Panorama

Weihnachten daheim: Bombenschaden geringer als befürchtet

Nach dem großen Knall in Hanau gibt es gute Nachrichten für die betroffenen Anwohner. Erleichtert zeigen sich auch die Experten des Kampfmittelräumdienstes, die bei ihrer Arbeit ein großes Ziel haben.

Von Michael Bauer, Oliver Pietschmann (Text) und Boris Roessler (Foto), dpa

12.12.2025

Die Container waren vor der Sprengung der Bombe durch den Kampfmittelräumdienst zum Schutz der Häuser aufgestellt worden. Die Wucht der Explosion war jedoch stärker als kalkuliert.Boris Roessler/dpa

Die Container waren vor der Sprengung der Bombe durch den Kampfmittelräumdienst zum Schutz der Häuser aufgestellt worden. Die Wucht der Explosion war jedoch stärker als kalkuliert.Boris Roessler/dpa

© Boris Roessler/dpa

Aufatmen in Hanau: Die durch die Sprengung einer Weltkriegsbombe entstandenen Gebäudeschäden sind nach Angaben der Stadt geringer als zunächst befürchtet. „Niemand muss über Weihnachten seine Wohnung verlassen“, sagt Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD).

Eine Wohnung in dem am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Mehrfamilienhaus, die wegen des Schadens als unbewohnbar eingestuft wurde, sei derzeit nicht bewohnt, erklärt Stadträtin und Ordnungsdezernentin Isabelle Hemsley (CDU).

Oberste Priorität sind die Menschen

Für den Chef des Kampfmittelräumdienstes ist bei Bombenentschärfungen das Wichtigste, „dass keine Menschen zu Schaden kommen“. Dieses Ziel habe man gemeinsam mit den Einsatzkräften vor Ort und dank der Kooperation der Bürgerinnen und Bürger erreicht, sagt Alexander Majunke. Eine Bombenentschärfung sei immer eine „hochbrisante Situation“. Zu Sachschäden könne es immer kommen.

Wer kommt für die Schäden auf?

Bis in die Nacht am Donnerstag und auch am Freitagmorgen wurden die Arbeiten in dem Bereich fortgesetzt. Dabei ging es unter anderem darum, Gebäude und Wohnungen zu sichern und mögliche Folgeschäden zu verhindern. Über das finanzielle Ausmaß des entstandenen Schadens könne derzeit noch nichts Genaues gesagt werden, sagt Hemsley weiter. Das Land Hessen habe zugesichert, die Kosten zu übernehmen.

„Wenn Schäden durch die Entschärfung entstanden sind, kommt das Land Hessen nach entsprechender Überprüfung dafür auf“, sagt der Sprecher des landesweit für den Kampfmittelräumdienst zuständigen Regierungspräsidiums Darmstadt, Matthias Schaider.

„Ich habe jetzt gerade sowohl mit einigen Eigentümern gesprochen als auch mit der Hausverwaltung und auch dort noch mal zugesichert: Wir unterstützen dort, wo wir können und wir werden dafür sorgen, dass alle Schäden so schnell wie möglich reguliert werden“, berichtet die Stadträtin bei einem Vor-Ort-Termin.

Die Schäden sind weiter sichtbar

In dem Wohngebiet im Stadtteil Großauheim war am Morgen nach der Sprengung wieder Ruhe eingekehrt. Bewohnerinnen und Bewohner waren auf den Straßen kaum zu sehen. Eine Anwohnerin zeigte sich erleichtert. „Gott sei Dank ist bei uns nicht passiert“, sagt sie. Das Gebäude, in dem ihre Wohnung liegt, steht aber auch nicht in unmittelbarer Nähe zu dem Sprengloch. „Aber das Haus da hinten sieht schlimm aus“, sagt sie und zeigt in diese Richtung.

Am Tag danach stehen noch einige verbeulte Stahlcontainer zwischen dem Sprengloch und den Häusern. Insgesamt 15 dieser Container hatte die Stadt dreistöckig zur Abmilderung der Druckwelle vor der Sprengung aufgebaut. „In diesen Containern waren mehrere Tonnen Wasser“, berichtet Hemsley. Zudem habe es einen Evakuierungsradius von 1. 000 Metern gegeben. „Alle diese Maßnahmen haben sich als richtig erwiesen und wir hätten nicht mehr machen können, als das, was wir getan haben“, betont die Stadträtin.

Zu der Frage, warum eine Weltkriegsbombe deutscher Bauart in dem Gebiet lag, wollte sich die Hanauer Stadträtin nicht äußern. Das sei alles spekulativ, sagt sie.

Bombe falsch eingeschätzt

Bei der Sprengung am Donnerstagmittag war die Art der Bombe nach Angaben des Regierungspräsidiums Darmstadt falsch eingeschätzt worden. „Wir sind von einer Brandbombe ausgegangen, es war letztendlich eine Sprengbombe“, sagte Schaider. Die Bombe sei statt mit Phosphor mit Sprengstoff gefüllt gewesen. Die Auswirkungen der Sprengung wären aber in jedem Fall dieselben gewesen. „Entsprechend waren die Vorsichtsmaßnahmen genau die Richtigen.“

Die bisherige Bilanz des Kampfmittelräumdienstes

Vor der Bombensprengung in Hanau wurden in Hessen in diesem Jahr bereits 65 Tonnen Munitions- oder Waffenteile vernichtet. Wegen der Altlasten aus dem letzten Weltkrieg müssen immer wieder Menschen ihre vier Wände bei Evakuierungen verlassen. Bis Anfang Dezember gab es nach Angaben des Regierungspräsidiums Darmstadt 21 Einsätze wegen Fliegerbomben, bei denen es zum Teil auch zu Evakuierungen kam.

Bis Anfang Dezember hatten die Bomben- und Munitionsexperten der Behörde zufolge 924 Einsätze, wovon 325 auf Fundmeldungen zurückgingen. Es wurden 101 Sprengungen bei Munitionsfunden veranlasst. Zudem habe es 5.500 Anfragen zur Auswertung von Luftbildern gegeben.

Die Container haben nach Angaben der Stadt Schlimmeres verhütet.Boris Roessler/dpa

Die Container haben nach Angaben der Stadt Schlimmeres verhütet.Boris Roessler/dpa

© Boris Roessler/dpa

Insgesamt 15 mit Wasser gefüllte Stahlcontainer hatte die Stadt Hanau dreistöckig aufstellen lassen, um die Druckwelle der Sprengung abzumildern.Boris Roessler/dpa

Insgesamt 15 mit Wasser gefüllte Stahlcontainer hatte die Stadt Hanau dreistöckig aufstellen lassen, um die Druckwelle der Sprengung abzumildern.Boris Roessler/dpa

© Boris Roessler/dpa

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