Politik Inland

„Haltung und Herz“: Oberbürgermeisterin ins Amt eingeführt

Neustart im Rathaus: Die parteilose Oberbürgermeisterin Aubel setzt auf frischen Wind - und will mehr Potsdamer zum Mitmachen bewegen. Auch eine Kette darf bei der Amtseinführung nicht fehlen.

Von dpa

04.11.2025

Noosha Aubel wurde am Abend bei einem Festakt in ihr Amt als Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Potsdam eingeführt.Soeren Stache/dpa

Noosha Aubel wurde am Abend bei einem Festakt in ihr Amt als Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Potsdam eingeführt.Soeren Stache/dpa

© Soeren Stache/dpa

Potsdams neue Oberbürgermeisterin Noosha Aubel will die brandenburgische Landeshauptstadt mit „Haltung, Herz und Verstand“ führen. Das sagte die parteilose Verwaltungschefin am Abend bei ihrer feierlichen Amtseinführung vor rund 200 Gästen, Familie und Freunden. Aubel - elegant in lila gekleidet - bekam die silberne Amtskette mit dem Wappen der Stadt umgelegt, die sie als erste Frau künftig bei besonderen Anlässen trägt. 

Die 49 Jahre alte Rathauschefin verriet in ihrer teils sehr persönlichen Rede, dass sie ihre große „Lust an der Arbeit“ von ihrem Vater und das positive Denken von ihrer Mutter mitbekommen habe. Ihre Kinder wiesen ihr zuweilen auch die Rolle als „peinliche Mutter“ zu. 

Aubel hatte vor rund drei Wochen die Stichwahl in der brandenburgischen Landeshauptstadt mit 72,9 Prozent der Stimmen gewonnen - gegen einen Kandidaten der SPD. Sie ist für eine Amtszeit von acht Jahren Chefin der Potsdamer Stadtverwaltung mit mehr als 2.500 Mitarbeitern. 

Regieren mit leeren Kassen

„Viele haben in dieser Wahl nicht nur meine Person gewählt, sondern eine Idee: Dass Politik nahbar, transparent und wirksam sein kann. 
Dass Verwaltung modern, menschlich und freudvoll sein darf. 
Und dass Veränderung möglich ist, wenn sie auf Vertrauen baut“, sagte Aubel. Angesichts leerer Kassen sei die Stadt auch gezwungen, die „richtigen Themen zuerst anzugehen“. „Wir müssen den Mut haben, Dinge zu lassen, um die wirklich wichtigen gut zu machen.“

Brandenburgs Vize-Ministerpräsident Robert Crumbach (BSW) nannte Potsdam „die schönste Landeshauptstadt“ Deutschlands und eine Stadt mit großartiger Perspektive. „Es sind keine ganz schlechten Voraussetzungen, unter denen Sie ihr Amt antreten“, sagte er. 

Auch Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), einst OB von Potsdam, und Aubels Vorgänger Mike Schubert (SPD) waren zum Festakt gekommen. Schubert war nach langen Querelen in einem Bürgerentscheid abgewählt worden. 

Wichtiges Vorhaben: Mehr Wohnraum

Als eines ihrer ersten Projekte kündigte die Oberbürgermeisterin an, sich für mehr Wohnraum und gegen steigende Mieten einzusetzen. Sie will zudem den Dialog mit den Bürgern stärken und ruft dazu auf, sich an der Gestaltung der Stadt zu beteiligen. In ihrer Rede zur Amtseinführung sagte sie: „Wir werden nicht alles, was wir uns vornehmen oder wünschen, schaffen - aber wir werden anfangen. (...)“ Ihre Mutter Eleanor Mast-Aubel, die aus Indien stammt, sagte der dpa, sie sei überglücklich und stolz auf ihre Tochter. 

Am Mittwoch steht Aubels erster Bericht als Oberbürgermeisterin auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung - ein recht zerrissenes Parlament mit neun Fraktionen. Die SPD als stärkste Stadtfraktion kündigte eine „lösungsorientierte und sachliche Begleitung“ an, formulierte aber auch Erwartungen. „Mit dem nächsten Haushalt werden die Leitlinien für die kommenden Jahre gesetzt. Wir erwarten Transparenz in der Finanzplanung, klare Prioritäten für soziale Gerechtigkeit und Beteiligung der Stadtgesellschaft“, so Co-Fraktionsvorsitzende Grit Schkölziger.

Aubel hatte früher bereits betont, dass sie gerade als parteilose Verwaltungschefin unterschiedliche Interessenslagen zusammenführen könne. Die Sozialdemokraten verloren erstmals seit 35 Jahren das Oberbürgermeisteramt in der Landeshauptstadt Potsdam.

Aubel trägt als neue Oberbürgermeisterin die traditionsreiche Amtskette zu besonderen Anlässen.Soeren Stache/dpa

Aubel trägt als neue Oberbürgermeisterin die traditionsreiche Amtskette zu besonderen Anlässen.Soeren Stache/dpa

© Soeren Stache/dpa

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