Neuer Stadtteil und Autobahn-Deckel: Was Frankfurt plant
In der Stadtverordnetenversammlung werden große Weichen gestellt für das gesamte Rhein-Main-Gebiet. Es geht um viel Geld - und einen langen Atem.
So sieht es an der A661 heute aus.Michael Brandt/dpa
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Es sind Projekte, die Hunderte Millionen Euro kosten – und über die seit Jahren diskutiert wird. Es sind Projekte, bis zu deren Fertigstellung es noch sehr lange dauert. Und es sind Projekte, die nicht nur für Frankfurt, sondern für die gesamte Region relevant sind: Da ist zum einen der geplante Stadtteil an der A5 und zum anderen die Einhausung der A661.
Jetzt könnten die Planungen einen guten Schritt vorankommen. Denn im Stadtparlament steht am Donnerstag eine Abstimmung zu beiden Themen auf der Agenda. Ein Überblick auf die Projekte und darauf, was sie verbindet:
Einhausung der A661
Im Stadtgebiet von Frankfurt soll ein Stück der A661 mit einem Deckel versehen werden. Die Autobahn teilt an dieser Stelle die Stadteile Bornheim und Seckbach. Wenn die Stadtverordnetenversammlung dem Magistrat folgt – wovon auszugehen ist – wird das Planfeststellungsverfahren eingeleitet.
Die Einhausung soll rund 1.300 Meter lang sein: zwischen der Friedberger Landstraße und der Seckbacher Landstraße. Oben soll der Deckel begrünt werden. Damit würde das Bauwerk zugleich den Günthersburgpark mit dem Huthpark verbinden.
Frühestens 2038
Das wird aber dauern: Allein das Planfeststellungsverfahren dürfte sich nach Einschätzung des Dezernats bis Ende der 2020er Jahre ziehen. Der Bau selbst könnte erst in den 2030er Jahren entstehen. Parallel soll bis dahin auch die A661 ausgebaut und mit dem Riederwaldtunnel an die A66 angeschlossen werden – ein Projekt, das seit bereits den 1980er Jahren geplant ist.
Weil Autobahn und Einhausung zusammenhängen, dürfte es für leidgeplagte Pendler im Frankfurter Osten erst mal schlimmer werden, bevor es – nach derzeitiger Planung frühestens 2038 – besser wird. Die Stelle passieren laut Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen täglich rund 90.000 Fahrzeuge.
Einhausung kostet hunderte Millionen
Wegen des hohen Aufwands ist eine Einhausung alles andere als billig: In der Magistratsvorlage werden 690 Millionen Euro allein für die Baukosten genannt. Die Variante, die nun verwirklicht werden soll, ist besonders teuer, weil bestehende Brücken abgerissen und in die Einhausung integriert werden sollen.
Möglicherweise wäre die Überbauung der A661 die erste Einhausung in Hessen. Ob das so ist, hängt von der Definition ab. Laut Autobahn GmbH gibt es keine Autobahn-Einhausungen in Hessen, laut hessischem Verkehrsministeriums mindestens zwei.
Vorbilder in Neuhof und Wetzlar?
Das Problem ist, dass die Begriffe Einhausung und Tunnel nicht klar abgegrenzt sind. Das Bauwerk auf der A66 in Neuhof (Kreis Fulda) etwa wird als Tunnel bezeichnet, ist laut Ministerium aber eine Einhausung: Das 1,6 Kilometer lange Bauwerk wurde überschüttet, bepflanzt und 2014 für den Verkehr freigegeben.
Einhausungen gibt es auch auf Bundesstraßen. Ein Beispiel findet sich im Wetzlarer Stadtteil Dahlheim (Rhein-Lahn-Kreis). 2003 wurde dort eine 300 Meter lange Lärmschutzeinhausung auf der B49 eröffnet.
Die Einhausung habe sich in dieser Hinsicht aus städtischer Sicht bewährt, teilte ein Sprecher der Wetzlarer Stadtverwaltung auf Anfrage mit. Der Tunnel soll vor allem die Lärmbelastung für Anwohner verringern.
Neuer Stadtteil an der A5
Wenn am Donnerstag alles nach Plan läuft, beschließen die Stadtverordneten die städtebauliche Entwicklungssatzung für den neuen „Stadtteil der Quartiere“. Laut Planungsdezernat kann dadurch mit den ersten Bebauungsplänen für das Areal östlich der A5 begonnen werden. Es würden aber noch einige weitere Abstimmungen erfolgen, etwa mit der Region.
Voraussichtlich Ende dieses Jahrzehnts könne mit den Arbeiten vor Ort begonnen werden. „Aber generell wird das Projekt uns die nächsten 20 Jahre beschäftigen“, sagt Frankfurts Planungsdezernent Marcus Gwechenberger.
Wohnungen für rund 17.000 Menschen
Auf dem Areal soll es einmal um die 6.800 Wohnungen für rund 17.000 Menschen geben. Geplant sind zudem 5.000 Arbeitsplätze. Laut der Stadt sind auch drei weiterführende Schulen sowie Freizeitanlagen und neue Parks angedacht.
Die geschätzten Gesamtkosten liegen bei knapp einer Milliarde Euro. Finanziert werden sollen diese beispielsweise durch den Verkauf von Grundstücken im neuen Stadtteil.
Warum braucht es so dringend neuen Wohnraum?
Die Einwohnerzahl Frankfurts nimmt stetig zu. Mit dem Bau der Quartiere will die Stadt auf den Mangel an bezahlbarem Wohnraum reagieren. Auch sei das Projekt wichtig für die starke wirtschaftliche Entwicklung der Region, so das Dezernat. Vor allem gehe es darum, Wohnraum für dringend benötigte Fachkräfte zu schaffen.
Über den neuen Stadtteil der Quartiere wird seit Jahren in Frankfurt - und auch im Umland – diskutiert. Ursprünglich waren auch Wohnungen westlich der Autobahn vorgesehen. Dagegen hatte es aber in den Nachbarkommunen Widerstand gegeben, etwa in Steinbach und Oberursel. Umweltschützer sehen das Projekt weiter kritisch.
Warum ist es so schwer, neue Stadtteile zu entwickeln?
Frankfurt ist eine der flächenärmsten Großstädte Deutschlands. „Frankfurt verfolgt seit vielen Jahren das Ziel, neue Entwicklungen vorrangig im Bestand zu ermöglichen – durch Konversion, Nachverdichtung und Revitalisierung bestehender Quartiere“ heißt es beim Planungsdezernat. Damit solle der Verbrauch freier Flächen begrenzt werden.
Neue Stadtteile würden nur dann in Betracht gezogen, wenn ein dringender, nachgewiesener Bedarf bestehe und alle Möglichkeiten der Innenentwicklung ausgeschöpft seien. „Die Stadtentwicklungsmaßnahme im Nordwesten folgt genau diesem Grundsatz“, heißt es beim Planungsdezernat.
Zwischen den Stadtteilen Bornheim und Seckbach soll die Einhausung gebaut werden.Michael Brandt/dpa
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Das Projekt wird hunderte Millionen Euro verschlingen.Michael Brandt/dpa
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Die Stadt will nach überarbeiteten Plänen jetzt nur noch östlich der A5 den neuen Stadtteil bauen. (Archivbild)Arne Dedert/dpa
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