Nach Messerangriff: Schule ringt um Weg zur Normalität
Nach dem Messer-Angriff auf eine Lehrerin in Essen stellen sich viele an der Schule die Frage nach dem Warum. Die Ermittlungen laufen. Der Zustand des mutmaßlichen Täters hat sich stabilisiert.

Begleitet von Polizei und einem Sicherheitsdienst ging an der Schule erstmals nach der Tat der Unterricht wieder los.Christoph Reichwein/dpa
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Nach dem Messerangriff auf eine Lehrerin in Essen schwebt der von der Polizei niedergeschossene mutmaßliche Angreifer nicht mehr in Lebensgefahr. Der 17-Jährige werde weiterhin stationär in einem Krankenhaus behandelt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
Der Schüler soll am Freitag an seinem Berufskolleg eine 45 Jahre alte Lehrerin durch mehrere Stiche schwer verletzt haben. Ein Richter erließ Haftbefehl wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.
Zum möglichen Motiv des 17-jährigen Kosovaren machten Polizei und Staatsanwaltschaft keine Angaben. Der Jugendliche war nach der Tat am Freitag zunächst geflüchtet. Als Polizisten ihn in einem nahegelegenen Park festnehmen wollten, hatte er nach Angaben der Ermittler ein Messer gezogen. Die Beamten hätten daraufhin ihre Waffe eingesetzt und den 17-jährigen Kosovaren durch die Schüsse so schwer verletzt, dass er auf die Intensivstation kam.

Der mutmaßliche Täter wurde in einem Park angeschossen. Bei der Festnahme soll er ein Messer gezogen haben. (Archivbild)Federico Gambarini/dpa
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Erster Schultag nach der Tat
Für die 1.800 Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs und die Lehrkräfte ging am Montag erstmals nach der Tat der Unterricht wieder los. Psychologen waren vor Ort, ein Sicherheitsdienst zeigte auf dem Schulgelände Präsenz. Es gehe darum, durch den gewohnten Unterricht nach Plan Kontinuität und Stabilität zu bieten, teilte die Bezirksregierung Düsseldorf mit. Die Lehrer könnten den Unterricht je nach Situation in den Klassen und Kursen anpassen.
Nach der Tat am Freitag hatten Spezialeinheiten das Gebäude abgeriegelt. Schülerinnen und Schüler mussten stundenlang in ihrer Schule ausharren. Ein Hubschrauber kreiste über dem Gebäude.
Sicherheitsgefühl erhöhen
Nach Angaben der Stadt soll die Präsenz des Sicherheitsdienstes auf dem Gelände das Sicherheitsgefühl der Schüler und Lehrkräften erhöhen. Der Sicherheitsdienst dürfe aber zum Beispiel nicht in Schulranzen nachschauen, ob jemand ein Messer mit in die Schule bringe, sagte eine Stadtsprecherin.
Appell an die Eltern
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) hatte zuvor an die Eltern appelliert, dafür zu sorgen, dass die Kinder keine Waffen mit in die Schule bringen. „Wir müssen reinschauen in den Tornister, reinschauen in den Rucksack“, forderte er. „Das müssen in erster Linie die Eltern selbst machen, aber auch die Schule und als Stadt werden wir helfen“, hatte Kufen gesagt.
Auch die Schulgemeinschaft solle aufmerksam sein, wie eine Sprecherin der Stadt allgemein erklärte. Wenn ein Kind in der Schule mit einem Messer prahle, sollten Mitschüler sich an ihre Lehrer wenden, sagte die Sprecherin.
Thema im NRW-Landtag
Die Messerattacke gegen die Lehrerin soll am Donnerstag Thema im Innenausschuss des NRW-Landtags werden. Die SPD-Fraktion hat das beantragt. „Eine solche Tat kann natürlich nicht ohne Konsequenzen bleiben“, sagte SPD-Innenexpertin Christina Kampmann. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) werde um einen ersten Bericht und eine Analyse gebeten.