Gerichtsvollzieher: „Die Gefahr wird uns wieder bewusst“
Der Schock unter den Gerichtsvollziehern im Saarland ist groß. Ein Kollege wurde getötet. Das Thema Sicherheit rückt verstärkt in den Fokus.
Am Tatort im saarländischen Bexbach ermittelt die Polizei.Brandon Lee Posse/dpa
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Mit Trauer und Fassungslosigkeit hat der Landesverband der Gerichtsvollzieher im Saarland auf die Nachricht reagiert, dass ein Kollege am Morgen in Ausübung seiner Tätigkeit in Bexbach im Saarpfalz-Kreis getötet wurde. „Wir sind alle total geschockt“, sagte der erste Vorsitzende Gerd Luckas im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Jetzt wird uns die Gefahr unseres Berufs wieder sehr bewusst.“
Sicherheit sei immer schon ein großes Thema gewesen, „aber es wird ein immer größeres Thema werden“. Denn die Verrohung gegenüber der Staatsgewalt nehme immer weiter zu - davon seien auch die Gerichtsvollzieher betroffen.
Bundesweit beschäftige sich der Deutsche Gerichtsvollzieher Bund (DGVB) mit neuen Sicherheitsmaßnahmen, die man einführen könne. Auch im Saarland, in dem es 47 aktive Gerichtsvollzieher gebe, sei der Landesverband dazu bereits in guten Gesprächen mit dem Justizministerium. „Wir sind dran am Thema Schutzmaßnahmen, um das Machbare zu verbessern“, sagte Luckas. Zum Beispiel, dass auch hier - so wie in Nordrhein-Westfalen - künftig der Einsatz von Pfeffersprays erlaubt werde. Schutzwesten würden den Gerichtsvollziehern auf Wunsch schon jetzt gegen einen Eigenanteil zur Verfügung gestellt.
Pfefferspray und Warnwesten: Ein „Vabanque-Spiel“
Zur Wahrheit gehöre jedoch auch, dass nicht jeder solche Sicherheitsvorkehrungen im Dienst benutzen könne oder wolle. Denn Pfefferspray beispielsweise könne im Ernstfall womöglich auch gegen den Gerichtsvollzieher eingesetzt werden. „Es ist ein Vabanque-Spiel: Was bringt Sicherheit, was macht es gefährlicher, was provoziert mögliche Täter vielleicht. Das ist ein aktuelles Thema, bundesweit“, so Luckas.
Dabei warnte der Landesvorsitzende auch davor, zu viele Erwartungen mit den Sicherheitsmaßnahmen zu verknüpfen. „Man kann versuchen, die Gefahr zu reduzieren. Aber im Endeffekt sind wir alleine vor Ort. 100-prozentige Sicherheit können wir weder vom Dienstherrn bekommen, noch selbst schaffen.“
Immer Konfliktpotenzial vorhanden
Tatsache sei, dass sich die Kollegen in die Privaträume von Menschen begeben würden, es sich nie um einen angenehmen Besuch handle und im Grunde immer ein Konfliktpotenzial vorhanden sei. „Wir vollstrecken. Es kann sich um einen ganz normalen Auftrag handeln, den man 100 Mal und jahrzehntelang gemacht habe - und es kann trotzdem sehr gefährlich sein. Das ist unser Alltag.“
Bei dem 58-Jährigen, der in Bexbach getötet worden war, habe es sich laut Luckas um einen sehr erfahrenen Kollegen gehandelt, mit dem er selbst noch vor über 20 Jahren gemeinsam die Ausbildung zum Gerichtsvollzieher absolviert habe.
Einzelheiten zur Tat will die Staatsanwaltschaft in Saarbrücken frühestens am späten Nachmittag oder Abend nennen.
Die Spurensicherung der Polizei ist im Einsatz.Brandon Lee Posse/dpa
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