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Feuchtsalz und Frühschicht: Wie sich der Winterdienst rüstet

Schnee und Eis können kommen. Rund 1.000 Mitarbeitende und 390 Streu- und Räumfahrzeuge stehen für die Bundes-, Landes- und Kreisstraßen in Hessen bereit.

Von dpa

10.11.2025

Der Winter kann kommen: In wenigen Minuten bringen Mitarbeiter des Winterdienstes einen Schneepflug an einem Lkw an.Michael Bauer/dpa

Der Winter kann kommen: In wenigen Minuten bringen Mitarbeiter des Winterdienstes einen Schneepflug an einem Lkw an.Michael Bauer/dpa

© Michael Bauer/dpa

Schnee und Eis lassen sich derzeit zur Freude der Autofahrer zwar noch Zeit. Doch der Winterdienst in Hessen steht schon in den Startlöchern. Zwischen einem gut gefüllten Streusalzlager und einsatzbereiten Räumfahrzeugen macht die zuständige Straßenbehörde Hessen Mobil deutlich: Schnee und Eis können kommen. Hessen ist gerüstet.

Rund 1.000 Mitarbeitende und etwa 390 Streu- und Räumfahrzeuge stehen bereit, um die rund 15.200 Kilometer Bundes-, Landes- und Kreisstraßen in Hessen sicher befahrbar zu halten. „Unsere Straßenmeistereien sind gut vorbereitet, damit die Hessinnen und Hessen sicher zur Arbeit oder in die Schule kommen“, sagte Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) beim offiziellen Startschuss in die neue Winterdienstsaison in der Straßenmeisterei Lauterbach im Vogelsberg. 

Wie viel Salz wird pro Jahr verbraucht?

Tatsächlich liegen in den 46 Straßenmeistereien landesweit rund 90.000 Tonnen Salz bereit. Im vergangenen Winter reichten 65.000 Tonnen. Eingesetzt wird vor allem sogenanntes Feuchtsalz, das nach Angaben von Hessen Mobil besser haftet und in geringeren Mengen wirkt. Wer möchte, kann den Salzverbrauch sogar online verfolgen – per „Salzticker“.

Was ist Feuchtsalz?

Um den Salzverbrauch und damit die Umweltbelastung möglichst niedrig zu halten, setzt der hessische Winterdienst auf Feuchtsalz. Dabei wird trockenes Auftausalz mit einer Salzlösung angefeuchtet. Mit computergestützter Steuerung wird dieses Hilfsmittel im Verhältnis von 70 Prozent Auftausalz und 30 Prozent Sole gemischt und auf die Straße gebracht.

In dem Soleerzeuger wird trockenes Auftausalz mit Wasser gemischt und bei Erreichen der richtigen Konzentration schließlich in große Tanks gefüllt. Michael Bauer/dpa

In dem Soleerzeuger wird trockenes Auftausalz mit Wasser gemischt und bei Erreichen der richtigen Konzentration schließlich in große Tanks gefüllt. Michael Bauer/dpa

© Michael Bauer/dpa

Wie lange sind die Streufahrzeuge bei Schnee und Eis unterwegs?

Wenn es nötig ist, sind die Streufahrzeuge zwischen 3.00 Uhr und 22.00 Uhr auf den hessischen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen unterwegs, wie Betriebsleiter Rupert Pfeiffer erklärt. Ziel ist es, dass die wichtigsten Straßen ab 6.00 Uhr beim Beginn des morgendlichen Berufsverkehrs befahrbar sind. 

Wie geht der Winterdienst vor?

Der Winterdienst setzt auf vorbeugendes Streuen nach der Devise: Je früher die Straßenmeistereien streuen, desto weniger Salz benötigen sie. „Wir bekämpfen die Glätte, bevor sie eintritt“, erklärt Pfeiffer. Die Straßenmeistereien benötigen im Schnitt zwei bis drei Stunden, um ihr jeweiliges Gebiet abzufahren. Eine wichtige Grundlage für ihre Arbeit liefern spezielle Vorhersagen, die der Deutschen Wetterdienst (DWD) für den Winterdienst erstellt.

Und was ist mit Radwegen?

