Leserbriefe

„Dieser destruktive Schritt ist für mich schockierend“

Leserbrief zur BZ-Berichterstattung über die geplante Schließung der Geburtsstation.

Von Karin Moeijes (aus Hovesath)

22.11.2019

Voraussichtlich in zweieinhalb Jahren soll die Geburtshilfe im südlichen Kreis Borken in Bocholt konzentriert werden.

Voraussichtlich in zweieinhalb Jahren soll die Geburtshilfe im südlichen Kreis Borken in Bocholt konzentriert werden.

© Peter Berger

Geburtsstation

Das Klinikum Westmünsterland will die Frauenklinik und Geburtshilfe im St.-Marien-Hospital schließen. Dieser gewaltige und destruktive Schritt ist für mich schockierend.

Bei vollen Steuerkassen wird im Gesundheitssystem gespart und das ausgerechnet an Frauen, jungen Müttern und Neugeborenen, die hauptsächlich unsere Zukunft gestalten und künftig finanzieren werden.

Geld sollte zugunsten des Gesundheitswesens, vor allem zugunsten der Kinder, ausgegeben werden. Denn, um die Versorgung auch der älteren Menschen zu gewährleisten, sind Steuerzahlungen junger Generationen unerlässlich. Die von der älteren Generation gezahlten Versicherungsbeiträge reichen bei weitem nicht aus, um deren Versorgung auch künftig zu sichern. Den jungen Familien müssen die Umstände von Geburt und Kinderbetreuung so attraktiv wie möglich gemacht werden, da sie unsere Zukunft gestalten und auch bezahlen

müssen.

Es gibt keine Frauenklinik in Deutschland, die Gewinne erwirtschaftet, egal wie groß die Klinik ist. Die Fallpauschalen, insbesondere die der Geburtshilfe, sind so gering, dass gynäkologische und geburtshilfliche Kliniken für die Häuser betriebswirtschaftlich uninteressant werden.

Wir müssen Frauen, die Kinder gebären, unterstützen und eine Umgebung in der Geburtshilfe schaffen, die attraktiv ist und es jungen Familien ermöglicht, wohnortnah und medizinisch kompetent versorgt werden zu können. Gerade die Geburtshilfe und Gynäkologie in Borken war jahrzehntelang eine vorbildliche Einrichtung, die bewiesen hat, dass nicht Fallzahlen und umsatzorientiertes Denken für den Bürger zählen, sondern neben medizinisch guter Behandlung auch Werte wie

aufrichtige menschliche Zuwendung und Wärme. Entgegen der Behauptung des Klinikums ist der Arbeitsplatz für Hebammen, Pflegende und Ärzte nicht von der Größe der Abteilung und der Fallzahl abhängig, sondern von einem freundlichen und warmherzigen Umgang mit den Patienten und untereinander.

Gesundheitsminister Jens Spahn, Landesminister für Gesundheit, Karl Josef

Laumann, und auch Propst Christoph Rensing sind aufgerufen, über diese Aspekte verantwortlich zu entscheiden.

Ich appelliere auch an die Politik unserer Stadt. Bitte fällen sie Entscheidungen für die Zukunft, für die der älteren Menschen, für die von Frauen, Kindern und jungen Familien.