Vernunft und Realität
Leserbrief zum Artikel „Zahl der Geflüchteten steigt weiter“:

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Bewundern wir nicht die Großmeister beim Schachspiel, wenn sie sich mitten im Spiel die Hand reichen, es beenden, weil sie in der Lage sind, die Unausweichlichkeit der Realität zu antizipieren? Wir Laien, wir Ahnungslosen sehen doch noch weitere mögliche „Spielzüge“.
Großmeister der Philosophie, also Menschen, die sich intensiv Gedanken über die Welt machen und versuchen, die Vernunft gut zu gebrauchen, haben schon 2015 erklärt, dass das 21. Jahrhundert das Zeitalter mit dem Megathema der Migration werden würde. Sie legten uns nahe, dass man als demokratisch verfasstes Gemeinwesen das Recht ausüben müsse, zwischen Asylbewerbern, die sich auf unsere Grundrechte berufen, und Flüchtenden mit anderen Motiven effektiv zu unterscheiden. Diese Unterscheidung wäre dann mit einem Anteil an wohltemperierter „Rigorosität“ verbunden. Leistungen des Sozialstaats könnten letztlich auch nur durch nationalstaatlich formatierte Solidargemeinschaften gesichert werden, zu denen alle gehörten, die dazu beitragen. Sie stellten auch die Frage, ob unser Asylrecht noch ein taugliches Mittel sei, massenhafte Wanderungen zu bewältigen. Heute dröhnt ein „Aufschrei der Überforderung“ durch unsere Region und Herr Spahn kommt zu der Erkenntnis, dass die ungeordnete Migration sogar zur Existenzfrage unserer Demokratie werden könnte.
Ob Migration, Wirtschaft, Energie oder das geplante Selbstbestimmungsgesetz. Wir sollten uns eingestehen, dass es in der Politik nur noch „Großmeister“ gibt, wenn man aus der Realität herausgefallene Ideologen darunter subsumiert. Gefordert ist jetzt der Bürger, der seine Fähigkeiten zur Politikanalyse auf ein höheres Niveau bringen sollte, so dass er wenigstens in die politischen Urteile seines eigenen Umfelds etwas mehr Vernunft einkehren lassen kann. Oder glaubt jemand, dass die höhere Politik noch auf Vernunft und Realität ansprechbar ist?
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