleitet. Der Anteil der Lehrer unter 40 Jahren sei seit 2015 um ein Fünftel auf knapp 34 Prozent gestiegen. Über 60 Jahre seien nun noch 28 Prozent der Pädagogen, etwa ein Viertel weniger als vor zehn Jahren. Die Altersspanne reiche derzeit von 23 für die jüngste Lehrkraft im Land bis 77 Jahre für die älteste. Bei einem Bildungsetat von jährlich rund zwei Milliarden Euro machten die vom Land getragenen Personalkosten etwa die Hälfte aus, sagte Oldenburg. 

Sie verwies auf den bundesweiten Lehrermangel, der es erschwere, Fachkräfte zu gewinnen. Dennoch gebe es an den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern zum Schulstart die größte Anzahl an Beschäftigten innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Neben den 11.600 Lehrkräften beschäftige das Land 662 Referendarinnen und Referendare, 800 unterstützende pädagogische Fachkräfte, 21 multiprofessionelle Fachkräfte, 49 Verwaltungsfachkräfte und 185 Alltagshilfen.

Jeder dritte eingestellt Lehrer ist beruflicher Seiteneinsteiger

„Auf Vielfalt reagieren wir mit Vielfalt“, sagte Oldenburg. Schulen sähen sich durch die gesellschaftlichen Entwicklungen mit vielen Anforderungen konfrontiert, die über den eigentlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag hinausgehen. Multiprofessionelle Teams trügen dazu bei, dass sich Lehrkräfte auf ihre Kerntätigkeiten konzentrieren könnten.

Nach Angaben Oldenburgs sind 244 der neu eingestellten Lehrerinnen und Lehrer Lehrkräfte im Seiteneinstieg ohne pädagogische Vorkenntnisse. Diese hätten aber eine dreimonatige Vorqualifizierung durchlaufen und würden über vier Jahre berufsbegleitend weiterqualifiziert. 

„Nach wie vor sind sie unverzichtbar, weil zu wenige Lehramtsabsolventinnen und Lehramtsabsolventen unsere Hochschulen verlassen“, sagte die Ministerin. Nach ihren Angaben müssen in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 weit mehr als 3.300 Lehrkräfte eingestellt werden, aber nur 2.300 bilde das Land selbst aus. 

Oldenburg äußerte die Hoffnung, dass mit der vom Landtag beschlossenen Reform der Lehrerbildung weniger Studenten das Studium abbrechen und in den Schuldienst gelangen. Bislang bleibe mehr als die Hälfte der Studienanfänger auf der Strecke. 

Gewerkschaft fordert weniger Pflichtstunden

Die Bildungsgewerkschaft GEW verwies zum Schulstart erneut auf die ihrer Meinung nach hohe Arbeitsbelastung für Lehrkräfte im Land und forderte Gegenmaßnahmen. „Wir brauchen weniger Pflichtstunden, mehr Anrechnungsmöglichkeiten, vor allem aber auch mehr Entlastung durch zusätzliches Personal“, sagte die Landesvorsitzende Ulrike von Malottki. Dazu gehörten auch Verwaltungsmitarbeiter zur Entlastung der Schulleitungen und mehr Schulsozialarbeiter und Schulsozialarbeiterinnen. Es müsse alles getan werden, um die Attraktivität des Lehrerberufes wieder zu erhöhen. 

Der AfD-Landtagsabgeordnete Enrico Schult nannte es alarmierend, dass zu Schuljahresbeginn erneut viele Lehrerstellen unbesetzt blieben. Dabei würden Pädagogen in Mecklenburg-Vorpommern überdurchschnittlich gut bezahlt und schon als Referendare verbeamtet. Der Grund dafür, dass sich junge Menschen zu wenige für diesen Beruf interessieren, liege somit wohl „in der Realität an unseren Schulen“, die sich anders darstelle als auf dem Stellenportal des Bildungsministeriums. Sprachprobleme, Respektlosigkeit und eine deutlich steigende Gewalt auch gegen Lehrkräfte prägten den Alltag, sagte Schult.

Millionen-Investitionen in Schulbau 

Laut Bildungsministerium unterstützte das Land die kommunalen Schulträger in den zurückliegenden zehn Jahren mit insgesamt 800 Millionen Euro beim Bau oder der Sanierung von Schulgebäuden. Für das laufende Schuljahr seien 120 Millionen eingeplant, mit denen 63 Projekte gefördert würden. Aus dem Sondervermögen des Bunds, aus dem Mecklenburg-Vorpommern knapp zwei Milliarden Euro zufließen, seien zusätzlich 600 Millionen Euro für den Bildungsbereich eingeplant.

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