Chemikalien und Müll: Aufräumarbeiten im Drogenlabor dauern
Überall Müll, tonnenweise Chemikalien und ein beißender Gestank: In Nauen haben Ermittler ein riesiges Drogenlabor ausgehoben. Der Abbau wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
In der Halle haben Ermittler ein Drogenlabor ausgehoben.Michael Ukas/dpa
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Selbst erfahrene Ermittler staunen über die Dimension des illegalen Drogenlabors im brandenburgischen Nauen - die Aufräumarbeiten der Einsatzkräfte werden noch Tage in Anspruch nehmen. „Wir werden ab morgen mit dem Abtransport der Chemikalien und des Mülls beginnen“, sagte ein Sprecher des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg. Es müsse geklärt werden, welche Chemikalien beprobt werden müssten, welche entsorgt werden könnten und welche für die Beweisführung wichtig seien.
Die Beamten der Zollfahndung sollen nach Angaben des Sprechers dabei unter anderem von der Feuerwehr unterstützt werden. Sie tragen Gasmasken und Schutzanzüge. Wann die Arbeiten beendet sein sollen, ließ der Sprecher offen. „Wir stellen uns eventuell auf einen längeren Zeitraum ein.“ Das wichtigste sei, dass vor Ort niemand zu Schaden komme und Beweise gerichtsfest gesichert werden können.
Zwei Verdächtige festgenommen
Auf einem Industriegelände in Nauen (Landkreis Havelland) hatten Ermittler am Mittwoch in einer angemieteten Lagerhalle das riesige Drogenlabor entdeckt. Dessen Dimension, sei „schon sehr beeindruckend“, sagte der Zoll-Sprecher. Bei einem mehrstündigen Großeinsatz hatten Polizei und Zollfahndungsamt das Labor durchsucht. Die Ermittler stießen auf rund 100 Kilogramm fertig hergestellter Drogen und tonnenweise andere Chemikalien. Sie stellten mehr als 200.000 Euro in bar sicher.
Zwei Verdächtige im Alter von 41 und 50 Jahren wurden nach Angaben des Sprechers festgenommen. Gegen beide ist laut Staatsanwaltschaft Haftantrag beim Amtsgericht Nauen gestellt worden. Der Haftrichter muss noch heute entscheiden, ob die Verdächtigen in Untersuchungshaft kommen.
Er könne sich nicht vorstellen, dass die beiden Männer allein ein solches Labor hätten betreiben können, sagte Einsatzleiter Henner Grote. „Das werden jetzt die Ermittlungen zeigen.“ Die beiden waren am Mittwoch im Bereich der Halle in einem Wohnobjekt angetroffen worden. Beide ließen sich nach Grotes Angaben „widerstandslos festnehmen“.
Einsatzleiter: So ein Labor noch nie gesehen
Belastbare Mengenangaben zur genauen Dimension des Fundes werde es frühestens in der nächsten Woche geben, sagte der Zoll-Sprecher. Die Stoffe müssten verladen und untersucht werden, dabei müsse aber auch die Gesundheit der Ermittler im Blick behalten werden.
„Man kann sich dieses Labor nicht wie ein Labor in einer Universität vorstellen“, ergänzte der Einsatzleiter. Es liege „unheimlich viel Müll vor Ort rum“. Die Täter hätten Container voll Müll dort gelagert. Die halbe Halle sei vermüllt, auch anliegende Garagen seien betroffen. „Das Besondere ist die Größe: Ich mache die Arbeit seit über 30 Jahren. Ich habe so ein Labor noch nie gehabt“, sagte Grote.
Das illegale Drogenlabor ist den Ermittlern zufolge riesig.Michael Ukas/dpa
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Laut Zollfahndungsamt wurden die Drogen 3-CMC und 4-CMC gefunden. Sie gehörten zu den Amphetaminen und seien als Partydroge einzustufen, sagte der Sprecher. Neben den bereits fertigen Drogen seien große Mengen an chemischen Stoffen entdeckt worden, die für die Herstellung benötigt werden.
An der Razzia unter der Federführung des Zollfahndungsamtes waren nach den Angaben rund 150 Beamte und Beamtinnen unter anderem von der Bundespolizei beteiligt. Dem Einsatz gingen langwierige Ermittlungen voraus, wie es hieß. Zuständig ist die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder).
Drogenlabore insbesondere im Berliner Umland
Einsatzleiter Grote, der seit Jahrzehnten bei der Drogenfahndung arbeitet, sieht synthetische Drogen stark auf Vormarsch. Berlin mit seiner Partyszene sei der Hotspot für aufputschende Partydrogen. Drogenhersteller würden deshalb öfter rund um Berlin ihre Labore aufbauen. Hier fühlten sie sich abgeschottet, sagte Grote. Zudem seien angemietete Hallen in Brandenburg meist günstiger als in Berlin.
Zuletzt war im Januar bei einer großangelegten Durchsuchungsaktion in einer Garage in Brielow in der brandenburgischen Gemeinde Beetzsee (Landkreis Potsdam-Mittelmark) ein professionell eingerichtetes Labor ausgehoben worden. Dort wurden synthetische Drogen hergestellt. Es wurden mehr als 21 Kilogramm mutmaßliches Amphetamin und weitere Substanzen gefunden, wie es in einer Mitteilung von Staatsanwaltschaft und Zollfahndungsamt hieß.