Politik Inland

E-Mails der Landesverwaltung auf Open Source umgestellt

Die Umstellung auf eine Open-Source-Lösung verursachte Softwareprobleme bei der Landesverwaltung. Kritik gab es von der Opposition wie von Polizei und Justiz. Nun ist ein erster Wechsel vollbracht.

Von dpa

06.10.2025

Ohne die Unterstützung der Mitarbeitenden sei die Umstellung nicht möglich gewesen, sagte Dirk Schrödter. Frank Molter/dpa

Ohne die Unterstützung der Mitarbeitenden sei die Umstellung nicht möglich gewesen, sagte Dirk Schrödter. Frank Molter/dpa

© Frank Molter/dpa

Das Mailsystem der schleswig-holsteinischen Landesverwaltung ist vollständig auf Open-Source-Lösungen umgestellt worden. Insgesamt seien in den vergangenen sechs Monaten mehr als 40.000 Postfächer mit über 100 Millionen E-Mails und Kalendereinträgen migriert worden, teilte die Staatskanzlei mit. 

„Von der Staatskanzlei und den Ministerien, über die Justiz und Landespolizei, bis zu den weiteren Landesbehörden - unsere rund 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich gemeinsam auf einen neuen Weg gemacht“, sagte Digitalisierungsminister Dirk Schrödter (CDU). Ziel sei es gewesen, unabhängig von großen Tech-Konzernen zu werden. 

Bereits im vergangenen Jahr war den Angaben nach damit begonnen worden, LibreOffice als neue Standard-Bürosoftware auszurollen. Mit der aktuellen Umstellung des Mailsystems werde jetzt schrittweise Microsoft Office von den Landesrechnern deinstalliert. „Der große Dank gilt allen Mitarbeitenden. Ohne ihre Unterstützung wäre die Umstellung nicht möglich“, betonte Schrödter.

Kritik an der Umstellung

Allerdings musste sich der Digitalisierungsminister in den vergangenen Wochen auch für die Umstellung entschuldigen. Dazu führte ein Brief von Schleswig-Holsteins Gerichtspräsidenten und der Generalstaatsanwaltschaft. Diese warnten darin vor einer „massiven Beeinträchtigung der Gerichte“, wie mehrere Medien berichteten. 

Schrödter sah sich daraufhin gezwungen, sich in einem Schreiben an die Mitarbeitenden der Landesbehörden zu entschuldigen. „Mir ist bewusst, dass eine solche Umstellung keine Kleinigkeit ist“, schrieb er und räumte ein, dass sie Zeit, Kraft und Nerven gekostet habe.

Thema im Landtag

Kritik gab es zudem vom FDP-Abgeordneten Bernd Buchholz - der das Thema per Dringlichkeitsantrag Ende September in den Landtag brachte. Er bemängelte dabei nicht nur die mit der Umstellung verbundenen Probleme für Justiz und Polizei, sondern auch an die Kommunikation von Digitalisierungsminister Schrödter. 

So könnten Richter tagelang nicht auf ihre Postfächer zugreifen und Polizeidienststellen seien vom digitalen Verkehr abgeschnitten. Zudem habe der Digitalisierungsminister kein Mitbestimmungsverfahren bei der Umstellung eingeleitet. Den Betroffenen zu sagen, „sie sollen sich mal zusammenreißen“, ist laut Buchholz ein Führungsstil aus längst vergangenen Zeiten. 

Weitere Umstellungen stehen an

Nach Angaben der Staatskanzlei umfasst die Open Source Strategie des Landes auch weitere Bereiche der Landes-IT: So soll etwa die Software Nextcloud Schritt für Schritt Microsoft SharePoint als zentrale Plattform für Zusammenarbeit ablösen. Diese werde bereits in zahlreichen Verwaltungen genutzt. 

Auch werde der Einsatz des Betriebssystems Linux als Alternative zu Windows erprobt. Schließlich sollen den Angaben nach auch Telefonsysteme umgestellt und mit einer Open-Source-Lösung betrieben werden.

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