Politik Inland

Goldschmidt: Artenschutz in allen Lebensbereichen fördern

Das Artensterben bleibt meist verborgen – doch manche Teile der Natur können sich erholen, wie zwei Tierarten aus dem Norden eindrucksvoll beweisen. Gleichzeitig gibt es Kritik an der Landwirtschaft.

Von dpa

20.09.2025

Menschen müssen mit der Natur planen, sagt Tobias Goldschmidt. (Archivbild)Markus Scholz/dpa

Menschen müssen mit der Natur planen, sagt Tobias Goldschmidt. (Archivbild)Markus Scholz/dpa

© Markus Scholz/dpa

Es summte, brummte und zwitscherte an allen Ecken - mittlerweile wird es in der Natur immer leiser. „Wir leben in einer Zeit mit vielen Krisen, da geht das Artensterben oft unter, denn es findet im Stillen statt“, sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt der Deutschen Presse-Agentur. 

Weltweit würden nach Schätzungen jeden Tag rund 150 unwiederbringlich aussterben. Arten, die laut Goldschmidt Teil von Nahrungsketten und Ökosystemen sind und als solche auch Bedeutung für das Leben der Menschen haben. 

Doch Beispiele aus Schleswig-Holstein zeigten auch, dass Teile der Natur sich erholen können. „Deswegen ist mir wichtig, den Artenschutz in allen Lebensbereichen voranzubringen“, betonte der Umweltminister. Es sei die Verantwortung der Menschen im Land, die Artenvielfalt zu bewahren. 

Einige Arten erholen sich

So hätten sich etwa die Vorkommen des Fischotters im nördlichsten Bundesland wieder erholt. Mittlerweile sei es der Art aus eigener Kraft gelungen, etwa 80 Prozent des Landes wiederzubesiedeln, hieß es vom Umweltministerium. Zu verdanken sei dies auch Unterquerungen von Straßen, Sicherungsmaßnahmen gegen Ertrinken in Fischreusen und Renaturierungsmaßnahmen. 

Ebenso gelte der Seeadler nicht mehr als gefährdet. Waren die Tiere den Angaben nach in den 70er Jahren noch quasi verschwunden, wurden im Jahr 2024 rund 145 Jungvögel flügge. Diese Rückkehr gelang vor allem durch intensive Schutzmaßnahmen wie Horstbewachung und das Verbot des Pflanzenschutzmittels DDT. 

Bund: Artenrückgang durch Landwirtschaft

Doch die sich erholenden Arten sind oft eine Ausnahme. Denn wo vor 80 Jahren die Bewirtschaftung von Feldern und Wiesen noch eine vielfältige Landschaft aus Weiden, Feldern, Hecken und Wäldern schuf, berichtet der Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Diese Vielfalt förderte eine reiche Artenwelt. 

Doch in den letzten Jahrzehnten ließ die immer intensivere Landwirtschaft mit hochwirksamen Insektiziden die Zahl fliegender Insekten wie Fliegen, Mücken, Bienen und Schmetterlinge stark schrumpfen. Im Frühling herrsche durch den Rückgang der Arten daher heutzutage oft „Totenstille“. Nicht zuletzt eine Studie von 2017 hatte dies bestätigt: Ehrenamtliche Insektenkundler des Entomologischen Vereins Krefeld berichteten damals, dass die Gesamtmasse an Fluginsekten in Teilen Deutschlands von 1989 bis 2016 um mehr als 75 Prozent abgenommen habe.

Im nördlichsten Bundesland hält man Rinder laut Bund seit etwa 30 Jahren meist das ganze Jahr über im Stall. Maschinen mähen die Wiesen, das Gras dient als Silagefutter. Dadurch brach der Kiebitz-Bestand um über 90 Prozent ein, weil die Mahd stets beginnt, wenn Wiesenvögel zu brüten anfangen.

Goldschmidt: Mit der Natur planen

Neben einer Weideprämie für Rinder, um dem Trend entgegenzuwirken, sieht der Bund gleichzeitig noch weitere Maßnahmen um den Verlust der Arten zu senken. Eine vielfältige Landschaft sei nötig, damit Tiere in Blühstreifen oder naturnahen Knicks Unterschlupf finden. Diese Umgestaltung müsse sich jedoch für die Landwirte auszahlen, betonte eine Sprecherin des Bund. 

Jeder Mensch könne zum Artenschutz beitragen, indem er regionale, fair gehandelte Produkte kauft oder seinen Garten naturbelassen gestaltet. Umweltminister Goldschmidt sagte: „Teile der Natur können sich erholen, wenn wir Menschen anfangen, mit der Natur zu planen und nicht gegen sie.“

Seeadler gehören im Norden nicht mehr zu den gefährdeten Tieren. (Symbolbild)Sina Schuldt/dpa

Seeadler gehören im Norden nicht mehr zu den gefährdeten Tieren. (Symbolbild)Sina Schuldt/dpa

© Sina Schuldt/dpa

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