700 Drohnen und Raketen - schwerer russischer Luftangriff
Russlands Angriffe auf die Ukraine werden intensiver. Hunderte Drohnen in einer Nacht sind keine Seltenheit. Für die Ukrainer bedeutet das Stunden ohne Licht oder Heizung.
In der ukrainischen Großstadt Saporischschja schlug eine Rakete in ein Wohnheim ein.Kateryna Klochko/AP/dpa
© Kateryna Klochko/AP/dpa
Bei einem der schwersten Luftangriffe in mehr als dreieinhalb Jahren Krieg hat Russland die Ukraine mit Hunderten Kampfdrohnen, Marschflugkörpern und Raketen beschossen. Die nächtliche Attacke traf nach ukrainischen Angaben vor allem das Stromnetz und verursachte Notabschaltungen in mehreren Landesteilen.
Besonders viele Opfer gab es in der südukrainischen Großstadt Saporischschja. Dort starben Behörden zufolge mindestens 2 Menschen und 23 wurden verletzt. „Die Besatzer haben mindestens 20 Drohnen und 8 Raketen auf Saporischschja gefeuert. Mehrere Stockwerke eines Wohnheims sind zerstört“, schrieb der Gouverneur des Gebiets, Iwan Fedorow, auf Telegram. Am Vormittag wurden drei Menschen in der ostukrainischen Stadt Slowjansk durch russische Raketenartillerie getötet, wie die Stadtverwaltung mitteilte.
„Russland setzt seinen terroristischen Krieg gegen das Leben selbst fort, und es ist entscheidend, dass solche bösartigen Attacken gegen Zivilisten wie ein Bumerang auf Russland mit konkreten Folgen zurückschlagen“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in sozialen Medien. Nötig seien Sanktionen und Druck auf Russland.
In many of our regions, emergency and rescue operations are still underway after last night’s Russian attack. It was a complex, combined strike: the enemy used more than 650 drones and over fifty missiles of various types, including ballistic and aeroballistic ones. Many were… pic.twitter.com/UHBzWrUOoY
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) October 30, 2025
Wohl drittschwerster Luftangriff seit Kriegsbeginn
Die ukrainische Luftwaffe zählte bei dem Angriff 705 feindliche Flugobjekte, darunter 653 Drohnen, 4 Hyperschallraketen Kinschal, fünf ballistische Raketen Iskander-M und mehr als 60 Marschflugkörper verschiedener Typen. 623 Flugobjekte wurden nach diesen Militärangaben ausgeschaltet. Aber es habe Einschläge an 20 verschiedenen Stellen gegeben. Ausgehend von der täglichen Zählung des US-Instituts CSIS dürfte es der drittschwerste russische Luftangriff des Kriegs gewesen sein.
Das russische Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, es habe sich um Vergeltung nach ukrainischen Drohnenangriffen gehandelt. Ziele der Raketen- und Drohnenschläge seien neben den Anlagen der Energieinfrastruktur auch Rüstungsunternehmen sowie Militärflugplätze in der Ukraine gewesen.
Betroffen waren nach Selenskyjs Angaben alle Landesteile - Tschernihiw und Sumy im Norden, Kiew und Tscherkassy im Zentrum des Landes, Mykolajiw und Dnipropetrowsk im Süden sowie Lwiw und Iwano-Frankiwsk im Westen.
Energieversorger informiert über Stromabschaltungen
Der Energieversorger Ukrenergo informierte seine Kunden am Morgen über zeitweise Stromabschaltungen nach den nächtlichen Angriffen – um das Elektrizitätsnetz zu stabilisieren. Zugleich forderte das Unternehmen die Menschen auf, sparsam mit Energie umzugehen. Mit dem Strom fallen oft auch Heizung und Wasser aus.
Die Ukraine wirft Russland vor, besonders jetzt im Herbst die Menschen mit den Angriffen auf die Energieversorgung zu terrorisieren und in Kälte und Dunkelheit zu stürzen. Moskau führt seit mehr als dreieinhalb Jahren einen zerstörerischen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, es seien in der Nacht 170 ukrainische Drohnen ausgeschaltet worden.