Polizei testet virtuelle Einsätze - GdP fordert Ausbau
In der virtuellen Realität sollen Polizisten künftig Einsätze proben. Ein System dafür befindet sich in der Testphase. Die Gewerkschaft der Polizei denkt schon weiter.
Auch der Einsatz von Schusswaffen ist der Teil des virtuellen Einsatzes. Stefan Rampfel/dpa
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Der Einsatz neuer Technologien in der Aus- und Fortbildung der Polizei soll nach Auffassung der Gewerkschaft der Polizei in Niedersachsen ausgebaut werden. Das sei nicht zuletzt notwendig, um das volle Potenzial bisheriger Investitionen auszuschöpfen, teilte die Gewerkschaft mit. Nach Angaben der niedersächsischen Polizeiakademie gibt es bisher im südniedersächsischen Hann. Münden für die Fortbildung ein Virtual-Reality (VR)-System, das sich noch in der Testphase befindet. Zudem kommen an allen drei Ausbildungsstandorten Computersimulationen für Studierende zum Einsatz.
Für die Fortbildung wird an der Polizeiakademie in Hann. Münden derzeit das System ReactXR erprobt. Dabei erleben bisher je vier Polizisten verschiedene Einsätze in der virtuellen Welt. Über eine VR-Brille wird ihnen das Geschehen direkt vor die Augen projiziert. Zu dem System gehören etwa auch Attrappen von Schlagstöcken und Pistolen, die in der virtuellen Welt erscheinen und genutzt werden können, wenn die Beamten danach greifen. Für die spätere Analyse werden die Einsätze aufgezeichnet.
Bisher gibt es das System zweimal in Niedersachsen am Standort Hann. Münden, es ist aber auch mobil. Software und Technik sowie regelmäßige Updates kosten laut einer Sprecherin der Polizeiakademie einen niedrigen siebenstelligen Betrag.
Gewerkschaft: Räumliche Voraussetzungen schaffen
Bisher können vier Polizisten gleichzeitig einen Einsatz durchspielen. Szenarien mit acht Menschen seien möglich, doch bisher fehlt dafür der Platz. Die bisher genutzten Räume auf dem rund 80 Jahre alten Campus sollen dafür umgebaut werden. Bisher sind dort etwa die Scheiben mit einfachen Alufolien provisorisch abgedunkelt.
Ab kommenden Jahr sollen Polizeitrainerinnen und -trainer sowie Spezialeinheiten mit der Technik fortgebildet werden. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erwartet, „dass die räumlichen Voraussetzungen zügig geschaffen werden, damit das System umfassend eingesetzt werden kann“. Perspektivisch sollten immer mehr Polizisten und Polizistinnen damit geschult werden - auch in der Ausbildung.
VR auch für Studierenden ausbauen
Bei Studierenden ist ein Einsatz bisher aber nicht vorgesehen - unter anderem um Traumatisierungen zu vermeiden, wie Polizeitrainer Johannes Wetzorke von der Polizeiakademie erklärt. Stattdessen kommt in der Polizeiausbildung das Programm ViSiT zum Einsatz. Dabei können Studierende unter anderem mit Hilfe einer Computersoftware verschiedene Einsätze durchsprechen. Zudem gibt es für Studierende an jedem der drei Standorte der Polizeiakademie zwei VR-Brillen, mit denen sie sich 360-Grad-Videos von Einsätzen anschauen können.
Damit soll die Auffassungsgabe geschult werden. Vor allem der Studiumsteil mit den VR-Brillen müsse weiter ausgebaut werden, heißt es von der GdP. Bisher steht lediglich ein Video von einem geschauspielerten Einsatz wegen häuslicher Gewalt zur Verfügung. Polizeitrainer Wetzorke sagt, wenn es mehr VR-Brillen gäbe, könnten die Studierenden damit auch eigenständig lernen.
Am Rechner kann Polizeitrainer Johannes Wetzorke für seine Studierenden verschiedene Einsatzszenarien entwerfen.Stefan Rampfel/dpa
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Für Studierende gibt es 360-Grad-Videos, die sie mit VR-Brillen erleben können.Stefan Rampfel/dpa
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