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Wassershow-Unfall im Europa-Park – Fehler eingeräumt

Nach dem Unfall bei einer Wassershow im Europa-Park werden vor Gericht Versäumnisse deutlich. Der Angeklagte gesteht Fehler ein, beruft sich jedoch auch auf alte Abläufe und Vorgaben des Europa-Parks.

Von dpa

12.11.2025

Im Prozess wegen eines Unglücks im Europa-Park werden Versäumnisse deutlich.Uli Deck/dpa

Im Prozess wegen eines Unglücks im Europa-Park werden Versäumnisse deutlich.Uli Deck/dpa

© Uli Deck/dpa

Nach einem dramatischen Unglück während einer Wassershow im Europa-Park in Rust mit mehreren Verletzten hat ein Mann vor dem Amtsgericht Ettenheim Fehler beim Aufbau der Show eingestanden. Der 45-Jährige war als Geschäftsführer einer vom Europa-Park engagierten Fremdfirma für den Aufbau verantwortlich gewesen und ist wegen gefährlicher Körperverletzung in acht Fällen angeklagt. Vor den Augen der Zuschauer war im Sommer 2023 ein Wasserbecken im Rahmen der Show „Retorno dos Piratas“ gerissen, Sprungtürme stürzten ein. Sechs Artisten und zwei Besucher waren verletzt worden. Ein Urteil soll am 4. Dezember gesprochen werden.

Weniger Schrauben als vorgeschrieben

Beim Aufbau der Sprungtürme und diverser Etagen aus Blechplatten seien weniger Schrauben als vorgeschrieben und teils keine Unterlegscheiben verwendet worden, sagte der 45-Jährige zum Auftakt der Verhandlung. Er habe aber die ganze Show und das Prozedere des Aufbaus von einer Vorgängerfirma übernommen, die zuvor schon viele Jahre für den Europa-Park tätig gewesen sei. Der Aufbau sei im Europa-Park immer so gemacht worden - so auch im Jahr 2023 unter seiner Leitung, als das Unglück geschah. Der Richter ließ das nicht gelten. „Es gab eine Montageanleitung, da gibt es keine Diskussion“, sagte Richter Wolfram Wegmann zum Angeklagten.

Sprungtürme und Becken nicht richtig verankert?

Der Angeklagte sagte auch aus, dass die Sprungtürme beziehungsweise vor allem das Becken gemäß Montageanleitung eigentlich auf dem Boden des künstlichen, zum Europa-Park gehörenden Sees hätten verankert werden müssen, in dem das Wasserbecken stand. Das habe der Europa-Park aber untersagt, um die Dichtigkeit des Sees nicht zu gefährden. Stattdessen sei mit Sandsäcken gesichert worden. Der Europa-Park wollte sich zu diesen und weiteren Aussagen im Prozess mit Blick auf das laufende Verfahren nicht äußern. 

Auch sei während der Show immer wieder Dekoration - etwa Tische am Rande des Beckens - ins Wanken gekommen. Darauf habe man jedoch auch den Europa-Park aufmerksam gemacht, sagte der Angeklagte und ließ eine Whatsapp-Nachricht verlesen. Er verwies im Verlauf des Prozesses immer wieder darauf, dass er mit langjährigen Mitarbeitern zusammengearbeitet habe und die Show in den vielen Jahren vor dem Unfall immer nach dem gleichen Muster aufgebaut worden sei. „Wir haben das immer so gemacht.“ 

Richter Wolfram Wegmann zeigte sich ungehalten und fragte mehrfach, ob sich der 45-Jährige nie Gedanken gemacht habe wegen der nicht vorschriftsmäßigen Montage. „Eins ist klar: Wenn sich der TÜV das angeschaut hätte, dann hätte der gesagt „nee“.“ 

Zwei Polizisten berichteten als Zeugen, dass die Polizei nicht sofort nach dem Unglück gerufen worden war. Der seinerzeit diensthabende Polizist sagte aus, dass die Polizei von einem Medium angerufen und auf das Unglück aufmerksam gemacht worden sei - vorher habe man davon keine Kenntnis gehabt. Die Polizei traf den Angaben zufolge erst eine Stunde nach dem Unglück ein. Da seien die Aufräumarbeiten bereits in vollem Gange gewesen. Er habe den Ort dann beschlagnahmt, um mögliche Hinweise auf den Hergang zu sichern.

„Eins ist klar: Wenn sich der TÜV das angeschaut hätte, dann hätte der gesagt „nee““, so der Richter. Uli Deck/dpa

„Eins ist klar: Wenn sich der TÜV das angeschaut hätte, dann hätte der gesagt „nee““, so der Richter. Uli Deck/dpa

© Uli Deck/dpa

Europa-Park betont regelmäßige Kontrollen

Wie ein Sprecher des Europa-Parks am Tag vor dem Prozess erläutert hatte, arbeitet der Park seit mehr als zehn Jahren mit der Firma zusammen und tut dies auch weiterhin. „Seit 2024 wird wieder eine Show mit weiteren technischen Modifikationen am Becken präsentiert“, sagte der Sprecher. Neben täglichen Sicherheitskontrollen werde gemeinsam mit dem TÜV jede Attraktion vor Inbetriebnahme kontrolliert. Das sei auch bei den Aufbauten für die Wassershow der Fall gewesen. 

Seit jeher stehe die Sicherheit im Mittelpunkt, sagte der Sprecher und verwies auf ein umfassendes Sicherheitskonzept. Sämtliche Achterbahnen und alle weiteren Attraktionen würden jährlich vom TÜV überprüft. Hinzu kämen täglich interne Kontrollen vor Parköffnung. Das bei dem Unfall gerissene Wasserbecken, die Sprungvorrichtungen und auch die Artisten gehörten zu der engagierten Fremdfirma. 

Für die Show „Retorno dos Piratas“ waren damals insgesamt zehn Artisten tätig. Sie waren über eine französische Firma im Europa-Park beschäftigt gewesen. Die Athleten hatten dabei Extrem- und Synchronsprünge gezeigt. Nach dem Unglück war das Gastspiel vorzeitig beendet worden.

Bei dem Unfall im größten Freizeitpark in Deutschland waren im August 2023 mehrere Menschen verletzt worden. (Archivbild) Pascal Czech/dpa

Bei dem Unfall im größten Freizeitpark in Deutschland waren im August 2023 mehrere Menschen verletzt worden. (Archivbild) Pascal Czech/dpa

© Pascal Czech/dpa

Immer wieder Unfälle in Freizeitparks

In Freizeitparks kommt es immer mal wieder zu Unfällen oder außerplanmäßigen Ereignissen, so auch im Europa-Park in Rust. Im September diesen Jahres verunglückte dort ein 31-Jähriger bei Wartungsarbeiten an der Wasserachterbahn „Poseidon“ und verletzte sich schwer. Im Juni 2023 wurden bei einem Großbrand in dem Park mehrere Fahrgeschäfte schwer beschädigt. Im August 2018 fuhr eine voll besetzte Schwebebahn des „Europa-Park Express“ auf eine leere Bahn auf. Zwei Menschen wurden leicht verletzt.

Angeklagter räumt Fehler ein.Uli Deck/dpa

Angeklagter räumt Fehler ein.Uli Deck/dpa

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