Grünen-Vorsitzende Erdmann verabschiedet sich nachdenklich
Anke Erdmann spricht von Sehnsucht nach Zusammenhalt und warnt vor einer Gesellschaft der „Flachwurzler“. Warum die Co-Landeschefin der Grünen Abschied nimmt – und was sie mit bedrohten Wörtern meint.
Anke Erdmann kandidiert nicht erneut für den Landesvorstand der Grünen. (Archivbild)Georg Wendt/dpa
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Die schleswig-holsteinische Grünen-Landeschefin Anke Erdmann hat sich beim Parteitag in Neumünster mit einer nachdenklichen Rede über den Zustand der Gesellschaft aus ihrem Amt verabschiedet. „Ich spüre Sehnsucht nach Zusammenhalt“, sagte sie.
Deutschland sei eine reiche Gesellschaft, aber da fehle etwas. „Wir brauchen auch Tiefe und Tiefe braucht Zeit.“ Im Leben, gerade auch in der Spitzenpolitik, sei es „ein permanenter Galopp“. Die Gesellschaft insgesamt laufe Gefahr, zu „Flachwurzlern“ zu werden. „Flach wurzelnde Bäume sind die ersten, die im Sturm umfallen.“
Sie habe den Eindruck, es gebe nicht nur eine Rote Liste bedrohter Arten, sondern in der Gesellschaft auch Rote-Liste-Wörter. Dazu gehörten etwa Müßiggang, Flanieren oder „Blaue Stunde“.
Fraktionschef: In Debatten nicht ablenken lassen
Der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Lasse Petersdotter, forderte die Delegierten zu Selbstbewusstsein auf: „Wir lassen uns nicht entmutigen.“ Man habe in der Koalition Erfolge vorzuweisen, etwa in der Wohnungspolitik oder bei den Kitas. Auch dürfe man sich in den politischen Debatten nicht ablenken lassen.
Am Nachmittag steht die Wahl des Vorstands auf der Tagesordnung. Landeschef Gazi Freitag tritt wieder an, seine Co-Vorsitzende Erdmann kandidiert jedoch nicht erneut. Erdmann hatte dies mit dem Wechsel ihres Mannes Ulf Kämpfer (SPD) in die Landespolitik begründet. Die frühere Kieler Ratsfraktionschefin Lydia Rudow will ihre Nachfolgerin werden.