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Hebammen werden anders bezahlt - was das für Familien heißt

Kurze Hausbesuche werden unattraktiv, Kurse könnten gekürzt werden: Für freiberufliche Hebammen gelten ab dem 1. November neue Abrechnungsregeln. Ein Modell ist besonders betroffen.

Von dpa

31.10.2025

Kurze Hausbesuche werden für Hebammen unattraktiver. (Archivbild)Annette Riedl/dpa

Kurze Hausbesuche werden für Hebammen unattraktiver. (Archivbild)Annette Riedl/dpa

© Annette Riedl/dpa

Thüringer Hebammen warnen angesichts einer neuen Gebührenordnung vor Einschnitten in der Versorgung. „Es kann davon ausgegangen werden, dass viele Hebammen gänzlich aus dem Beruf ausscheiden“, sagte die Vorsitzende des Hebammenlandesverbands Thüringen, Diana Schmidt. Die Versorgung für die Familien sei generell gefährdet und das Angebot der Hebammen werde sich deutlich schmälern. 

Hintergrund ist eine neue Gebührenordnung für freiberufliche Hebammen, die am 1. November in Kraft tritt. Zwar steigen die Stundensätze für freiberufliche Hebammen deutlich an, statt Pauschalen müssen die Hebammen aber künftig in Zeiteinheiten von fünf Minuten abrechnen. 

Was die neue Gebührenordnung konkret bedeutet

Das bedeuten die neuen Regeln laut Schmidt für einzelne Leistungen von freiberuflichen Hebammen: 

  • Hausbesuche: Durch das neue System lohnen sich Hausbesuche laut Schmidt erst ab einer Dauer von 40 Minuten. Das bedeute: „Bei kurzen Besuchen, wenn man zum Beispiel nur einen wunden Popo angucken muss, verdienen Hebammen weniger als jetzt mit der Pauschale.“
  • Kurse: Auch bei Geburtsvorbereitungskursen und anderen Kursen drohen nach Angaben von Schmidt Einschnitte. Hintergrund sei, dass Hebammen künftig Abwesenheiten von Teilnehmern nicht mehr privat in Rechnung stellen können. „Sie bleiben dann auf den Kurskosten sitzen.“ Es sei daher wahrscheinlich, dass Kursangebote künftig gekürzt würden.
  • Beleghebammen: Besonders trifft die neue Ordnung freiberufliche Hebammen, die in Kliniken Geburten betreuen, ohne dort angestellt zu sein - sogenannte Beleghebammen. Laut Schmidt müssen sie Verdiensteinbußen von 20 bis 30 Prozent hinnehmen. In Thüringen gebe es aktuell an 5 von 19 Geburtskliniken Beleghebammenteams. Es sei zwar nicht davon auszugehen, dass diese ihre Arbeit komplett einstellten. Es gebe aber bereits einzelne Kündigungen.

Die Vorsitzende des Hebammenlandesverbandes Thüringen, Diana Schmidt, warnt vor der neuen Gebührenordnung. (Archivbild)Annett Gehler/dpa

Die Vorsitzende des Hebammenlandesverbandes Thüringen, Diana Schmidt, warnt vor der neuen Gebührenordnung. (Archivbild)Annett Gehler/dpa

© Annett Gehler/dpa

Versorgung aktuell noch gut - aus diesem Grund 

Generell sei die Versorgung mit Hebammen in Thüringen noch gut, sagte Schmidt weiter. Das hänge auch mit der sinkenden Geburtenrate zusammen. Bundesweit habe aber eine Umfrage ergeben, dass 44 Prozent der Hebammen mit dem Gedanken spielten, den Job zu verlassen. „Wenn immer weniger Hebammen zur Verfügung stehen, haben wir ein Problem in der Versorgung.“ Schon heute werde es etwa in Nord- oder Ostthüringen schwieriger, weil dort auch Geburtskliniken geschlossen hätten. 

Zählungen, wie viele Hebammen in Thüringen freiberuflich arbeiten, gebe es nicht, sagte Schmidt weiter. Es gebe auch noch angestellte Hebammen. Hier habe die Attraktivität nicht gelitten, auch weil es im April eine Tariferhöhung gegeben habe. Angesichts der Schließungen von Geburtskliniken und des Geburtenrückgangs gebe es hier aber perspektivisch auch weniger Stellen.

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