Politik Inland

Deutlich weniger Geflüchtete in Erstaufnahme angekommen

In Hessens Erstaufnahmeeinrichtung kamen im abgelaufenen Jahr deutlich weniger Geflüchtete an als im Vorjahr. Das hat eine Reihe von Gründen.

Von dpa

30.12.2025

In der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen sind 2025 weit weniger Menschen als im Vorjahr angekommen. (Foto Archiv)Boris Roessler/dpa

In der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen sind 2025 weit weniger Menschen als im Vorjahr angekommen. (Foto Archiv)Boris Roessler/dpa

© Boris Roessler/dpa

In der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen (EAEH) sind in diesem Jahr weit weniger Geflüchtete angekommen als im Vorjahr. Von Januar bis zum Stichtag 15. Dezember seien dort insgesamt 16.529 Personen aufgenommen worden, teilte das zuständige Regierungspräsidium Gießen mit. Zum gleichen Zeitpunkt 2024 registrierte die Einrichtung 28.668 Ankömmlinge.

Nachdem im September und Oktober deutlich mehr Geflüchtete aus der Ukraine nach Gießen kamen, nahm ihre Zahl im November wieder etwas ab. Der zwischenzeitliche Anstieg lasse sich darauf zurückführen, dass die Ukraine zum 1. September jüngeren wehrfähigen Männern die Ausreise erlaubt hatte, hieß es vom Regierungspräsidium. Zeitgleich habe Polen für Ukrainer bestimmte Privilegien, unter anderem bei der Sozialhilfe, zurückgenommen. Nach 1.127 ukrainischen Geflüchteten im September und 1.091 Ukrainern im Oktober kamen im November noch 709 Personen aus der Ukraine in die EAEH. Im letzten Monat des Jahres waren es zum Stichtag 15. Dezember 321 Ukrainer. 

Das vom russischen Angriffskrieg schwer gezeichnete Land gehörte auch 2025 zu den wichtigsten Herkunftsländern der Flüchtlinge. Außerdem erreichten zahlreiche Menschen aus Afghanistan, der Türkei, Syrien und Somalia die Erstaufnahme. Zum 15. Dezember war die EAEH einschließlich einer Notunterkunft in Alsfeld mit insgesamt 5.003 Personen zu weniger als der Hälfte belegt. Die Gesamtkapazität lag bei 11.791 Personen.

Bezahlkarte für Leistungsberechtigte in der Erstaufnahme

Bereits seit einiger Zeit erhalten in der Erstaufnahmeeinrichtung alle Personen mit Anspruch auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz eine Bezahlkarte. Nach Angaben des hessischen Sozialministeriums wird diese Ende Januar 2026 flächendeckend eingeführt. Eine dafür nötige Software-Schnittstelle für die Kommunen sei programmiert, hatte Ministerin Heike Hofmann (SPD) mitgeteilt. Eigentlich hätte die hessenweite Einführung der Karte den Plänen zufolge schon Ende März 2025 abgeschlossen sein sollen.

Bundesweit weniger Erstanträge auf Asyl

Auch bundesweit sank in diesem Jahr die Zahl der Menschen, die in Deutschland erstmals einen Asylantrag stellten, deutlich - auf 97.000 in den ersten zehn Monaten dieses Jahres. Im Gesamtjahr 2024 waren beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) noch knapp 230.000 Erstanträge auf Schutz gestellt worden. 

Als Gründe sehen Experten auch die sukzessive eingeführten Binnengrenzkontrollen an allen deutschen Landgrenzen. Hinzu kam, dass durch das Ende der Ära des Langzeitmachthabers Baschar al-Assad weniger Syrerinnen und Syrer nach Deutschland kamen. Auch eine restriktivere Migrationspolitik Italiens sowie die Aussicht auf Legalisierung in Spanien für irreguläre Migranten mit Jobaussichten sowie Maßnahmen südosteuropäischer Staaten gegen Schleuserbanden dürften eine Rolle spielen.

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