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Ministerium: Keine verstärkte Ausbreitung von „Pseudowut“

Jagdhunde wurden eingeschläfert, weil sie sich bei Schwarzwild mit einer auch Pseudowut genannten Krankheit angesteckt haben. Neue Untersuchungen zeigen aber kein stärkeres Infektionsgeschehen.

Von dpa

23.12.2025

Jagdhunde können sich bei Wildschweinen mit der Aujeszkyschen Krankheit anstecken. Der Verlauf ist dann tödlich. (Symbolbild)Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB

Jagdhunde können sich bei Wildschweinen mit der Aujeszkyschen Krankheit anstecken. Der Verlauf ist dann tödlich. (Symbolbild)Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB

© Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB

Die jüngsten Infektionen von Jagdhunden mit der Aujeszkyschen Krankheit durch Wildscheinkontakt sind laut Untersuchungen kein Zeichen einer verstärkten Ausbreitung. Die aktuellen Ergebnisse deuteten nicht auf eine neue oder außergewöhnliche Entwicklung hin, teilte das Schweriner Landwirtschaftsministerium mit. Vielmehr bestätigten sie ein seit Jahren bekanntes Vorkommen des Erregers im Wildschweinbestand.

230 Blutproben von Wildschweinen wurden untersucht

Die beiden Landkreise Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg hatten jüngst über Jagdhunde berichtet, die eingeschläfert werden mussten. Laut Ministerium infizierten sich zuletzt in beiden Landkreisen insgesamt vier Hunde mit bestätigtem direkten Kontakt zu Wildschweinen.

Das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) habe daraufhin 230 Blutproben von Wildschweinen aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim untersucht. Bei 26 Tieren konnten demnach Antikörper gegen die Krankheit im Blut nachgewiesen werden, was einem Anteil von 11,3 Prozent entspreche.

Für den Menschen ungefährlich

Der Anteil entspricht den Angaben zufolge Ergebnissen aus der Vergangenheit. In den Jahren 2007/2008 hatten demnach rund 9,0 Prozent der untersuchten Wildschweine entsprechende Antikörper, im Jahr 2011 waren es 12,4 Prozent. 

Die Aujeszkysche Krankheit ist demnach eine Virusinfektion, die vor allem Schweine betrifft. Deutschland gelte seit 2003 offiziell als frei von der Krankheit bei Hausschweinen, heißt es. Das Virus komme jedoch weiterhin bei Wildschweinen vor. Diese zeigten in der Regel keine Krankheitsanzeichen. Einmal infiziert blieben sie aber lebenslang Virusträger. „Das Virus verbleibt in Nervenzellen und kann unter Stressbedingungen reaktiviert und ausgeschieden werden.“

Für andere Säugetiere, insbesondere Hunde, verlaufe eine Infektion jedoch immer tödlich. Die Ansteckung erfolge meist durch direkten Kontakt mit infizierten Wildschweinen oder das Verfüttern etwa von rohem Wildschweinfleisch. Menschen sind laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) nicht empfänglich für das Virus.

Auch Pseudowut genannt

Laut FLI ähneln die Symptome insbesondere bei Fleischfressern der Tollwut - deswegen werde die Krankheit auch Pseudowut genannt. Das zentrale Nervensystem werde in kurzer Zeit sehr stark beschädigt. Nach vier bis sieben Tagen treten demnach starke entsprechende Symptome auf. Das Hauptsymptom sei starker Juckreiz, meist von den Ohren ausgehend. Dieser könne so stark sein, dass die Tiere durch Scheuern teils Knochen blank legen oder sich selbst verstümmeln. Andere Symptome seien Benommenheit und Unkoordiniertheit, Verweigerung des Futters, gelegentlich permanentes Bellen beziehungsweise Unruhe und Angst.

Das Risiko, dass sich ein Hund bei einem infizierten Hund anstecke, sei rein theoretischer Natur. Bislang ist laut FLI kein derartiger Fall bekannt.

„Die aktuellen Untersuchungsergebnisse zeigen, dass wir es mit einer bekannten und seit Jahren beobachteten Situation zu tun haben“, erklärte der Schweriner Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD). „Dennoch nehmen wir jeden Nachweis sehr ernst. Ich appelliere insbesondere an Jägerinnen und Jäger, ihre Hunde konsequent vor dem Kontakt mit Schwarzwild zu schützen und keinerlei rohes Wildschweinfleisch oder Aufbruchmaterial zu verfüttern. Das ist der wirksamste Schutz für Jagdhunde.“

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