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Zwei Waldrappe abgeschossen - Wilderer gefasst

Sie flogen über die Alpen – und wurden kurz nach der Landung in Italien erschossen: Die beiden Waldrappe „Zoppo“ und „Zaz“ waren Hoffnungsträger eines europaweiten Artenschutzprojekts.

Von dpa

27.10.2025

Ein Mann hat zwei Waldrappe in Italien abgeschossen. (Symbol-Foto9Felix Kästle/dpa

Ein Mann hat zwei Waldrappe in Italien abgeschossen. (Symbol-Foto9Felix Kästle/dpa

© Felix Kästle/dpa

Zwei extrem seltene und vom Aussterben bedrohte Waldrappe aus der Überlinger Kolonie sind in Italien von einem Wilderer abgeschossen worden. Das teilte das Waldrappteam mit. Da die Vögel GPS-Sender tragen, konnten sie schnell geortet werden. Bei einem Tatverdächtigen seien Waffen und andere Beweismittel beschlagnahmt worden. Gegen ihn laufen nun mehrere Verfahren wegen Wildtierkriminalität. Es ist nicht das erste Mal, dass Waldrappe abgeschossen werden.

„Zoppo“ und „Zaz“ Teil der Überlinger Kolonie 

Die beiden Vögel „Zoppo“ und „Zaz“ waren Teil eines EU-geförderten Projektes, das eine ursprünglich in Europa heimische Zugvogelart wieder ansiedeln möchte. Seit Jahren werden Jungvögel mit Leichtflugzeugen von Brutgebieten nördlich der Alpen zu den Überwinterungsgebieten in Italien und Spanien geleitet, um ihnen die Zugrouten zu lehren.

Zoppo wurde 2017 per Leichtflugzeug von Überlingen aus über die Alpen in die Toskana geleitet. 2020 kehrte er als erster geschlechtsreifer Waldrapp seit über 400 Jahren selbstständig in die Bodenseeregion zurück. Das war ein Meilenstein für den Aufbau der neuen Brutkolonie in Überlingen. „Zaz“, im Mai 2025 in Überlingen geschlüpft, folgte ihm auf ihrer ersten Herbstmigration in Richtung Süden.

Tod in Italien

Wie das Waldrappteam mitteilte, verließen die beiden im Oktober ihren Brutplatz und versuchten mehrfach, die Alpen im Kanton Graubünden in der Schweiz zu überqueren. Am 16. Oktober sei ihnen der Flug über den Alpenhauptkamm auf fast 3.000 Metern Höhe gelungen. Kurz darauf landeten sie auf einer Futterwiese in Dubino, Provinz Sondrio. Dort wurden sie kurz darauf erschossen - weniger als eine Stunde nach dem Grenzübertritt nach Italien. 

„Diese brutale Tat hat dem Projekt nicht nur einen wichtigen Gründungsvogel geraubt, sondern auch die große internationale Gemeinschaft erschüttert, die Zoppos Weg seit Jahren verfolgt hat“, erklärte Roberta Peroni, Anti-Wilderei-Kampagnenmanagerin des Waldrappteams. Rund ein Drittel der Verluste in Italien sei auf Wilderei zurückzuführen, sagte Johannes Fritz, Direktor von Waldrappteam.

Waldrappe zählen zu den seltensten Vögeln

Der Waldrapp (Geronticus eremita) ist Naturschutzverbänden zufolge einer der seltensten Vögel der Welt. Früher waren die gänsegroßen Zugvögel im Alpen- und Mittelmeerraum verbreitet, unter anderem lebten sie an Felsen in Überlingen. Zuletzt waren die Tiere in freier Wildbahn praktisch ausgestorben. Ein internationales Projekt mit mehreren Standorten im Alpenraum möchte sie wieder ansiedeln und auswildern.

Per GPS werden Vögel getrackt

Die Waldrappe aus dem Projekt tragen einen GPS-Tracker, sodass die Mitarbeiter ihre Wege verfolgen können. Ins Brutgebiet kommen Waldrappe zurück, wenn sie geschlechtsreif sind.

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