Beim Streuen gibt es laut Pfeiffer eine Priorisierung: Je wichtiger die Strecke für den allgemeinen Verkehr ist, desto höher ist ihre Priorität. Auch einige Radwege werden gestreut. Allerdings nur, wenn sie nach Angaben des Betriebsleiters auch bei winterlichen Verhältnissen „verkehrswichtig“ sind. Um herauszufinden, welche Wege das sind, wird laut Pfeifer an schneefreien Wintertagen gezählt, wie viele Radlerinnen und Radler auf einer bestimmten Strecke unterwegs sind.

Was rät der Winterdienst den Autofahrern?

Trotz aller Technik bleibt der Winterdienst eine Herausforderung. Ein Räumfahrzeug ist bis zu vier Meter breit und wiegt rund 23 Tonnen. Und auch mit pausenlosen Einsätzen lasse sich nicht jederzeit „Sommer auf der Straße“ herstellen, wie Pfeiffer warnt. Sein Appell: das eigene Auto winterfit machen, Tempo drosseln, Abstand halten.

Wer streut in kleineren Orten und größeren Städten?

Der Winterdienst von Hessen Mobil streut in der Regel auch die wichtigen Durchfahrtstraßen von kleineren Städten und Gemeinden. Städte mit mehr als 80.000 Einwohnern sind Pfeiffer zufolge selbst für die Räumung ihrer Straßen zuständig. Bei Kommunen zwischen 30.000 und 80.000 gebe es dann jeweils Zwischenlösungen je nach Art der Straße oder auch Absprachen zwischen den jeweiligen Straßenmeistereien, erklärt er.

Wie ist der Winterdienst in Kassel geregelt?

Bei Eis und Schnee sorgen nach Angaben der Stadt Kassel rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Winterdienst im Stadtgebiet. Bei Winterwetter rücken die Teams im Schichtdienst aus, das heißt, sie sind regulär von 4.00 bis 21.00 Uhr und in Notfällen rund um die Uhr im Einsatz.​ Der Salzverbrauch schwankt zwischen 1.500 und 2.500 Tonnen pro Saison.

Wiesbaden

In der Landeshauptstadt zählt das Winterdienst-Team über 170 Mitarbeitende. Diese sind nach Angaben der Stadt bei Schnee und Eis in der Regel ab 6.00 Uhr unterwegs, je nach Wetterlage auch schon früher. Der Salzverbrauch lag im vergangenen Jahr bei etwa 2.000 Tonnen, wobei die Werte den Angaben zufolge abhängig von der jeweiligen Wetterlage sind. 

Fulda

In Fulda zählt der Winterdienst rund 85 Mitarbeiter. In der Domstadt werden nach Angaben der Stadtverwaltung grundsätzlich 24 Stunden im Winterdienst abgedeckt. Die Frühschicht ist von 0.00 Uhr bis 12.00 Uhr im Einsatz und die Spätschicht von 12.00 Uhr bis 0.00 Uhr. Die jährlich ausgebrachten Salzmengen schwanken bisweilen stark. Durchschnittlich werden rund 800 Tonnen Salz auf die Straßen gestreut.

Gießen

In Gießen werden nach Angaben der Stadt bei einem Volleinsatz 90 Mitarbeitende für den Winterdienst benötigt. Die Regeleinsatzzeit ist von 4.00 Uhr bis 22.00 Uhr. Bei Bedarf werden die Straßen ab 2.30 Uhr kontrolliert. Der Salzverbrauch der letzten zwei Jahrzehnte bewegte sich zwischen 50 und fast 1.200 Tonnen. Der rechnerische Durchschnitt liegt bei rund 380 Tonnen. Etwa 1.000 Tonnen hat der Gießener Winterdienst eingelagert.

Darmstadt

Der Darmstädter Winterdienst ist in der bevorstehenden Saison mit rund 145 Beschäftigten im Einsatz. Gestreut wird nach Angaben der Stadt zwischen 3.00 und 22.00 Uhr. Der durchschnittliche Salzverbrauch der vergangenen vier Jahre lag bei etwa 300 Tonnen pro Saison pro Jahr.

Die Streusalzlager sind laut Straßenbehörde Hessen Mobil gut gefüllt, der Winterdienst ist für die neue Saison vorbereitet.Michael Bauer/dpa

Die Streusalzlager sind laut Straßenbehörde Hessen Mobil gut gefüllt, der Winterdienst ist für die neue Saison vorbereitet.Michael Bauer/dpa

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