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Frankfurt plant 2.000 neue P+R-Plätze im Stadtgebiet

Staus, Parkplatzsuche und volle Straßen: Frankfurts neues Park-and-Ride-Konzept soll für eine entspanntere Verkehrssituation sorgen. Ab wann ist allerdings unklar.

Von dpa

25.09.2025

Tausende Autos pendeln täglich in die Mainmetropole. Arne Dedert/dpa

Tausende Autos pendeln täglich in die Mainmetropole. Arne Dedert/dpa

© Arne Dedert/dpa

Rund 460.000 Menschen pendeln täglich nach Frankfurt am Main – ein Großteil von etwa 60 Prozent von ihnen mit dem Auto. Wer nicht nah an einem Bahnhof wohnt, ist zumindest für einen Teil der Strecke häufig auf den eigenen Wagen angewiesen.

Damit stößt das Verkehrssystem der Stadt seit Jahren an seine Belastungsgrenzen. Um mehr berufstätige Pendlerinnen und Pendler, aber auch Besucher kultureller Einrichtungen oder Einkaufstouristen zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr mit der U- oder S-Bahn zu bewegen, will die Stadt Frankfurt das Angebot an Park-and-Ride-Plätzen (P+R) deutlich ausbauen. Ein neues Konzept sieht rund 2.000 zusätzliche Stellplätze an mehreren Standorten im Stadtgebiet vor.

Viele Jahre Stillstand

Die Diskussion um zusätzliche Stellflächen in Frankfurt schwelt seit Langem. „Seit drei Jahrzehnten hat Frankfurt keine neuen Park+Ride-Kapazitäten 
geschaffen. Umso wichtiger ist das nun vorliegende Konzept, das erstmals 
größere und leistungsfähigere Anlagen vorsieht“, sagte Lukas Berkel, 
Verkehrsexperte des ADAC Hessen-Thüringen.

Auch die Stadt ist sich des langen Stillstands bewusst und will mit dem neuen Konzept den „Ball wieder aufnehmen und ins Rollen bringen“. Das Problem an P+R aber ist: „Das macht immer jeder für den anderen. Also auf einem Frankfurter Park+Ride-Platz stehen keine Frankfurter, sondern da stehen die Leute von außerhalb“, sagte Heiko Nickel, Leiter Strategische Verkehrsplanung, Dezernat für Mobilität der Stadt Frankfurt. So habe man als Kommune zusätzliche Kosten und ziehe sich Verkehr heran. 

Zudem gab es durch zu hohe Kosten und Tarifgrenzen im öffentlichen Personennahverkehr aus seiner Sicht eine Schieflage. Durch die Einführung des Deutschlandtickets sei P+R wieder attraktiver geworden. Das Deutschlandticket sei ein „Gamechanger und hat schon jetzt das Verkehrsverhalten verändert“, sagte Nickel.

Das Konzept erntet Lob und Kritik. Arne Dedert/dpa

Das Konzept erntet Lob und Kritik. Arne Dedert/dpa

© Arne Dedert/dpa

Die Stadt Frankfurt habe allerdings jetzt ihre „Hausaufgaben gemacht“ und man hoffe, dass auch andere Kommunen neue Konzepte für den Autoverkehr in der Region erarbeiteten. Langfristiges Ziel sei es, das Angebot für Autofahrerinnen und Autofahrer attraktiv zu machen, ohne den Autoverkehr selbst zusätzlich zu fördern.

Vom Ausbau der P+R-Anlagen profitiere Frankfurt ebenso wie die Region, sagte dazu Frankfurts Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). Die Vorteile für die Menschen im Umland lägen auf der Hand: „kaum Parkplatzsuche und keine Staus im Berufsverkehr“. Und auch für Frankfurt gelte: „mehr Platz auf den Straßen für jene Menschen, die das Auto wirklich brauchen, bessere Luft und weniger Lärm“.

Zwei Standorte haben Priorität

Als besonders wichtig gelten die Standorte Römerhof und Borsigallee. Dort sollen rund 1.200 neue Stellplätze entstehen und damit die größten Pendlerströme aus der Region aufgefangen werden. Aktuell bestehen an der Borsigallee bereits 901 Plätze auf vier Ebenen. 

Auch die Areale Taunusblick, Kalbach und Frankfurter Berg wurden in die Planungen aufgenommen. Sie liegen nach Angaben der Stadt verkehrlich günstig, ihre Realisierung erfordert jedoch noch umfassende Voruntersuchungen zur planungs- und naturschutzrechtlichen Machbarkeit. Ein Ausbau dort könnte weitere 836 Stellplätze bringen.

An der Borsigallee im Osten der Stadt sollen als erstes zusätzliche Plätze entstehen. Arne Dedert/dpa

An der Borsigallee im Osten der Stadt sollen als erstes zusätzliche Plätze entstehen. Arne Dedert/dpa

© Arne Dedert/dpa

Neben langfristigen Projekten setzt die Stadt auf kurzfristige Übergangslösungen. Bereits seit März 2025 gibt es etwa eine P+R-Kooperation mit dem Hessen-Center. Auch Kombinationen mit Veranstaltungsparkplätzen, etwa am Stadionstandort Gateway Gardens, würden geprüft – nicht zuletzt mit Blick auf die geplante Multifunktionsarena an dem Standort.

Wann genau mit dem Ausbau begonnen werden kann, ist allerdings unklar. Zuvor müssten noch Bau- und Finanzierungsvorlagen erarbeitet und letztlich die Stadtverordnetenversammlung zustimmen. „Wir reden nicht von Jahrzehnten“, sagte dazu Mobilitätsdezernent Siefert.

Zustimmung und Kritik

Der ADAC begrüßt das neue Konzept. Es sei eine solide Grundlage, um die Innenstadt zu entlasten. Klar sei jedoch, dass auch die bereits bestehenden Kapazitäten ebenso gepflegt und ausgebaut werden müssten. „Die Stadt Frankfurt hat täglich etwa 400.000 Einpendler, von denen 60 Prozent mit dem Pkw unterwegs sind. Aufgrund des weiteren Bevölkerungswachstums wird der Druck auf die Straßen weiter zunehmen“, sagte ADAC-Experte Berkel. 

Lob kommt ebenfalls von der Interessengemeinschaft CITYHandel des Handelsverbandes Hessen: „Wer im wachsenden Frankfurt einkauft oder arbeitet, muss bequem und stressfrei in die Stadt kommen können“, sagte der Sprecher der Gemeinschaft, Joachim Stoll. Der Bedarf sei da – „sowohl für Beschäftigte als auch für die Kundinnen und Kunden“. Wichtig sei aber, „dass die neuen Stellplätze nicht nur geplant, sondern auch kurzfristig umgesetzt werden“.

Nur einen Tropfen auf dem heißen Stein sieht allerdings Mathias Biemann, Sprecher der Regionalgruppe Rhein-Main des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in dem Vorhaben. Etwa 2.000 zusätzliche Stellplätze „wären ein Angebot für weniger als 2 Prozent der Pendlerinnen und Pendler“, führte er aus.

Er sieht eine bessere Alternative in einem Netz von kleineren Parkplätzen im Umland, die an einer leistungsfähigen ÖPNV-Achse liegen. Diese „wären ein sinnvolles Angebot und umweltverträglicher als neue Monsterparkhäuser im überlasteten Stadtgebiet von Frankfurt“.

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